In den unterirdischen Haltestellen gibt es erhöhte Feinstaubwerte. Allerdings halten sich die Menschen dort nur kurz auf. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Der Wettermoderator Kachelmann hat durch die Veröffentlichung von Messwerten in einer S-Bahn-Station kurzfristig Aufmerksamkeit erzielt. Doch woher hat der Wetterexperte diese Daten?

Stuttgart - Wettermoderator Jörg Kachelmann hat im Kurznachrichtendienst Twitter vor der Feinstaubbelastung in unterirdischen S-Bahnhaltestellen gewarnt. „Menschen sollten sich in unterirdischen S- und U-Bahn-Stationen nicht länger aufhalten als notwendig. Durch den Bremsenabrieb gibt es höhere Feinstaubwerte als bei den schlimmsten Verkehrs-Feinstaubstationen“, so Kachelmann im Tweet. Dabei zeigte er Messwerte aus der Haltestelle Feuersee, die das Karlsruher Institut für Technologie (KIT)erhoben hatte, im Vergleich mit denen am Neckartor. Kurzfristige Aufmerksamkeit war ihm damit sicher.

„Das ist ein Screenshot aus meiner Antrittsvorlesung aus dem Jahr 2014“, zeigte sich Professor Thomas Koch, der Leiter des Instituts für Kolbenmaschinen am KIT, überrascht über Kachelmanns Tweet. Der Grundtenor sei zwar richtig, so Koch, allerdings müsse er relativiert werden, denn „schließlich wohnt niemand in der Haltestelle“, die Reisenden warteten dort vielleicht zehn Minuten auf die Bahn.

Am Neckartor waren am 10. Juli 2014, als Koch sein Messgerät in der Haltestelle aufstellte, im Tagesmittel 29 Mikrogramm Feinstaub pro Kubikmeter gemessen worden, das Jahresmittel lag bei 37 Mikrogramm. Die KIT-Messung ergab Werte zwischen 35 bis knapp über 60 Mikrogramm, im Jahresmittel sind 40 zulässig. „Ich wollte mit der damaligen Messung auf keinen Fall den Nahverkehr angreifen. Diesen muss man fördern“, so Koch. Auch Fahrräder erzeugten beim Bremsen Feinstaub, dennoch seien sie umweltfreundlich.

„Luft ohne Panikmache verbessern“

Koch war vor seiner Zeit am KIT zehn Jahre lang in der Nutzfahrzeugmotorenentwicklung von Daimler tätig und beschwört heute die Zukunft des Dieselmotors. Die Partikelemissionen seien seit Jahren nicht mehr das Problem, so Koch, und der Stickoxidausstoß von Dieselfahrzeugen sei ebenfalls seit einigen Jahren beherrschbar. Allerdings sei die Diskussion über den Diesel durch das inakzeptable Verhalten von Volkswagen „entgleist“, und leider gebe es bei der Abgasreinigung „einige Sündenfälle, die mir sehr missfallen“. Mit einer guten Reinigung könnten die Grenzwertübeschreitungen gelöst werden. „Wir sollten die Luft ohne Panikmache weiter verbessern“, sagt Koch, „sodass auch kranke und alte Menschen und Risikogruppen kein Restrisiko mehr haben“.