Washington - In der Wahlkampfzentrale von US-Präsident Barack Obama dürfte nun Klarheit darüber herrschen, gegen wen der Amtsinhaber im Herbst zu Felde ziehen muss: Nach dem Ausscheiden von Rick Santorum steht Mitt Romney als Präsidentschaftskandidat der Republikaner so gut wie fest. Dessen bis zuletzt härtester Rivale Santorum gab im parteiinternen Wahlkampf um die Nominierung am Dienstag seinen Rückzug bekannt. Das Rennen sei für ihn nun beendet, sagte Santorum vor Anhängern in seinem Heimatstaat Pennsylvania. Der Kampf gegen Obama aber gehe weiter. „Dieses Spiel ist noch lange nicht vorbei“, sagte Santorum. „Wir werden weiter dafür kämpfen, dass Präsident Barack Obama geschlagen wird.“

Romney gratulierte seinem Parteifreund in einer kurzen Mitteilung zur bisherigen Kampagne und bezeichnete ihn als einen „tüchtigen und würdigen Wettbewerber“. Santorum werde weiter eine wichtige Rolle in der republikanischen Partei und der Politik des Landes spielen, sagte Romney am Dienstag beim Besuch eines Stahlwerks im US-Staat Delaware. Santorum betonte in seiner Ansprache am Dienstag, dass er in dem zurückliegenden Jahr weiter gekommen sei, als es irgendjemand für möglich gehalten hätte. „Allen Widrigkeiten zum Trotz haben wir in elf Staaten gewonnen, Millionen Stimmen“, sagte er. Romney habe zwar mehr Delegiertenstimmen für sich gewinnen können. Aber „wir haben in einer ganz anderen Art gewonnen. Wir haben die Herzen berührt“, sagte Santorum, der gemeinsam mit seiner Familie vor die Kameras trat.

Die Entscheidung, sich aus dem Rennen zurückzuziehen, habe er am Wochenende gemeinsam mit seiner Familie getroffen, sage Santorum. Dazu beigetragen habe auch die vorübergehende Einlieferung seiner dreijährigen Tochter in ein Krankenhaus am vergangenen Freitag.

Romney kann sich nun auf Obama konzentrieren

Der Rückzug Santorums erlaubt es Romney, seine Kampagne stärker gegen Amtsinhaber Obama auszurichten. Bereits zu Beginn des innerparteilichen Wahlkampfs hatte der ehemalige Gouverneur von Massachusetts versucht, seine republikanischen Kontrahenten weitgehend zu ignorieren. Nach den Erfolgen von Santorum und dem ehemaligen Präsidenten des Repräsentantenhauses, Newt Gingrich, bei den Vorwahlen in einigen Staaten attackierte ein zunehmend nervöser Romney aber auch seine parteiinternen Rivalen. Nun könnte er sich als Kandidat präsentieren, der über den Flügelkämpfen innerhalb der republikanischen Partei schwebt.

Bereits in der vergangenen Woche gab Romney sich staatsmännisch. „Wir sind in diesem Wahlkampf Republikaner und Demokraten, aber wir sind alle vereint in unserem Schicksal als Amerikaner“, sagte er vor Anhängern. Eine Sprecherin Romneys erklärte am Dienstag: „Mitt Romney ist es in diesem Rennen immer darum gegangen, Präsident Obama zu schlagen und die Amerikaner wieder in Lohn und Brot zu bringen.“

Auch Obama weiß nun, woran er ist. Vor kurzem hatte der Präsident seinen voraussichtlichen Kontrahenten bei der Wahl im Herbst erstmals öffentlich angegriffen und ihn als elitären Millionär dargestellt, der seine Kandidatur mit einer teuren Schmutzkampagne gegen seine innerparteilichen Rivalen durchsetze. „Weder er noch seine Verbündeten aus den Interessenverbänden werden sich die Präsidentschaft mit ihren negativen Angriffen erkaufen können“, sagte Obamas Wahlkampfleiter Jim Messina am Dienstag. „Je mehr die Amerikaner von Mitt Romney sehen, desto weniger mögen sie ihn und vertrauen sie ihm.“ Der Kommunikationsdirektor vom Obamas Wahlkampfteam, David Axelrod, schlug in die gleiche Kerbe. „Mit Geld kann man keine Liebe kaufen, aber die Nominierung der republikanischer Partei“, schrieb der frühere Chefberater im Weißen Haus im Kurznachrichtendienst Twitter.

Doch auch wenn Obama seinen wahrscheinlichen Herausforderer als Mann des großen Geldes beschreibt, ist er Romney finanziell bereits weit überlegen. Sein Team verfügte nach Angaben der Wahlkommission Ende Februar über mehr als 84 Millionen Dollar (64 Millionen Euro). Romneys Kampagne hatte hingegen nur 7,2 Millionen Dollar auf dem Konto.

Obama beschwört Richtungsentscheidung

Dennoch dürfte Obama nun versuchen, sich als Präsident des ganzes Volkes zu positionieren, dem die Belange der einfachen Leute am Herzen liegen. „Wir müssen uns entscheiden, in welche Richtung sich das Land entwickeln soll“, sagte er am Dienstag vor Studenten in Florida. „Wollen wir weiter Leuten wie mir Steuererleichterungen gewähren, die sie nicht brauchen?“ Obama wirbt derzeit für die sogenannte Buffett-Regel, nach der Spitzenverdiener höhere Steuern zahlen sollen. Romney wirft ihm vor, mit seiner geplanten Steuerreform auch kleine und mittlere Unternehmen stärker zu belasten. Obama sei „der erste Präsident in der Geschichte der sich offen mit höheren Steuern um seine Wiederwahl bewirbt“, sagte Romneys Sprecherin Gail Gitcho.

Nach dem Rückzug von Rick Santorum sind Gingrich und Ron Paul weiter im Rennen. Die Wähler hätten immer noch Zeit, eine Alternative zu wählen, hieß es am Dienstag aus den Wahlkampfzentralen von Romneys verbliebenen Kontrahenten. Nun stehe „das letzte Gefecht der Konservativen“ bevor, schrieb Gingrich auf Twitter. Aus Pauls Lager hieß es, der texanische Abgeordnete sei „die letzte, echte konservative Alternative“. Allerdings könnte beiden Kandidaten finanziell bald die Puste ausgehen. Zuletzt platze in Utah ein Scheck von Gingrich über 500 Dollar, der für die Einschreibung zu Vorwahl fällig geworden war.