Der Plenarsaal wird durch erstmals Tageslicht von der Decke und neues Holz deutlich heller als zuvor. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Im Landtagsgebäude am Eckensee wird inzwischen 14 Stunden am Tag gearbeitet. Das neue Parlament soll sich dort nach Generalsanierung und Umbau am 11. Mai zur ersten Sitzung treffen.

Stuttgart - Es riecht nach frischem Holz, Klebstoff, und nach feinem Staub: Im durch Bauzäune abgegrenzten Landtagsgebäude geben sich die Arbeiter die Klinke in die Hand. 14 Stunden am Tag wird geschafft, damit das denkmalgeschützte Haus am 11. Mai die neu gewählten Abgeordneten zur Wahl des Ministerpräsidenten empfangen kann. Wo er dann im Saal sitzen wird? „Ich gehe davon aus, dort auf der Regierungsbank“, sagt Finanzminister Nils Schmid (SPD) am Montag beim Rundgang. Ein Hinweis auf wechselseitige Koalitionsbereitschaft? Einerlei – einer der maximal 160 Abgeordnetenplätze ist dem 42-jährigen Juristen jedenfalls sicher.

Schmid hat die Funktion des Bauherrn. Roland Wenk (59), nach diversen Pannen und saftigen Budgetüberschreitungen bei anderen Landesprojekten Ende 2013 als neuer Leiter des Amts für Vermögen und Bau installiert, kann dem Dienstherrn eine beruhigende Information bieten: „Die Kosten sind im grünen Bereich, der Zeitplan liegt im gelben“, sagt Wenk.

50 Kilometer Kabel für zeitgemäße Technik

Die inwändige Sanierung des 1961 eingeweihten Hauses wird 52,1 Millionen Euro verschlingen. Dafür gibt es eine Rundum-Erneuerung mit erstmals Tagesicht durch neue Deckenöffnungen im Plenarsaal (2,1 Millionen), 50 Kilometer neue Kabel für zeitgemäße Technik, und aufgearbeitete Paneele in den nun mit einer doppelten Glasfassade wärmegedämmten Büros.

Im Plenarsaal selbst wird neues Furnier aus „mindestens 200 Jahre alter Spessarteiche“ an die Wand geschraubt, erläutert Projektleiter Franz Sandner. Den zentralen Raum soll der Grüne Fritz Kuhn, seit bald drei Jahren OB in Stuttgart, in seiner Landtagszeit als „Kopfweh-Käfig“ bezeichnet haben. Für die Fraktionschefs gab es damals für ein Erholungsnickerchen immerhin lederne Pritschen.

Die Modernisierung soll Energiekosten sparen

„Kopfweh bekommt man aber nicht vom Raum, sondern von den Debatten“, sagt Schmid. Das Denkorgan der Volksvertreter erhält im Saal künftig Frischluft aus dem Boden eingeblasen, in den Büros strömt Warmluft von der Decke. Den „Glühkopf-Effekt“ früherer Deckenheizungen gebe es nicht mehr, versichert Wenk, dazu sei die Vorlauftemperatur der Heizung zu gering.

Die Investition in den Landtag, der an der Fassade der alte bleiben wird, soll künftig durch bessere Dämmung und LED-Licht pro Jahr rund 150 000 Energiekosten sparen und die Umwelt von 150 Tonnen des Klimagases Kohlendioxid verschonen.

Neben dem Landtag, für den der historische Teppichboden neu gewirkt wurde, entsteht im Untergrund des Akademiegartens das neue Besucherzentrum mit vier Konferenzräumen. 17,5 Millionen Euro werden hier bis ins Frühjahr 2017 verbaut werden, um die jährlich rund 65 000 Gäste künftig besser betreuen und per Aufzug hindernisfrei führen zu können. Erste Anlaufstelle ist für sie eine kreisförmige, getreppte Agora die vom Park ins Besucherzentrum führt.