In immer mehr Städten gibt es sogenannte Pop-up-Urinale. Sie bestehen aus Säulen, die im Boden verankert sind. Der Bezirksbeirat Mitte wollte testen, an welchen Orten sie in der Innenstadt nützlich wären. Foto: z

Der Bezirksbeirat Mitte wollte zu Beginn des Jahres mit Plastikurinalen testen, ob an verschiedenen Orten in der Innenstadt sich stationäre Lösungen lohnen. Das Vorhaben bleibt aber vorerst ein Vorhaben.

S-Mitte - Heinrich Huth findet, die Stadt solle ihrer Bürger einfach an ihren Anstand erinnern. „Ich bin ein Freund von Appellen“, sagt er, als er zu seiner Meinung zu Kunststoffpissoirs und anderen Alternativen zu Toiletten in der Innenstadt gefragt wird. Die Mehrheit seiner Kollegen wollte im vergangenen Herbst sich nicht allein auf den Glauben an das Gute im Menschen beschränken. Sie votierte für die Aufstellung von Plastikurinalen Anfang 2019 als Probelauf für stationäre Lösungen. Bisher scheint das Vorhaben allerdings ein Vorhaben zu bleiben.

Der Bezirksbeirat bezog sich auf Pläne des Stadtplanungsamtes. Die Behörde stellt die Überlegung an, an der Fritz-Elsass-Straße im Zuge der Arbeiten am Vorplatz der Synagoge auch eine Urinalsäule im Erdboden zu versenken. Bei Bedarf könne das sogenannte Pop-up-Urinal nachts aus dem Boden fahren. Gleichwohl können nur Männer hier ihre Notdurft verrichten. Auch für Menschen mit Behinderungen ist sie nicht geeignet. Das kritisiert das Forum Hospitalviertel. Es bevorzugt eine Lösung, die für alle zugänglich ist.

Stadt plädiert für Alternative

Astrid Schmelzer vom Stadtplanungsamt bezeichnet das Pop-up-Urinal dagegen als pragmatische Lösung. Denn der Erfahrung nach seien es vor allem alkoholisierte Männer, die nachts an Wochenenden für die Urinverschmutzung in der Innenstadt sorgten. „Da wollen wir etwas anbieten, was nicht 50 Cent kostet wie die öffentlichen Toiletten“, sagt Schmelzer. Die Bezirksbeiräte finden den Plan vom Pop-up-Urinal so interessant, dass sie das Konzept auch anderen Stellen in der Stadt testen wollten. Das Gremium entschied im Herbst, selbst fünf Kunststoffpissoirs zu kaufen und drei Wochen lang in den Quartieren aufzustellen. Sie kosten laut Bezirksbeiräten 20 Euro das Stück. Die Plastikurinale sollten testen, ob es sich lohnen könnte, an bestimmten Stellen in der Innenstadt die fest im Gehweg verankerten Säulenpissoirs zu installieren.

Urin beschädigte Rolltreppe

Den Elan der Bezirksbeiräte in Sachen Kampf gegen Urinverschmutzung brachte die FDP einige Monate zuvor mit der Forderung nach einem Pissoir an der Lautenschlagerstraße in Schwung. Hintergrund waren Schäden an einer Rolltreppe am Zeppelinbau. Urin beschädigte immer wieder die Elektronik der Fahrtreppe.

Bezirkschefin Veronika Kienzle kündigte den Bezirksbeiräten bei der Sitzung im vergangenen November an, dass ein Runder Tisch der Gastronomen im Bezirk Mitte, mögliche Standorte für die geforderten Plastikpissoirs bestimmen wird. Außerdem solle mit dem städtischen Eigenbetrieb AWS die Formalitäten bei der Aufstellung der Urinale geklärt werden, meinte sie.

Vorhaben kommt nicht voran

Kienzle erklärt nun, dass noch die Abstimmung mit der AWS laufe. Es liege noch keine Stellungnahme vor, meint sie. „Wir sind noch nicht viel weiter“, sagt die Bezirkschefin. AWS-Geschäftsführer Thomas Heß bestätigt, dass es Ende vergangenen Jahres mündliche Gespräche zwischen Kienzle und dem Eigenbetrieb gegeben hat. Von einer formellen Anfrage, die mit einer Stellungnahme beschieden wird, wisse er nichts, betont Heß.

Der stellvertretende FDP-Bezirksbeirat Cornelius Hummel erklärt, dass auch der von Kienzle anvisierte Runde Tisch noch nicht zustande gekommen sei. „Ich habe bisher keine Einladung erhalten“, sagt er.

Bezirksbeirat wollte frühen Termin

Hummel meint, dass seiner Wahrnehmung nach das Stadtplanungsamt ein Interesse habe, dass mögliche weitere Standorte für Pop-up-Urinale mit der Hilfe von Plastikpissoirs auf einen Bedarf hin getestet werden. „Deshalb hat der Bezirksbeirat ja auch einen möglichst früheren Termin gewählt für die Aufstellung der Kunststoffurinale“, sagt er. Nun sieht es nicht danach aus, als stünde der Testlauf unmittelbar bevor. Cornelius Hummel findet die Verzögerung aber gar nicht schlimm. „In der warmen Jahreszeit brauchen wir die Pissoirs viel mehr. Da wird ja viel mehr wild gepinkelt“, meint er.