Der Hoppenlaufriedhof scheint vor dem Verfall gerettet zu sein. Damit die 1675 Grabsteine auf Stuttgarts ältestem noch erhaltenem Friedhof nicht verfallen, gibt es vom Bund 350 000 Euro Zuschuss für die Sanierung. Die Gesamtkosten belaufen sich allerdings auf rund 1,5 Millionen Euro. Foto: Peter-Michael Petsch

Der Hoppenlaufriedhof scheint vor dem Verfall gerettet zu sein. Damit die 1675 Grabsteine auf Stuttgarts ältestem noch erhaltenem Friedhof nicht verfallen, gibt es vom Bund 350 000 Euro Zuschuss für die Sanierung. Die Gesamtkosten belaufen sich allerdings auf rund 1,5 Millionen Euro.

Stuttgart - Der Hoppenlaufriedhof scheint vor dem Verfall gerettet zu sein. Damit die 1675 Grabsteine auf Stuttgarts ältestem noch erhaltenem Friedhof nicht verfallen, gibt es vom Bund 350 000 Euro Zuschuss für die Sanierung. Die Gesamtkosten belaufen sich allerdings auf rund 1,5 Millionen Euro.

Timo John kann es kaum fassen. „Ich bin völlig aus dem Häuschen vor lauter Freude“, gesteht er, als er erfährt, dass 350 000 Euro an Bundesmitteln in die Sanierung des denkmalgeschützten Gottesackers fließen. Im März hat sich die Stuttgarter Ortsgruppe des Schwäbischen Heimatbunds, dessen stellvertretender Vorsitzender John ist, die Rettung des Hoppenlaufriedhofs zur Aufgabe gemacht. Immer wieder sprach John bei der Stadt und den Stadträten aller Fraktionen vor und wies auf die Bedeutung des Friedhofs hin, auf dem berühmte Männer und Frauen wie der Dichter Wilhelm Hauff (1802 bis 1827) oder die Komponistin und Sängerin Emilie Zumsteeg (1796 bis 1857) begraben sind.

Geld aus dem Denkmalschutzsonderprogramm

Ein erster Erfolg war, dass die Stadtpolitiker überzeugt werden konnten, wie bedeutend der Friedhof ist, dass ein Besuch dort ein Ausflug in die Geschichte ist und dass mit vielen Namen auf den Grabsteinen kulturelle und politische Leistungen verbunden sind. Eine Steinmetzin wurde mit der Bestandsaufnahme beauftragt. Die ergab, dass für die Sanierung der Grabsteine rund 1,5 Millionen Euro benötigt werden. Geld, das nicht da ist. Auf Grundlage der Schadensanalyse konnte die Stadt aber Landes- und Bundesmittel für die Sanierung beantragen.

In Berlin starkgemacht haben sich laut John trotz Zurückhaltung der CDU im Gemeinderat der Stuttgarter CDU-Bundestagsabgeordnete Stefan Kaufmann und seine FDP-Kollegin Judith Skudelny aus Leinfelden-Echterdingen. „Beide haben mir nichts von ihrem Engagement gesagt. Deshalb war ich so perplex, als ich von dem Geldsegen gehört habe“, berichtet John. Die 350  000 Euro stammen aus Mitteln des sogenannten Denkmalschutzsonderprogramms IV. In dem Fördertopf sind insgesamt rund 31,5 Millionen Euro für den Erhalt und die Restaurierung „unbeweglicher Kulturdenkmäler nationaler Bedeutung“. Eingereicht wurden insgesamt 424 Anträge auf Förderung. Zum Zuge gekommen sind 217 Anträge. Die Förderhöchstgrenze liegt bei 400 000 Euro. Mit den 350 000 Euro, die der Haushaltsausschuss des Deutschen Bundestags jetzt bewilligte, hat der Hoppenlaufriedhof fast das Maximum erzielt.

Diese Höhe lässt auch beim städtischen Garten-, Friedhofs- und Forstamt, das den Antrag auf Förderung gestellt hat, Jubel aufkommen. „Das bedeutet, dass wir die Restaurierung in Angriff nehmen können“, sagt Maurus Baldermann. Der Experte für Denkmalschutz beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt verspricht sich von dem Geldsegen auch eine Signalwirkung. „Die Bewilligung der Bundesmittel ist quasi der Türöffner, um Zuschüsse vom Landesamt für Denkmalpflege und dann von der Denkmalstiftung zu bekommen.“ In beiden Fällen geht es laut Baldermann „im besten Fall“ nochmals um je 300 000 Euro.

Sanierung einzelner Grabsteine mit Privatspenden

Blieben noch gut 500 000 Euro, die aufgetrieben werden müssen. „Da ist dann die Stadt am Zug“, stellt John fest. Und auch der Heimatbund will etwas beisteuern. „Wir haben bereits 15 000 Euro an Spenden bekommen“, sagt John. Gut ein Dutzend Spender haben für die Restaurierung eines ganz bestimmten Grabsteins gespendet. So hat eine Familie dreimal 500 Euro für die Grabmäler dreier auf dem Hoppenlaufriedhof bestatteter Vorfahren gespendet. Und eine ältere Dame, die gern die Wilhelma besucht, hat 300 Euro für die Restaurierung des Grabsteins von Karl Ludwig von Zanth (1796 bis 1857) überwiesen. Der Architekt hat die Stuttgarter Zoo-Anlage erbaut. „Spendet jemand 1000 Euro für ein bestimmtes Grab und die Sanierung ist preiswerter, bekommt er den Überschuss zurück“, verspricht John.

Ende des Monats will der Heimatbund der Stadt einen Scheck überreichen. „Vielleicht kann mit dem Geld schon in diesem Jahr mit der Restaurierung begonnen werden“, hofft John. Bisher ist geplant, im kommenden Jahr loszulegen. Obwohl in einer Dringlichkeitsliste die Grabsteine nach Schadensstufen eingeordnet sind, steht noch nicht fest, welche zuerst restauriert werden. Einer der ersten, die drankommen, dürfte der Grabstein von Gottlieb Christian Eberhard Etzel (1784 bis 1840) sein. Der Baumeister hat unter anderem die Neue Weinsteige gebaut. Aufsteigende Feuchtigkeit hat seinem Grabmal extrem stark zugesetzt. „Wenn wir wie geplant pro Jahr etwa 230 Grabsteine restaurieren könnten, sind die Arbeiten 2021 abgeschlossen“, sagt Baldermann und freut sich, dass der Hoppenlaufriedhof nun doch nicht das Zeitliche segnet.