Spurrillen, Lücken zwischen den Quadern: die Reifen der schweren Busse hinterlassen Spalten. Foto: her

Rechtsstreit mit der Baufirma wegen des wackeligen Untergrunds am oberen Entree zum Rathaus-Carrée. Die zahlreichen, tonnenschweren Linienbusse haben im Oberdorf in der Cannstatter Straße die Lücken zwischen den Quadern verursacht.

Fellbach - Die umbau- und renovierungswilligen Anwohner im Fellbacher Oberdorf können sich schon mal überlegen, welchen Baubetrieb oder Handwerker sie demnächst beauftragen wollen. Der Gemeinderat hat nun die sogenannten Vorbereitenden Untersuchungen für die großflächige Aufhübschung des Gebiets Vordere Straße beschlossen. Ein Förderrahmen von zwei Millionen Euro steht zur Verfügung. Richtig lost geht auch die formale Prozedur erst im Frühjahr 2019, wenn das Lokalparlament den Satzungsbeschluss fürs Sanierungsgebiet verabschiedet hat.

Dass die Entwicklung im alten Ortskern viele Bürger interessiert, zeigte sich kurz vor dem Gemeinderatsbeschluss bei einer Informationsveranstaltung mit gut 100 Besuchern im großen Ratssaal. Die Anwohner hatten allerdings etliche Kritikpunkte an der aktuellen Situation in petto und forderten da und dort Verbesserungen.

Belag in der Cannstatter Straße ist eine Katastrophe

So fand es ein Bürger reichlich merkwürdig, dass fürs neu zu gestaltende Gebiet nach Aussage der Baurechtsamtsleiterin Marion Maiwald „der Charme des Rathaus-Carrées fortgesetzt werden soll“. Aber dann doch hoffentlich nicht mit der selben Pflasterung der Straße wie „vor dem alten Pfarrhaus“, so ein Bürger. Denn der Belag dort in der oberen Cannstatter Straße sei „eine Katastrophe“ – hervorgerufen wohl vor allem durch die tonnenschweren Linien-Gelenkbusse. „Da können sie alle fünf Jahre eine Sanierung durchführen“, schimpfte der Bürger. Ein anderer ließ später noch in kleinem Kreis das Verdikt „Baupfusch“ fallen. Angesichts dieser Erfahrung empfahlen die Anwohner, jenen Pflasterbelag auf keinen Fall auch weiter oben in der Cannstatter Straße zu verwenden.

Baubürgermeisterin Beatrice Soltys ist die Schwäche mit vielen Spalten und Lücken im Fellbacher Untergrund in nur gut hundert Meter Entfernung von ihrem Büro natürlich nicht unbekannt. Bei der Infoveranstaltung bezeichnete sie diese Mängel jedoch als „Ausnahmefall“ und erklärte: „Der Granit ist sehr schlecht verlegt worden.“ In einem in Auftrag gegebenen Gutachten sei ermittelt worden, „dass der Unterbau vermutlich sehr schlecht gemacht worden ist“.

Um die defekte Basis der Quader in der Straße gebe es mittlerweile eine juristsche Auseinandersetzung mit der Baufirma, das Ganze, deutete Beatrice Soltys an, läuft auf eine Klärung vor Gericht hinaus.

Der Straßenbelag stößt einigen Anwohnern allerdings nicht nur unten in der Cannstatter Straße am Rathaus-Carrée, sondern auch weiter oben in der Vorderen Straße bis zum Satyr-Kreisel auf.

Die Baubürgermeisterin warf sich in der Infoveranstaltung allerdings für ihren Amtsleiter in die Bresche

Denn bei der Präsentation des künftigen Sanierungsgebiets hatten die Rathausverantwortlichen nicht nur von der „Verbesserung der Wohnqualität“, der Aufwertung denkmalgeschützter Gebäude und Umgestaltung versiegelter Hofflächen gesprochen. Vielmehr wolle man auch der Hoffnung vieler Bürger auf „ein deutlich grüneres Stadtbild“ durch das Anpflanzen von „mehr Grün“ Rechnung tragen.

Das allerdings stiftete jetzt durchaus Verwirrung: Wie diese Vorhaben denn einhergingen mit dem vor gut einem Jahr in der Vorderen Straße aufgebrachten grauen Asphalt, wollte ein Bürger wissen. Er erinnerte daran, dass auch die CDU-Fraktion sich in einem Artikel in der Fellbacher Zeitung über die versäumte Pflanzung von Bäumen und straßenbegleitende Begrünung beklagt hatte. Auch er selber habe sich vor gut zwölf Monaten an die Stadt gewandt, was denn nun zu erwarten sei, so der Bürger.

Vom Tiefbauamtsleiter Thomas Stengel habe er darauf die Auskunft erhalten, es seien „keine städtebaulichen Veränderungen in den nächsten Jahren beabsichtigt“. Diese Asphalt-Beteuerung der Amtsleitung und jetzt dann die aktuellen grünen Erklärungen von Maiwald und Soltys zu mehr Flora im Viertel, das passe ja wohl überhaupt nicht zusammen. „Das Ganze überrascht mich total“, sucht der Bürger nach einer einheitlichen Linie bei der Stadt.

Die Baubürgermeisterin warf sich in der Infoveranstaltung allerdings für ihren Amtsleiter in die Bresche. „Das war die richtige Aussage im Sommer 2017“, beschied Beatrice Soltys dem Fragesteller. Wann die anvisierte Begrünung komme „und in welcher Intensität, das wird sich zeigen – im Moment jedenfalls nicht, wir sind erst ganz am Anfang“.

Klar ist aber, dass früher oder später die in Aussicht gestellte Baum-Neupflanzung kommt – was Beatrice Soltys beispielsweise mit dem vergangenen Hitze-Sommer begründete, indem „man froh war, unter schattenspendenden Bäumen zu sein“. Zudem seien im Stadtgebiet bisher die Baumpflanzfelder zu klein ausgefallen, weshalb die Bäume eine geringere Lebensdauer hatten; auch das müsse korrigiert werden. Soltys Credo: „Auch für die übernächste Generation müssen wir das Augenmerk aufs Stadtklima lenken.“