Lega-Chef und Ex-Innenminister Matteo Salvini. Foto: dpa/Stefano Cavicchi

Erst war es nur als ein Flashmob gedacht: Mehrere junge Leute wollten in Bologna beweisen, dass sie mehr Menschen mobilisieren können als Oppositionsführer Matteo Salvini. Dicht gedrängt – wie die Sardinen in einer Büchse – demonstrierten sie gegen ihr Feindbild. Und schufen damit eine neue politische Bewegung.

Rom - Dass Matteo Salvini gerne isst, daraus machte der Lega-Chef noch nie ein Geheimnis. Immer wieder zeigt der Chef der rechten Lega seinen mehr als drei Millionen Facebook-Fans, was bei ihm so auf dem Teller landet. In den vergangenen Tagen waren das auffällig oft Sardinen. Erst am Sonntag verspeiste er sie genüsslich – dieses Mal in frittierter Form. Das alles dient natürlich nicht nur dazu, den Behauptungen, Salvini habe seit seinem Sturz aus der Regierung im August ein paar Pfunde zugelegt, etwas entgegenzusetzen. Schließlich gelten Sardinen als sehr gesund und kalorienarm. Es hat vor allem einen politischen Hintergrund: Salvinis Essen ist Wahlkampf.

Regionalwahlen stehen an

Denn seit der Ex-Innenminister und heutige Oppositionsführer vor rund zwei Wochen in Bologna seinen Wahlkampf für die Regionalwahlen in der Emilia-Romagna eingeleitet hat, sind in Italien auch „die Sardinen“ in aller Munde. In der traditionell linken Region wird Mitte Januar gewählt. Salvini hofft, auch diese für sich gewinnen zu können. Nachdem seine Lega bereits in Umbrien triumphieren konnte, wäre ein weiterer Sieg seiner Ansicht nach der Anfang vom Ende der Regierungskoalition aus der Fünf-Sterne-Bewegung und den Sozialdemokraten.

Doch ganz so leicht wird das Vorhaben nicht: Denn seine Gegner formieren sich. Sie wollten in Bologna zeigen, dass sie mehr Leute zusammentrommeln können als der Lega-Chef, und versammelten sich dicht gedrängt – wie die Sardinen in einer Büchse – auf dem Hauptplatz der Stadt, um gegen ihr Feindbild zu demonstrieren. Tausende Menschen kamen und hielten Plakate und gebastelte Fische in die Höhe.

Können kleine Fische Salvini aufhalten?

Seitdem dominieren die Sardinen die italienische Öffentlichkeit. Aus dem als Flashmop gedachten Event scheint eine politische Bewegung zu wachsen, die sich auch über die Wahlkampfregion ins ganze Land ausbreitet. Nach Plätzen in Perugia, Palermo und Reggio Emilia, wollen die Sardinen Mitte Dezember auch in der Hauptstadt Präsenz zeigen. Zwei Monate nachdem die rechten Parteien unter der Führung Matteo Salvinis auf der römischen Piazza San Giovanni den Sturz der Regierung angekündigt haben, wollen die Sardinen sich dort aneinanderdrängen und ein Zeichen gegen rechten Populismus setzen. Die Facebook-Gruppe „6000 sardine“ hatte am Mittwochnachmittag fast 200.000 Anhänger.

Viel, jedoch nichts gegen Salvinis Millionen-Gemeinde. Der scheint von den kleinen Fischen auch mehr angetan als genervt zu sein – und schöpft aus der Kampagne prompt eigenes Kapital. Unter seinen Anhängern kursiert seit Tagen der Hashtag #gattiniconsalvini, also: Kätzchen stehen hinter Salvini. Dazu werden Fotos von Katzen gepostet, die hungrig in die Kamera schauen, oder auf der Lauer nach Essbarem liegen. Und man muss kein Medienprofi sein, um zu wissen, dass Katzenfotos im Internet immer gut ankommen.