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Vor einem halben Jahr geschah der Amoklauf in Winnenden. Die Politik reagierte mit einer Verschärfung der Waffengesetze. Schützen, Jäger und Waffensammler protestieren.

Forst/Bruchsal - Vor einem halben Jahr geschah der Amoklauf in Winnenden. Die Politik reagierte mit einer Verschärfung der Waffengesetze. Schützen, Jäger und Waffensammler fühlen sich nun in ihrer Freiheit beschränkt. Ein Besuch an der Basis.

Die Botschaft, die da in großen Lettern auf die Leinwand geworfen wird, ist einfach und damit einprägsam. "Wer kämpft, kann verlieren. Wer nicht kämpft, hat schon verloren." Aber die, die hier sind, wollen kämpfen. Für ihr Hobby, für ihre Sichtweise der Dinge. Und keiner soll mehr sagen, Schießen sei eine Randsportart. Normalerweise fasst die Stadthalle von Forst gut 500 Besucher. Jetzt aber sind es gut 1200, die an diesem Abend in das Dorf unweit von Bruchsal strömen. Stühle gibt es in der Halle schon bald keine mehr, nur Stehplätze. Die Luft ist stickig. "Hinsetza", brüllt einer, der schon länger da ist. "Hey du, gang fort", ruft ein anderer, dem der Blick auf die Bühne versperrt wird.

Die Atmosphäre passt zur aufgeladenen Stimmung. "Wir fühlen uns diskriminiert", sagt Erhard Kaiser, Kreisschützenmeister aus Pforzheim: "Es kann doch nicht sein, dass über zwei Millionen Sportschützen in Deutschland unter Generalverdacht gestellt werden." Kein Zweifel: Die Entscheidungen der Bundesregierung, die Waffengesetze zu verschärfen, ereignisunabhängige Kontrollen bei jedem Waffenbesitzer einzuführen und Jugendlichen erst mit 18 Jahren (und nicht mehr mit 14) das Schießen mit großkalibrigen Waffen zu ermöglichen, empfinden die Legal-Waffenbesitzer, wie sie sich nennen, als nicht hinnehmbare Breitseite gegen ihre Bewegungsfreiheit. Kaiser und seine Kollegen aus anderen Schützenkreisen haben deshalb den Abend organisiert. Sie haben Plakate drucken lassen und Handzettel verteilt, haben die Basis bis hinauf in die Pfalz mobilisiert für eine Veranstaltung, die der Information und der Diskussion mit der Politik über das neue Waffengesetz dienen soll, die vielfach aber der Verlesung einer Anklageschrift gleicht.

Draußen im Foyer der Halle, die den Charme der 60er Jahre atmet, liegen Unterschriftenlisten aus. Daneben wird für die - so wörtlich - "freiheitsliebenden Bürger" aufgelistet, was die Parteien zum Thema Waffengesetz denken. Spätestens der Zusatz "2009 ist Wahljahr. Machen Sie Ihr Kreuz an der richtigen Stelle" macht klar: Hier geht es nicht nur um Sachfragen, hier geht es auch um Stimmungsmache.

Drinnen in der Halle, wo der Faschingsverein und die DRK-Ortsgruppe ihre Vereinskasse aufbessern und lauwarme Bockwürste sowie das Export-Bier der regionalen Brauerei verkaufen, wird das schnell spürbar. "Wir sind weder Mörder noch Kriminelle. Und wir verbitten es uns, in diese Ecke gestellt zu werden", sagt ein Verbandsvertreter. Man verhalte sich "gesetzestreu", mache eine "verantwortungsvolle Jugendarbeit, vermittle den jungen Menschen "endlich wieder Werte". Und so schlimm der Amoklauf mit den 16 Toten von Winnenden auch sei, "es kann nicht angehen, dass wir wegen des Missverhaltens einer Person unseren Sport nicht mehr ausüben dürfen".