Ulrich Stietz – hier vor einem Jahr im Gespräch – erlebt ein Déjà-vu Foto: Oliver von Schaewen

Die Doppelsperrung zwischen Remseck und Waiblingen erfordert Umwege. Noch ist unklar, wie lange der Zustand anhält. Anlieger befürchten eine längere Sperrung.

Es ist etwa ein Jahr her, da war der Remstal-Radweg viele Monate lang gesperrt, bevor etwa 1000 Eschen gefällt wurden. Das lange Hin und Her zwischen Naturschutzbehörden im Vorfeld der Fällungen nervte Ulrich Stietz, Seniorchef der Hegnacher Mühle – und mit ihm viele Radfahrer. Jetzt erlebt der Müller sozusagen ein Déjà-vu: Schon wieder ist der Radweg in Teilen gesperrt. Stietz befürchtet eine längere Hängepartie auf Kosten der Anlieger, die den Radweg gerne nutzen würden.

Hochwasser hatte im Juni Teile des Remsufers weggespült. Seitdem stoppen Verbotsschilder die Radfahrer, die am Fluss entlangfahren wollen. „Aber wie damals fahren natürlich die meisten doch wieder“, beobachtet der Anrainer Stietz. Er selbst halte das für gefährlich und befürwortet ausdrücklich die Doppelsperrung angesichts des gebrochenen Asphalts.

Wo sind die Sperrungen – wie kann man ausweichen? Foto: Stadtverwaltung Remseck und Waiblingen/Yann Lange

Inzwischen sind auch schon die Bagger an einer der beiden Stellen auf Waiblinger Gemarkung angerückt. Es ist die Passage zwischen der Auffahrt nach Neustadt in der Nähe des Remstalviadukts und dem Stihl-Werk 1 am Neustädter Flussufer. „Es ist richtig, dass dort schnell etwas unternommen wird, schließlich verläuft am Ufer auch eine Abwasserleitung zum Klärwerk“, sagt Ulrich Stietz. Der ehemalige Hegnacher Ortschaftsrat sieht in den starken Regenfällen der vergangenen Monaten die Ursache für die Erosion am Ufer. „Der Boden war schon total aufgeweicht – das Hochwasser hat ihm den Rest gegeben.“

Der Müller hält die Sperrungen grundsätzlich für notwendig

Die Sperrung und die Bauarbeiten seien notwendig, sagt Stietz. „Aber man sollte auch den anderen Teil doch gleich mitmachen.“ Damit meint der Müller die ebenfalls gesperrte Passage weiter flussabwärts an der Vogelmühle zwischen den Waiblinger Stadtteilen Hohenacker und Hegnach. Auch dort sind Teile des Ufers und der Asphalt des Radweges weggebrochen. Darauf weisen auch schon Schilder am Ende der Mühläckerstraße in Neckarrems hin – dort, wo am Steinbruch der idyllische Radweg auf Remsecker Gemarkung beginnt.

Wer von dort in Richtung Waiblingen fahren will, sollte das auf anderen Wegen tun. „Wir haben eine Umleitungsstrecke ausgewiesen“, erklärt Philipp Weber, Pressesprecher der Stadt Remseck. Er empfiehlt für die weitere Fahrt eine Ausweichroute über die Straße An der Steige oberhalb des Remstals am Naschgarten vorbei in Richtung Hohenacker. Auch dort zeigen gelbe Schilder die Umleitung für die Radler an.

Die Schäden am Remsufer sind erheblich. Foto: Oliver von Schaewen

Stellt sich die Frage, warum an der einen Stelle saniert wird – aber an der anderen noch nicht. Ulrich Stietz vermutet, dass der behördliche Naturschutz ein schnelles Sanieren blockiert. Das zeigten die Erfahrungen im Vorfeld der Baumfällungen. „Da werden für Steuergelder teure Gutachten erstellt, nur damit am Ende doch die Maßnahme gemacht wird.“ Ein ähnlicher Aufwand werde sicherlich jetzt auch betrieben, unkt der Müller. Er habe schon 1981 davor gewarnt, dass der damals für das Remstal eingeführte Status eines Naturschutzgebietes solche Hemmnisse mit sich bringen würden. „Es ist genau so gekommen: Man sieht den Radweg hauptsächlich als Teil der Natur und nicht als einen Verkehrsweg, der von Anliegern benötigt wird.“ Er würde sich wünschen, dass die grüne Regierungspräsidentin Susanne Bay intern eine schnelle Ausführung priorisiere.

An der Sanierung des Remstal-Radwegs und des Ufers sind drei Behörden beteiligt: die Stadt Waiblingen, das Landratsamt Rems-Murr sowie das Regierungspräsidium Stuttgart. Das gesamte Ausmaß der Schäden sei noch nicht bekannt, die Behörden hätten aber großes Interesse, die Streckenführung zu erhalten, teilt Martina Keck, Sprecherin des Landratsamtes, mit. Die Eingriffe dafür sollten möglichst gering gehalten werden. „Soll der Remstal-Radweg als Radweg wiederhergestellt werden, gehen damit voraussichtlich sowohl Ufersicherungs- als auch Baumaßnahmen am Weg einher.“

Die Behörden müssen noch einen Vor-Ort-Termin vereinbaren

Die Vertreter der drei Behörden haben sich laut Keck am 23. Juli besprochen und dabei rechtlich und fachlich auf ein gemeinsames Vorgehen verständigt. Der nächste Schritt sei ein Vor-Ort-Termin, der noch miteinander abgestimmt werden müsse.

Welche Alternativen für Radausflüge gibt es?

Rems per Rad
 Neben dem Remstal-Radweg entlang der Rems führen viele Touren als Rundtouren in die Seitentäler und auf die Höhen des Remstals. Auf der Internetseite remstal.de sind einige Tourenvorschläge. Freizeitradler können dort fündig werden.

Korber Kopf
 Eine mittelschwere Rundtour auf remstal.de führt von Winnenden aus in etwa eineinhalb Stunden rund um den Korber Kopf. Die etwa 18,5 Kilometer lange Tour führt von Winnenden über Korb, den Sörenberg und Schwaikheim zurück zum Startort.

Wein- und Kelter-Route
Eine andere Alternative für Fans des Remstals und seines Weines ist die zweistündige leichte Radtour mit 28  Kilometern auf remstal.de. Sie führt von Fellbach über Kernen nach Weinstadt und über Waiblingen zurück zum Startort in Fellbach.