Ein Model warnt vor der Diktatur der Mode und vor gefährlichen Diäten. Foto: dpa

Beim ersten Frauensalon im Frauencafé Sarah haben die Besucherinnen mit dem Model Kera Rachel Cook zum Thema „Body Love – Mein Körper und ich“ diskutiert.

S-West - Ich habe im Spiegel ein fettes, hässliches Monster gesehen“, erzählt die 27-jährige Kera Rachel Cook. Das war zu einer Zeit, zu der die ehemalige „Germany’s next Topmodel“-Kandidatin Kleidergröße 34/36 trug – und versuchte, weiter abzunehmen, weil die Branche es von ihr forderte. „Body Love – Mein Körper und ich“, so war der erste Frauensalon betitelt, den das Katholisches Bildungswerk Stuttgart und die Evangelischen Frauen in Württemberg am vergangenen Freitag im Frauencafé Sarah veranstaltet hat. Rund ein Dutzend Frauen hatte sich versammelt, um mit Kera Rachel Cook, Bildungsreferentin Bianca Kuon und Landesfrauenpfarrerin Eva Bachteler zum Thema zu diskutieren.

Wespentaille und Heroin Chic

Zunächst stellte Kuon in einem Streifzug durch die Geschichte verschiedene Schönheitsideale vor: Waren im Mittelalter eine schmale Taille und Apfelbrüstchen gefragt, so waren es in der Renaissance Rundungen, im 19. Jahrhundert dann wieder die Wespentaille im Korsett, in den 1920er Jahren androgynes Aussehen. In den 1990er Jahren seien eine dünne Figur und eher krankes Aussehen à la Kate Moss, der „Heroin Chic“ angesagt gewesen. Aktuell sei das Ideal eine schlanke Figur und gebräunte Haut.

Kuon stieß damit gleich die Diskussion an: „Wer entscheidet eigentlich, was wir schön finden?“ Sie zitierte aus einer Studie , in der Frauen befragt wurden, die zuvor Zeitschriften mit beziehungsweise ohne Modelwerbung gelesen hatten. Die Frauen, die Zeitschriften mit Modelwerbung gelesen hatten, waren in der Befragung deutlich unzufriedener mit ihrem Körper.

Übergrößen beginnt bei Kleidergröße 38

Dann wurde in Kleingruppen diskutiert, was man an anderen schön findet, und woran sich Schönheit festmacht. Dabei sagten einige Teilnehmerinnen, dass für sie die Ausstrahlung eines Menschen wichtiger sei als das Aussehen, also etwa Charme, Esprit oder ein origineller Kleidungsstil. Eine Frau gab aber auch zu: „Beim ersten Eindruck zählt nun mal das Aussehen. Und ich finde eine übergewichtige Figur nicht schön.“ Eine andere meinte: „Ich kann zwar für mich sagen, ich gefalle mir, aber das hängt auch von den Reaktionen anderer Menschen ab.“ Schönheitsbewusstsein sei ein interaktiver Prozess.

Kera Rachel Cook berichtete von ihren Erfahrungen in der Modelbranche. „Mit 15 habe ich meinen ersten Modelvertrag angeboten bekommen. Aber nur unter der Bedingung, dass ich dafür abnehme.“ Das habe sie getan, obwohl sie bereits sehr dünn gewesen sei. „Irgendwann bin ich in die Essstörung gerutscht.“ 2010 hat sie bei der Fernsehsendung „Germany’s next Topmodel“ mitgemacht, schied aber recht bald aus. Auch damals habe es geheißen, sie müsse dünner sein. Nach mehreren Therapien und Klinikaufenthalten gehe es ihr heute gut: „Ich studiere und arbeite als Plus-Size-Model“, berichtet Cook, wobei Übergrößen bereits bei Kleidergröße 38 anfingen. „Die Modeindustrie, die Diätindustrie haben ein großes Interesse daran, dass wir uns nicht gut finden, sondern Dinge kaufen, um das zu ändern.“ Sie habe lange gebraucht, um zu verstehen: „Wie die Leute auf mich reagieren, hat nichts mit mir zu tun, sondern mit der Wahrnehmung der Leute selbst.“