Für Laufkundschaft hat die Straße Auf dem Graben im Waldenbucher Altstadtkern nicht mehr viel zu bieten. Foto: Claudia Barner

Die Grabenstraße in Waldenbuch darbt seit einigen Jahren, wenig Laufkundschaft, vermüllte Ecken. Sie könnte durch das neue Sanierungsprogramm wiederbelebt werden, doch die Ladenbesitzer tun sich schwer. Woran liegt’s?

Waldenbuch - Sie ist im Waldenbucher Altstadtkern das Sorgenkind. Die Grabenstraße, einst lebendige Flaniermeile, verliert seit Jahren an Attraktivität. Vor allem im hinteren Teil unterhalb des Schlossbergs fehlen die Frequenzbringer. Für Laufkundschaft sorgt hier als letzte Bastion eine Metzgerei. An der Einbahnstraße gibt es wenig öffentliche Flächen, Parkplätze sind Mangelware und interessante Geschäfte sucht man vergebens. Auch mangelnde Sauberkeit ist ein Thema. „Wenn ich in der Straße unterwegs bin, denke ich manchmal, ich laufe durch einen Aschenbecher“, berichtet eine Einzelhändlerin.

So kann’s nicht bleiben. Und so soll’s nicht bleiben. Im Altstadtkern wird ein neues Sanierungsgebiet ausgewiesen. Das bietet große Chancen, die Grabenstraße wieder aufzuwerten. Wie das gelingen kann, wird derzeit mit den Eigentümern und Gewerbetreibenden diskutiert. Bei einem ersten Treffen im Rathaus wurde deutlich: Der große Wurf kann nur gelingen, wenn alle an einem Strang ziehen. Doch bisher gibt es nur ein kleines Häuflein Engagierter, das die Fäden miteinander verknüpfen will.

Von 100 Fragebögen kamen nur 19 zurück

100 Fragenbögen hatte das Planungsbüro Urba im Vorfeld der Gesprächsrunde am Donnerstagabend an die Haushalte und Geschäfte im neuen Sanierungsgebiet verschickt. 19 Antworten kamen zurück. Ähnlich mau war die Resonanz derer, die mitdiskutieren wollten. Sechs Eigentümer und Einzelhändler hatten den Weg in den Ratssaal gefunden, um gemeinsam mit den Experten und Bürgermeister Michael Lutz an einem Konzept zu arbeiten. Ein hoffnungsvoller Auftakt sieht anders aus. „Wir brauchen mindestens 20 bis 30 Leute, wenn wir die Situation wirklich verändern wollen“, stellte Architektin Christine Keinath klar.

Im großen Mosaik der Sanierungsplanung ergab sich an diesem Abend deshalb nur punktuell ein klares Bild. Die Eigentümer berichteten von den Schwierigkeiten, ihre Läden zu vermieten. „Größtes Problem ist aus meiner Sicht der Mangel an Parkplätzen“, gab ein Teilnehmer zu Protokoll. Für die Mitinhaberin der Metzgerei ist die Sauberkeit das drängendste Problem. „In anderen Städten wird das Wegwerfen von Müll und Kippen kontrolliert und bestraft. Da könnte die Stadt aktiv werden“, regte sie an. In zwei Punkten herrschte bei den Teilnehmern Einigkeit: Wenn das Auch-Areal überbaut wird, muss für die wegfallenden Parkplätze Ersatz geschaffen werden. Schon jetzt gebe es Probleme, weil die Stellplätze von Dauerparkern, Flugreisenden und Messebesuchern zweckentfremdet würden. Der Bürgermeister wollte das so nicht stehen lassen. „Ich halte das für ein Ammenmärchen. Wir gehen dem jetzt mal nach und kontrollieren, wer dort wie lange parkt“, erklärte er. Und: Der große Platz vor der Alten Post soll im Rahmen der Sanierung als innerörtlicher Treffpunkt weiter gestärkt werden. „Das funktioniert an dieser Stelle schon heute sehr gut“, stellten die Anlieger fest.

Die Sache sei einen zweiten Anlauf wert, findet der Bürgermeister

Damit auch die Suche nach zukunftsfähigen Lösungen noch besser funktioniert, will die Stadt nun mit einem Workshop nachlegen. „Die Vision muss von den Eigentümern und Gewerbetreibenden kommen“, forderte Bürgermeister Michael Lutz. Angesichts der schwachen Resonanz auf die Fragebogenaktion und die Gesprächsrunde müsse man sich die Frage stellen: Geht’s uns zu gut und reicht‘s uns schon?

Der Schultes hat darauf eine klare Antwort: „Wir müssen uns den veränderten Bedingungen am Markt stellen, sonst werden wir abgehängt.“ Einen zweiten Anlauf sei die Sache wert. Der historische Altstadtkern sei ein Schatz, und man habe das Geschenk zweier toller Museen. Bei Veranstaltungen platze die Innenstadt aus allen Nähten. Das alles seien Bedingungen, auf denen man aufbauen könne. Die Stadt allein könne das jedoch nicht leisten. „Wir brauchen engagierte Bürgerinnen und Bürger dafür“, appellierte er.