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Die Vox-Castingshow "X Factor" geht in die zweite Staffel - Sarah Connor in der Jury.

Köln - Sängerin Sarah Connor sitzt ab heute mit Trompeter Till Brönner und dem Rapper Das Bo in der Jury der Vox-Castingshow "X Factor". Ein Gespräch über Schönheit, Frauen und Studienpläne.

Frau Connor, angenommen, Sie wären noch mal 20. Würden Sie dann bei einer Castingshow mitmachen?
Ich war früher sehr skeptisch gegenüber Castingshows, aber bei "X Factor" geht's mehr um die Ambitionierten als darum, Menschen bloßzustellen.

Was dennoch gezeigt wird.
Indem wir die, die nicht singen können, nicht völlig ausblenden, kommen wir unserer Informationspflicht nach. Auch wir lachen uns da manchmal kaputt. Die Fremdschämmomente werden aber mehr als ausgeglichen durch die Kracher, die wir in den Vordergrund stellen.

Wobei die Liste der Eintagsfliegen zeigt, dass Casting eher Starrummel als Stars produziert.
Was heißt Starrummel? Castings sind Bewerbungsverfahren für Leute, die erst Stars werden wollen. Niemand wird zum Star geboren, Stars sind eine Illusion. Deshalb will ich auch nicht, dass mein Kind sagt, es will ein Star werden.

Obwohl Mama einer ist?
Ich bin Musikerin, Sängerin. Wenn das mit Star übertitelt wird, ist das für meine Arbeit so belanglos, als würde man Journalisten Literaten nennen. Es gibt Leute, die hören mich gern singen. Und es soll sogar welche geben, die es gern hören, wenn ich über andere Sänger urteile. Obwohl ich das Moderieren eigentlich hasse. Vor vielen Menschen zu reden ist mir ein Gräuel.

Vor 10.000 Zuschauern zu singen ist leichter, als vor 100 zu reden?
Absolut. Mittlerweile hab' ich das Reden durch viel Praxis gelernt. Aber meine Hände sind immer noch so feucht wie jetzt beim Interview. Aber da muss man durch, das ist Teil meines Jobs.

Sind Sie privat anders als auf der Bühne?
Nicht bewusst. Wenn mich Freunde bei der Arbeit besuchen, nehmen sie mich als distanzierter wahr. Aber mit der Verantwortung, die ich im Job trage, kann ich schlecht so sein wie daheim, wo ich gern mal die Füße hochlege. Für den Weg zum Bäcker mache ich mich aber nicht stundenlang zurecht.

Ist dieses Zurechtmachen Teil des Spiels oder Teil Ihrer Selbstempfindung?
Letzteres. Ich liebe es, mich aufzubrezeln. Ich bin ja nicht gleich doof, nur weil ich meine Beine zeige.

Und das wissen auch die jungen Fans?
Ich hoffe es. Ich bin lieber schön als nicht schön. Das zu kritisieren, ist ebenso intolerant wie es zu fordern. Professionelles Styling ist ein Luxus, den ich mir leisten kann - und ich werde sicher nicht damit aufhören, nur weil ich mich fürs Studium einschreibe.

Ach, für welches Fach denn?
Philosophie, Journalismus, Meeresbiologie. Als Zwilling kann ich mich schwer auf einen Bereich fokussieren. Vielleicht mache ich nach drei Monaten ja was mit Feminismus. Denn das ist mir wichtig. Aber für mich ist Frausein kein Eingeständnis von Schwäche, sondern die Stärke, seine schwachen Seiten zu akzeptieren. Ich würde für meine Kinder alles liegen lassen, liebe aber auch meinen Job, die Anerkennung und Rastlosigkeit. Trotzdem will ich mütterlich und weiblich sein dürfen - und einen Mann an meiner Seite haben, den ich bewundern darf für Dinge, die ich nicht kann.

Vox, ab heute Abend dienstags und sonntags, 20.15 Uhr