Der Savate-Club hat im französischen Boxen einen guten Ruf Foto: Baumann

Savate ist auch als Fechten mit Füßen und Fäusten bekannt. In Deutschland kennen allerdings nur wenige den französischen Kampfsport. In einem Verein im kleinen Ort Schorndorf-Buhlbronn ist die elegante Art zu kämpfen nicht nur bei Männern sehr beliebt.

Schorndorf - Louis macht sich profimäßig warm. „Ich hab das bei meiner Mama gesehen und dann wollte ich das auch machen“, sagt der Junge. Er trippelt und boxt neben seiner Mutter, der deutschen Vizemeisterin Dana Poschek. Erst danach geht’s je nach Leistungsstufe in verschiedene Gruppen. Louis ist neun Jahre alt und schon über ein Jahr dabei. Das Talent dazu hat er offensichtlich geerbt. Die Handschuhprüfung für Anfänger hat er bereits geschafft. Eines seiner Vorbilder ist auch Trainer und Vereinschef Ari Papadoupulos. Er ist mehrfacher deutscher Meister, war bei der EM 2009 Dritter und ist Träger des silbernen Handschuhs – also des Meistergrades. Mit seinen 49 Jahren gehört zu den Älteren. „Einen Opa haben wir nicht dabei. Noch nicht“, sagt Papadoupulos.

Seit 2005 wird in Buhlbronn französisch geboxt. Derzeit trainieren im Verein vier deutsche Meister. Der Savate-Club hat sich in der Szene einen solch guten Namen gemacht, dass 2012 in Schorndorf sogar die deutsche Meisterschaft stattfand. Und weil es das französische Boxen in Deutschland so selten gibt, pilgern die Tireurs und Tireuses (Savate-Kämpfer und -Kämpferinnen) aus der ganzen Region Stuttgart zum Training in die Buhlbronner Bürgerhalle.

Dana Poschek und Melissa Fischer, die auch deutsche Vizemeisterin in ihrer Klasse ist, zeigen, wie es geht. Zunächst: rechte Faust ans Herz, im Halbkreis in die Luft und ein lautes „Salut“. So begrüßen sich die Kontrahenten. Das sei ein Sport, der aus dem Herzen komme und mit dem Respekt vor dem Gegner zu tun habe, erklärt Papadopoulos. So ist es dann auch beim Showkampf. Der Trainer gibt das Kommando: „Allez!“ Die Fäuste und Beine fliegen – vor allem die Beine, denn zu 80 Prozent wird mit diesen gekämpft. Mit den Fäusten schaffen sich die Tireuses Distanz, damit die Beine zum Einsatz kommen können. Aber nur Treffer mit dem Fußspann am ausgestreckten Bein gelten.

Typische Savate-Bilder zeigen deshalb, wie der Gegner mit dem Fußrücken am Kopf getroffen wird. Wie beim Fechten gewinnt der, der am häufigsten trifft. Es geht aber nicht darum, den anderen zusammenzuschlagen, sondern um die Kontrolle des eigenen Körpers und die Beherrschung der Techniken. Deshalb wird in Deutschland überwiegend im Assaut gekämpft. Assaut ist die Leichtkontakt-Variante des Boxe Française. Das haben die beiden Frauen bestens drauf. Zwei Minuten dauert das Spektakel. Wer so weit ist, wie die Vize-Meisterinnen, setzt die gelernten Tritte, Schläge, Abwehrtechniken und Ausweichmanöver kreativ ein. Schnelligkeit im Kopf ist dabei genau so wichtig wie die der Arme und Beine.

Frauen sind beim Savate übrigens keine Seltenheit. „In Frankreich liegt der weibliche Anteil bei 35 Prozent. Bei uns im übrigen auch“, sagt der Trainer. „Die Technik ist sehr elegant und tänzerisch, ich finde, das sieht auch viel schöner aus als Karate“, sagt Melissa Fischer. Blaue Flecken kann es trotzdem mal geben – auch mit Schutz an Beinen, Kopf und im Mund. Anders ist das bei Savate Forme, das vor allem die Frauen des Clubs für sich entdeckt haben. Dabei gibt es überhaupt keinen Körperkontakt. „Wir tragen die Handschuhe dabei auch nur, damit man erkennt, dass wir zu Savate gehören“, sagt Dana Poschek, die dieses Training übernimmt. Ähnlich wie beim Kampfsport-Workout Tae Bo boxen die Frauen synchron auf Musik. „Das ist einfach mal was anderes und macht riesig Spaß“, sagt Caroline Fritz.

Zum Abschluss gibt es nochmal ein kleines Kraft-Ausdauer-Training und Dehnübungen in der Gruppe. Zum Beispiel mit 25 Liegestützen oder 35 Sit-ups. Dabei trainiert jeder so, wie er mitkommt – mit dem Ziel, sich jedes Mal zu steigern. Und weil hier alle zusammen trainieren können, wird das Training zum Gemeinschaftserlebnis für Mutter und Sohn, Bruder und Schwester. Das kommt gut an im Örtchen Buhlbronn. Nachwuchssorgen hat der Verein nicht. Und: „Wenn man einmal angefangen hat, hört man eh nicht mehr auf“, sagt Papadopoulos über den Kampfsport für die ganze Familie.