Kugelkäfer werden manchmal mit Spinnen verwechselt. Foto: SMNS/A. Bellersheim

In dem alten Fachwerkgebäude in der Stadt im Kreis Ludwigsburg wurden Kugelkäfer beobachtet. Mit den Tierchen ist offenbar nicht zu spaßen.

Manche Insekten mögen noch so putzig wirken. Trotzdem sollte man drei Kreuze machen, wenn sie nicht in den eigenen vier Wänden herumkrabbeln. Der Kugelkäfer, der auch unter dem Namen Buckelkäfer bekannt oder besser gesagt berüchtigt ist, scheint zu dieser Art von unerwünschten Zimmergenossen zu gehören. Die äußerlich einer Spinne ähnelnden Tierchen machen sich laut Umweltbundesamt auch über Wolle und Stoffe aus natürlichem Material sowie organische Isolierstoffe her, zählen folglich zur Gruppe der Materialschädlinge.

 

Kugelkäfer können die Bausubstanz schädigen

Verständlicherweise blinkten beim Team der Steinheimer Stadtverwaltung also die Alarmleuchten auf, als die Käfer in dem jahrhundertealten Fachwerkrathaus gesichtet wurden. Die Insekten seien zunächst beim Polizeiposten entdeckt worden, der ebenfalls in dem Anwesen untergebracht ist, sagt der Erste Beigeordnete der Kommune, Stephan Retter: „Fachleute haben die Tiere als Kugelkäfer identifiziert und gesagt, das sei schlecht für das Gebäude.“ Man habe deshalb vor wenigen Tagen Spezialisten kommen lassen. Die Experten hätten in sämtlichen Räumen des Rathauses kleine Löcher in die Decken und Wände gebohrt und ein Mittel eingelassen, das die Ausbreitung der Insekten eindämmen solle. Die Öffnungen seien anschließend wieder geschlossen worden. Denkmal-Experten habe man in der Sache ebenfalls konsultiert, ergänzt der Bürgermeister Thomas Winterhalter.

Die Käfer scheinen sich im Steinheimer Rathaus wohlzufühlen. Foto: Archiv (Werner Kuhnle)

Nun hoffe man, dass die Methode von Erfolg gekrönt ist und die Kugelkäfer dem Rathaus keinen Schaden zufügen, sagt Retter. „Das ist das erste Mal, dass die Käfer hier beobachtet wurden“, erklärt er.

Man kann nur die Daumen drücken, dass die Krabbeltiere im Rathaus nicht überhandnehmen. Denn Kugelkäfer könnten die Bausubstanz schädigen, erklärt Franziska Schuster, Pressesprecherin des Landratsamts in Ludwigsburg. Wobei der Behörde kein Fall bekannt ist, in dem das in einem signifikanten Maße geschehen ist.

Zudem kann der Murrer Architekt Thomas Ulmer, Spezialist für altes Gemäuer, zumindest in einer Hinsicht Entwarnung geben: „Das ist kein Holzschädling. Für Gebäude-Balken bestehen keine Bedenken.“ Das unterscheide den Kugelkäfer beispielsweise von Termiten. Allerdings könnten die Insekten zum Problem für Füllstoffe wie Stroh werden. „In sehr alten Gebäuden, in denen mit Lehm-Stroh-Gemisch isoliert wurde, finden die Tiere gute Nahrungsverhältnisse vor“, bestätigt Kreishaus-Sprecherin Schuster. Zusätzlich benötigten die Tierchen jedoch Feuchtigkeit.

Der Kugelkäfer nisten sich zum Beispiel in Holzbalkendecken ein. Foto: SMNS/A. Bellersheim

Selbstständige Bekämpfung ist schwierig

Typischerweise machten sich Kugelkäfer in Altbauten und Fachwerkhäusern breit. „Hier halten sich die Tiere in Holzbalkendecken, unter Holzdielen- und Parkettböden und in den Hohlraumfüllungen der Wände auf“, erläutert Schuster. Wolle man die Insekten auf eigene Faust zurückdrängen, werde in der Regel das Mittel Kieselgur eingesetzt. Allerdings sei die selbstständige Bekämpfung sehr schwierig. Besser sei es deshalb, „den Profi zu Rate zu ziehen“, empfiehlt Franziska Schuster.

Die Pressesprecherin des Landratsamts hebt außerdem hervor, dass Kugelkäfer an und für sich keine Gefahr für Menschen darstellen – „sofern sie nicht an und in den Lebensmittelvorräten vorkommen“. Auch Papierwaren oder Textilien, zum Beispiel Sofas, könnten in Mitleidenschaft gezogen werden. „Letzteres kommt aber sehr selten vor“, stellt sie klar. Das bloße Wissen um ihr Dasein schränke jedoch „bereits oft die Wohnqualität maßgeblich ein“. Laut Fachleuten können sich die nur zwei bis drei Millimeter großen, flugunfähigen Krabbelwesen bei einer massenhaften Ausbreitung buchstäblich überall tummeln – in Wäsche, Geschirr, Haarbürsten oder Lampen.