Das Südportal des Engelbergtunnels: Von September 2019 an wird saniert, zunächst nur unter der Fahrbahn. Foto: factum/Granville

Der Engelbergtunnel muss für rund 130 Millionen Euro fünf Jahre lang saniert werden. Die Verzögerung des Baustarts halten Bundespolitiker für unumgänglich – auch wenn zugleich leise Kritik anklingt.

Leonberg - Die Verzögerung der Sanierung des Engelbergtunnels stößt bei Bundestagsabgeordneten aus der Region Stuttgart auf Akzeptanz. Der Baustart, der eigentlich für Herbst dieses Jahres vorgesehen war, ist nun für September 2019 geplant. Die Verkehrsteilnehmer bekommen die Arbeiten sogar erst von April 2020 an zu spüren. Sie dauern dann bis ins Jahr 2024 an.

Beschaffenheit des Gesteins unterschätzt?

„Die Terminverschiebung beim Engelbergtunnel ist unerfreulich, aber für eine hoffentlich nachhaltige Sanierung des Bauwerks wohl unumgänglich“, sagte Matthias Gastel, Bundestagsabgeordneter der Grünen aus Filderstadt, unserer Zeitung. Der Verkehrsexperte moniert indirekt, dass der Baugrund offenbar nicht ausreichend erkundet worden sei. Dies zeige die Bau- und Sanierungsgeschichte des Tunnels.

Die Erkundung sei aber ganz entscheidend: „Nur so ist gewährleistet, dass die richtige Bautechnologie angewendet und der Tunnel ohne aufwändige Nacharbeiten und Sanierungen lange genutzt werden kann.“ Der 47-Jährige glaubt, dass die Verantwortlichen die Beschaffenheit des Gesteins Anhydrit unterschätzt haben. „So war das damals beim Bau des Engelbergtunnels und so ist das heute beim Bau der Tunnel für Stuttgart 21“, spekuliert Gastel. Der sogenannte Anhydrit kann beim Kontakt mit Wasser aufquellen und sein Volumen um bis zu 50 Prozent ausdehnen.

Bilger ist zufrieden mit dem Bauwerk

Der Ludwigsburger CDU-Abgeordnete Steffen Bilger, der parlamentarischer Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium und damit ein Vertreter des Bauherrn ist, verteidigt die Verzögerung der Sanierung. „Diese ergibt sich aus umfangreichen Vorabmaßnahmen und einer detaillierteren Planung der Hauptbaumaßnahme“, teilt Bilger mit. Alle drei Fahrspuren je Fahrtrichtung sollen während der vier Jahre währenden Verkehrseinschränkung in schmaleren Varianten erhalten werden. Auch sonst ist Bilger zufrieden mit dem Bauwerk: „Er ist aktuell der meistbefahrene große Tunnel in Deutschland, der volkswirtschaftliche Nutzen ist enorm, auch wenn die Kosten für Bau und Erhalt sehr hoch sind.“