Fast wie im Ratssaal: OB Frank Nopper läutet den Wochenmarkt auf dem Marktplatz ein. Foto: Lichtgut/Horst Rudel

Es wächst zusammen, was zusammengehört: Nach langer Sanierung hat der Wochenmarkt wieder auf den Marktplatz zurückgefunden.

Laut genug? Kräftig schwenkt Stuttgarts Oberbürgermeister Frank Nopper eine Marktglocke, um offiziell den Stuttgarter Wochenmarkt wiederzueröffnen: Am Pfingstsamstag ist er an jenen Platz zurückgekehrt, den er im Namen trägt – auf den Marktplatz. Dort, vor dem Rathaus, boten 31 Beschickerinnen und Beschicker ihre Waren wieder an. Künftig sollen es 40 sein.

Seit September 2020 wird der Marktplatz saniert. Nun ist die 9700 Quadratmeter große Fläche fast fertig – barrierefrei gestaltet „mit neuem und hellem Pflasterbelag, mit einem großen Fontänenfeld samt Wasserspiel sowie mit den berühmten, fünf heftig umstrittenen Eisenholzbäumen“, so Nopper. Die sind mobil in Pflanzkübeln. Noch restauriert wird derzeit der Marktbrunnen, der angehoben wird. Das soll im Herbst 2023 abgeschlossen sein. Neben Barrierefreiheit und sanierter Bodenbeläge gehörte zu den Bauzielen auch, die Infrastruktur, also Strom- und Wasseranschlüsse zu verbessern. So sei einer der Knackpunkte etwa gewesen, zwölf neue Unterflurstromanschlüsse auf der Platzfläche zu verteilen. Im Bunker unter dem Marktplatz wurden zudem drei Betriebsräume eingerichtet – für Strom und Fontänenfeld. 12,6 Millionen Euro investiert die Stadt für die Maßnahmen insgesamt.

Nopper blickt in die Geschichte zurück

Nopper blickte denn auch auf die Historie des Marktes, der auf das Jahr 1304 zurückgeht. 1290 sei gar der Platz selbst erstmals urkundlich erwähnt worden. Über Jahrhunderte hinweg habe der Markt die wirtschaftliche Grundlage Stuttgarts gebildet, betonte er. Lange Zeit sei er geprägt gewesen vom Handel mit Wein, Salz und Holz. „Heute bieten unsere Beschicker, die überwiegend Erzeuger aus Stadt und Region sind, vor allem Obst, Gemüse, Eier, Blumen, Wein, Spirituosen, Honig, Marmelade und Backwaren an – überwiegend regional und saisonal für Jung und Alt, für Groß und Klein, für Alteingesessene und Neuankömmlinge“, so der OB. Die zeigten sich angetan, an den Ständen war was los. „Schön, dass alle wieder da sind“, wurde öfters kommentiert.

Und wer bei Noppers Grußwort gut zugehört hatte, konnte bei einem Quiz etwas gewinnen: Gelbe Rosen aus Stuttgart im Topf der Sorte „Stuttgardia“, benannt nach der Schutzgöttin der Landeshauptstadt, die auch als Bronzefigur die Seitenfassade des Rathauses ziert. Die Beetrosen gingen nach Gablenberg, Stuttgart-West und Sillenbuch: Die Gewinnerinnen wussten nicht nur, die Zahl der Marktbeschickerinnen und –beschicker sowie das Gründungsjahr des Marktes. Sondern auch, wann der Donnerstag als dritter Markttag hinzukam, neben Dienstag und Samstag. „1775!“, rief die Sillenbucherin, kaum hatte der OB die Frage beendet.

Marktleute danken für den modernen Platz

Markus Fischer, Sprecher der Beschicker, bedankte sich für den schönen, modernen Platz, dabei einen der Gründungsväter der Vereinigten Staaten zitierend: „Menschliches Glück stammt nicht so sehr aus großen Glücksfällen, die sich selten ereignen, als vielmehr aus kleinen glücklichen Umständen, die jeden Tag vorkommen.“ Märkte hätten nicht nur Flair, den kein Supermarkt bieten könne, so Fischer, sondern vor allem auch Waren, die „frisch, regional, nachhaltig“ seien.

Diesen Faden nahm Thomas Lehmann, Geschäftsführer der Märkte Stuttgart, auf. „Wochenmärkte sind nicht einfach nur zum Einkaufen: Wochenmärkte sind Plätze zum Austausch, Plätze für ein besseres Klima, Wochenmärkte sind Nahversorgung, sie sind nachhaltig – und die Produzentinnen und Produzenten bekommen für ihre Waren die fairen Preise, die sie wert sind“, unterstrich er, bevor er eine Anekdote zum Besten gab. „Die neuen Bäume wurden zuerst falsch angeliefert, nämlich in Bad Cannstatt. Aber nun sind sie hier!“ Er wünsche sich, dass „dieser Markt mit seiner bunten Vielfalt von den Bürgerinnen und Bürgern genauso geschätzt wird wie vor dem Umbau.“ Ein paar Tipps habe er von Besucherinnen und Besuchern schon erhalten, die er gerne aufnähme. Das programmierte Wasserspiel etwa müsse so eingestellt werden, so dass es leiser plätschere.

Danach ging es an die Marktschürzen: Diese banden der OB, Sozialbürgermeisterinnen Alexandra Sußmann, Bildungsbürgermeisterin Isabel Fezer sowie Sicherheitsbürgermeister Clemens Maier um. Gemeinsam mit Thomas Lehmann verteilten sie 300 gelbe Rosen sowie Äpfel und Pixi-Bücher mit dem Titel „Wir gehen auf den Wochenmarkt“. Darin wird die Geschichte erzählt von Tom und Linda, die mit ihren Eltern auf dem Markt alles bekommen, was man für ein gutes Essen so braucht. Stuttgart habe 31 Wochenmärkte, so Thomas Lehmann. „Wir wollen mit diesem Pixi-Büchlein auch schon unsere jungen Besucherinnen und Besuchern Lust auf Markt machen und die Vorteile vermitteln, die der Einkauf dort bietet.“