Bei der Suche nach dem Käfer werden auch Spürhunde eingesetzt. Foto: factum/Bach

Wegen des Asiatischen Laubholzbocks müssen von Amts wegen etliche Laubbäume fallen. So fordert es eine EU-Verordnung.

Hildrizhausen - Der Baumtod ist so dick wie ein kleiner Finger und misst vier Zentimeter. Sein Panzer ist schwarz und weiß gepunktet. Seinetwegen „wird Hildrizhausen womöglich nicht mehr aussehen wie zuvor“, sagt der Böblinger Landrat Roland Bernhard. Denn wo der Asiatische Laubholzbockkäfer seine beeindruckenden Fühler ausstreckt, wächst buchstäblich kein Baum mehr. Der aus Ostasien eingeschleppte Schädling befällt scheinbar wahllos vor allem Laubbäume. Ihr Absterben ist dann unausweichlich, sei es, weil die Larven des Insekts die Stämme aushöhlen, sei es, weil deren Tod von Amts wegen angeordnet wird.

Am 5. August ist in der Gemeinde Hildrizhausen der erste der Schädlinge gesichtet worden. 13 weitere kamen seither dazu. Sie sind von Spezialisten mehrerer Behörden gefunden oder in Fallen gefangen worden. Die Fachleute untersuchen derzeit jeden Baum in Hildrizhausen, mit Ausnahme der Eichen. „Die schmecken dem Käfer aus irgendeinem Grund nicht“, sagt Hermann Maier vom Regierungspräsidium. Befallene Bäume werden sofort gefällt. Acht waren es bisher, ausschließlich Ahornbäume. Wesentlich mehr werden folgen.

Im Umkreis von 100 Meter fallen Bäume

Um die Gefahr einer Ausbreitung des Schädlings zumindest zu begrenzen, hat die EU im Fall eines Fundes strenge Regeln erlassen. Im Umkreis von 100 Meter um den Fundort müssen sämtliche Laubbäume gefällt werden, die der Exot bevorzugt befällt. 16 Arten stehen auf einer Liste. Auch Obstbäume verschont der Käfer nicht. Allerdings sind sie weit seltener betroffen und dürfen deshalb innerhalb jener 100-Meter-Zone stehenbleiben, es sei denn, sie sind bereits befallen. Im Umkreis von zwei Kilometern um einen Käferfund gelten weitere Regeln. Zu ihnen zählt, dass kein Holz aus dieser Quarantänezone geschafft werden darf, was in einer ländlichen Gegend wie Hildrizhausen die Grundstückseigentümer durchaus hart treffen kann. Viele machen ihr Brennholz selbst.

Die strengen Regeln sind Resultat der Erfahrungen vor allem in Nordamerika. In und um die Großstädte sind dort ein Drittel der Laubbäume vom asiatischen Schädling befallen. Auf 650 Millionen Dollar werden die Schäden geschätzt, die erzwungene Fällungen verursacht haben oder noch verursachen werden. Städte sind zuvorderst betroffen, weil der asiatische Holzbock zumeist mit Paletten- oder Verpackungsholz eingeschleppt wird. Zwar muss dieses Holz per Gesetz frei von Schädlingen sein, allerdings scheuen offenbar viele Lieferanten die Kosten der Bekämpfung.

Wie das Insekt eingeschleppt wurde, ist ein Rätsel

Wie das exotische Insekt ausgerechnet nach Hildrizhausen kam, „ist reine Spekulation“, sagt Maier. Fest steht nur, dass der Schädling schon vor Jahren eingeschleppt worden sein muss. Darüber hinaus können die Experten bisher nicht einmal sagen, wie viele Bäume in jenen 100-Meter-Zonen weichen müssen. Ihre Zahl ist schlicht noch nicht einmal geschätzt. Bisher ruht alle Aufmerksamkeit auf der Suche nach den Insekten selbst. Für sie werden auch eigens in Wien ausgebildete Spürhunde eingesetzt. Bisher sind die Käfer an drei Orten gefunden worden, die nahe beieinander liegen. Bleibt es dabei, wird der Kahlschlag in Hildrizhausen sich im Vergleich zu anderen Fundorten in Deutschland in Grenzen halten. Dafür gibt es aber keinerlei Gewähr. Jedes befallene Gebiet muss mindestens vier Jahre lang überwacht werden.