In der Cloud, also onlinebasierten Diensten, sieht der Softwaregigant SAP die Zukunft. Zuletzt aber zogen die Kunden nicht so mit wie gewünscht. Dafür gibt es einen Grund, der nach Einschätzung des Managements vorübergehend ist.
Europas größter Softwarehersteller SAP hat auch im zweiten Quartal Schwächen in seinem erklärten Zukunftsgeschäft gezeigt. Das Dax-Schwergewicht korrigierte am Donnerstag seine Jahresziele, weil die Clouderlöse schwächer ausfielen als erwartet. Einige große Kunden aus dem öffentlichen Sektor hätten sich wegen anhaltender ökonomischer Unsicherheiten für eine Lizenz- statt für eine Cloudlösung entschieden, sagte Konzernchef Christian Klein. „Ein Trend weg von der Cloud ist das aber nicht.“
An der Börse kamen die Nachrichten nicht gut an. In New Yorker Handel lagen Papiere des Konzerns am frühen Abend mehr als fünf Prozent im Minus.
In seiner neuen Prognose geht SAP für das laufende Jahr von einer währungsbereinigten Steigerung des Cloudumsatzes von 23 bis 24 Prozent aus. Zuvor hatte SAP eine Steigerung von 23 bis 26 Prozent gegenüber dem Vorjahr auf dem Zettel.
Clouderlöse schwächer aus als erwartet
Kunden, die SAP-Software cloudbasiert nutzen, zahlen einen geringeren Betrag über eine Laufzeit von in der Regel drei Jahren - bleiben aber dann oft länger Kunde, weil sie ohne Vertrag die Software nicht mehr nutzen können. Der Umsatz ist für SAP somit besser planbar als im Lizenzgeschäft, wo die Software für eine hohe Einmalzahlung verkauft wird.
Im zweiten Quartal fielen die Clouderlöse schwächer aus als erwartet. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zogen sie zwar im fortgeführten Geschäft um 19 Prozent auf 3,3 Milliarden Euro an. Analysten hatten im Schnitt allerdings mit mehr gerechnet. Insgesamt kletterten die Erlöse um 5 Prozent auf 7,6 Milliarden Euro. Als bereinigtes Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) blieben 2,06 Milliarden Euro hängen und damit 23 Prozent mehr als im entsprechenden Vorjahresquartal.
Für die Delle im Cloudgeschäft machte der Vorstand vor allem die schwache Konjunktur verantwortlich. Das Geschäft kranke temporär daran, dass sich etwa Kunden aus dem öffentlichen Sektor nicht für eine dauerhafte Cloud- und damit für eine langfristige Lösung entscheiden wollten, sagte Klein. „Sie entscheiden sich aber nicht gegen die Cloud, sie verschieben den Einstieg nur auf später.“ Der Auftragsbestand sei nach wie vor hervorragend, auch für das zweite Halbjahr.
Unter dem Strich sprudelten bei SAP die Gewinne
Die schwächelnde Konjunktur setze das Cloudgeschäft aber auch von anderer Stelle unter Druck, sagte Finanzvorstand Dominik Asam. Weil die Nachfrage nach Zeitarbeitern schrumpfe, gingen auch die Transaktionen auf der Vermittlungsplattform Fieldglass zurück. Je mehr Zeitarbeiter über die SAP-Tochter vermittelt werden, desto höher liegen die Einnahmen auch des Mutterkonzerns.
Unter dem Strich sprudelten bei SAP die Gewinne - allerdings nicht wegen des Tagesgeschäfts. Mit dem Verkauf des US-Marktforschers Qualtrics kommt den Walldorfern ein Sonderertrag von rund 3,2 Milliarden Euro zugute. Insgesamt streicht SAP damit einen Gewinn in Höhe von 3,4 Milliarden ein und damit fast 17 Mal mehr als noch im Vorjahr.
Bei der Zahlenvorlage betonte Konzernchef Klein auch die Wachstumschancen durch Künstliche Intelligenz (KI). SAP sei mit seinen Daten aus der Geschäftswelt exzellent positioniert, um aus dem Trend Kapital zu schlagen. Produkte mit integrierten KI-Lösungen würden rund 30 Prozent teurer sein als ohne und damit den Umsatz antreiben, sagte Klein. Der mögliche Gesamtmarkt für SAP-Produkte dürfte sich bis 2028 auf eine Billion US-Dollar verdoppeln.