Die Kirschessigfliege verbreitet sich wegen des feucht-warmen Wetters explosionsartig. Foto: Brigitte Hess

Nach dem Befall durch die Kirschessigfliege empfehlen Obstbauberater, die Früchte zu vernichten. Um die Fliegen fern zu halten, helfen auch sehr engmaschige Netze.

Fellbach - Eigentlich hätten sie zu einem edlen Tröpfchen vergoren werden sollen. „Ich wollte meine Sauerkirschen dieses Jahr an einen örtlichen Brenner verkaufen“, sagt Manfred Seibold. Doch kurz bevor der Landwirt und Wengerter die 15 Sauerkirschbäumchen abernten wollte, gab es eine böse Überraschung: Die Kirschessigfliege, beziehungsweise ihre Maden, labten sich bereits an den vollreifen Früchten und hatten ihnen einen strengen Essigstich verpasst.

Manfred Seibold Foto: Brigitte Hess
„Die dät höchstens no dr Hengstenberg nehma“, sagt Seibold mit Galgenhumor. Bislang hatten die Landwirte wenig Probleme mit der Kirschessigfliege, aber jetzt verbreitet sie sich wegen des feucht-warmen Wetters explosionsartig. „Wir haben damit gerechnet“, sagt Philip Bauerle. Auch er habe bereits die Einstichlöcher des Schädlings an roten Früchten gesehen. Nur rote und nur reife Beeren mag der kleine Falter. Von deren Duft angelockt, bohrt er mit einer Art Stachel am Hinterleib ein Loch in die Frucht und setzt seine Eier ab.

Auch Jochen Heß vom Sonnenbühlhof braucht seine Sauerkirschen nicht mehr zu ernten, weil fast alle angestochen sind. „Vor einer Woche war noch alles in Ordnung“, sagt er. Auch an einzelnen Himbeeren sehe man inzwischen Einstichlöcher. Die befallenen Obstplantagen sind trotzdem zu ernten und die Ernte ist zu vernichten, das empfiehlt das Landwirtschaftliche Technologiezentrum Baden-Württemberg. Die „Bestandshygiene“ sei im Umgang mit der Kirschessigfliege besonders streng einzuhalten.

So müssten „nicht marktfähige Früchte und Fallobst“ entfernt und – zum Beispiel durch Einlagern in Maischefässer – entsorgt werden, damit sich die Fliege nicht weiter vermehrt.

Engmaschige Netze können helfen

„Zwei vollreife Himbeeren, die nicht rechtzeitig geerntet werden, können die Fliegen anlocken“, sagt Kreisobstbaufachberaterin Ursula Coppola und empfiehlt eine enge Ernteabfolge. Um die Fliegen fern zu halten, helfen auch sehr engmaschige Netze. Deren Einsatz erwägt beispielsweise Philip Bauerle.

Da es gegen die Fliege sowieso keine vorbeugenden Maßnahmen gibt, ist man in Wengerterkreisen bislang noch relativ entspannt: „Bis jetzt können wir noch nicht viel tun“, sagt Kellermeister Werner Seibold von den Fellbacher Weingärtnern. Markus Heid vom Weingut Heid hofft auf eine späte Weinlese: „Vermutlich wird sich die Lese in diesem Jahr in den Oktober schieben. Wenn es dann einigermaßen kühl und trocken ist, kommen wir vermutlich ganz gut davon.“

Zwar gibt es ein Spritzmittel gegen die Kirschessigfliege, aber das will der Bio-Wengerter auf keinen Fall anwenden. Er setzt auf Handarbeit: das Gras kurz halten und die Trauben von Blättern befreien, damit die Anlagen gut durchlüftet sind.