Im Frühjahr 2019 haben die Renovierungsarbeiten begonnen. Foto: Stoppel

Die Sanierung der Backnanger Stiftskirche wird teurer als geplant. Die Kirchengemeinde muss knapp eine Million Euro über einen Kredit finanzieren. Der Weihnachtsgottesdienst findet wohl wieder im Freien statt.

Backnang - Die Sanierung der Backnanger Stiftskirche hätte nach den ersten Plänen schon zur 900-Jahr-feier des Gotteshauses abgeschlossen werden sollen – und zwar im Jahr 2016. Ganz zu Beginn der Planungen hieß es, die Arbeiten würden knapp drei Millionen Euro kosten. Doch gewerkelt wird noch immer. Und die Kosten sind zum wiederholten Mal in die Höhe geschnellt. Vor ein paar Monaten war man noch von Kosten in Höhe von rund 3,8 Millionen Euro ausgegangen. Jetzt werden die Kosten auf rund 4,7 Millionen Euro taxiert. Mehr gehe ganz bestimmt nicht, sagt die Vorsitzende des Kirchengemeinderats, Ute Ulfert.

Die Ärztin und CDU-Stadträtin erklärt ferner, dass sie froh wäre, „wenn wir im nächsten Jahr wieder die Konfirmation in der Stiftskirche feiern könnten“. Ute Ulfert rechnet also damit, dass die Bauarbeiten mindestens noch mal gut ein halbes Jahr lang dauern werden. Wegen der dramatisch gestiegenen Baukosten sei es leider erforderlich, die zusätzliche Million Euro über Kredite zu finanzieren, sagt Ulfert. Sie sehe beim besten Willen keine andere Möglichkeit. Bis dato hätten der Oberkirchenrat und die Denkmalförderung des Landes sowie die Stadt Backnang zugesagt, sich an den Kosten zu beteiligen.

„Coronapandemie ist uns leider in die Quere gekommen“

Mit verschiedenen Aktionen hat die Kirchengemeinde bislang Spendengelde in Höhe von gut 700 000 Euro eingesammelt. Ziel bleibe es, rund 900 000 zusammenzubringen. „Die Corona-Pandemie ist uns leider in die Quere gekommen.“ Viele geplante Veranstaltungen hätten nicht stattfinden können.

Ein Großteil der Mehrkosten sei entstanden, weil die Fassade des Bauwerks stärker beschädigt war, als zunächst angenommen. Anders als erwartet, müsse nicht nur ein Teil des Putzes von den Wänden, sondern der komplette Putz. Ulfert sagt: „Das ganze Gebäude ist schadhaft.“ Ferner seien die Rosetten der alten Bleiglasfenster gebrochen, was ebenfalls die Ausgaben in die Höhe treibe.

Skelette sind in Obhut beim Landesdenkmalamt

Im Boden des Kirchenschiffs sind kürzlich Skelette gefunden worden, die von Hand geborgen wurden – diese Arbeiten hätten zu Verzögerungen geführt. Und Verzögerungen kosteten immer auch Geld. Die Skelette seien mittlerweile „in Obhut beim Landesdenkmalamt“.

Wie alt die Skelette wohl sind? Teile der Kirche jedenfalls sind mindestens 900 Jahre alt. Das Kreuzrippengewölbe aus dem Jahr 1504 ist weit und breit einzigartig. In der Kirche stehen wahre Schätze, etwa ein evangelischer Beichtstuhl aus dem 17. Jahrhundert. Ein Renaissanceschrank in der Kirche ist laut dem Dekan Wilfried Braun „der schönste seiner Art nördlich der Alpen“. In der Krypta, die erst 1929 wieder freigelegt worden ist, sind die badischen Markgrafen bestattet.

Wieder Weihnachtsgottesdienst auf dem Stiftshof?

Seit dem Beginn der Sanierungsarbeiten finden die Gottesdienste im Gemeindehaus statt oder im Garten vor diesem Gebäude. Was wird aus dem Weihnachtsgottesdienst? 2019 wurde Heiligabend unter freiem Himmel auf dem Stiftshof gefeiert. Diese Veranstaltung sei gut angekommen bei den Besuchern, sie sei aber auch ins Geld gegangen wegen der teuren Lautsprecheranlage, sagt Ulfert. Geld, das die Gemeinde nun nicht mehr hat. Im Freien feiern, sagt sie, sei aber auch diesmal die richtige Lösung. Wo und wie genau – das müsse noch geklärt werden.