Die Neckarbrücke zwischen Neckarweihingen und der City ist marode, doch die Sanierung verzögert sich weiter. Foto: factum/Granville

Ursprünglich wollte das Land die marode Neckarquerung bei Neckarweihingen 2015 sanieren lassen, dann 2016, jetzt steht fest: es wird 2017. Die Stadt steht jetzt vor einem Problem: Es droht ein noch größeres Verkehrschaos.

Ludwigsburg - Der Über- und Unterbau – stark beschädigt. Risse im Beton, defekte Stellen in einer Stützwand. Diverse Abdichtungen und Entwässerungseinrichtungen sind marode. 2012 hatten Experten des Stuttgarter Regierungspräsidiums (RP) die Neckarbrücke zwischen der Ludwigsburger City und dem Stadtteil Neckarweihingen begutachtet, und das Ergebnis der Routinekontrolle war verheerend. Die Standsicherheit sei beeinträchtigt, lautete das Fazit. Um das Bauwerk zu entlasten, wurde ein Fahrverbot für Schwerstlastverkehr mit einer Achslast von mehr als zehn Tonnen erlassen.

Geschehen ist seither fast nichts, und nun steht fest: Es wird auch so bald nichts geschehen. Zwar wurden in den vergangenen Tagen einige Schlaglöcher auf der Fahrbahn ausgebessert, aber das Großprojekt, die grundlegende Sanierung, wird erneut verschoben. Das hat das Regierungspräsidium jetzt auf Nachfrage bestätigt.

Der Grund für die Verzögerung: Es fehlt das Geld

Ursprünglich wollte das Land die 112 Meter lange Neckarquerung bereits 2015 instandsetzen lassen, damals kam die Stadt dazwischen und bat um einen Aufschub, um Zeit für die Planung eines neuen Radwegs auf der Brücke zu gewinnen. Danach wurde der April 2016 anvisiert, doch diesmal kommt das Geld dazwischen. 1,4 Millionen Euro soll das Vorhaben kosten. Das Land habe für dieses Jahr zwar ausreichend Mittel für die Bauwerks-Sanierung zur Verfügung gestellt, aber nicht für die Sanierung der Fahrbahn, erklärt der RP-Sprecher Matthias Kreuzinger. „Wir müssen aber beides in einem Zug erledigen, alles andere macht keinen Sinn.“

Aus diesem Grund wartet das RP nun noch ein Jahr, denn dann ist voraussichtlich genug Geld vorhanden. Ein Problem sei das nicht, denn: „Die Brücke ist nicht einsturzgefährdet und kann bedenkenlos genutzt werden.“ Neuer Baubeginn ist nun also im April 2017. Rund ein halbes Jahr wird es dauern, die Pfeiler, Unter- und Überbauten zu erneuern. Obwohl auf eine Vollsperrung verzichtet werden soll, droht in dieser Zeit ein größeres Verkehrschaos. Die Brücke ist enorm frequentiert, wird täglich von tausenden Pendlern aus und in Richtung Marbach genutzt.

2017 werden zwei Hauptverkehrsachsen nur teilweise befahrbar sein

Die Stadt erfuhr erst vor wenigen Tagen von der neuerlichen Verzögerung und steht nun vor einem Problem. Um zu vermeiden, dass die Autofahrer in diesem Sommer von gleich zwei Großbaustellen ausgebremst werden, hatte die Verwaltung die ebenfalls anstehende Sanierung der Frankfurter Straße in Eglosheim auf 2017 geschoben. Was jetzt dazu führt, dass genau das passiert, was man verhindern wollte: im kommenden Jahr werden mit der Neckarbücke und der Frankfurter Straße zwei bedeutende Verkehrsachsen der Stadt nur teilweise befahrbar sein. „Wir müssen schauen, wie wir das koordiniert kriegen“, sagt der Baubürgermeister Michael Ilk.

Verärgert ist die Verwaltung dennoch nicht, im Gegenteil, denn in Ludwigsburg wird noch immer am Radroutenkonzept getüftelt. Strittig ist vor allem, wo der neue Radweg zwischen Neckarweihingen und der Innenstadt verlaufen soll. An beiden Seiten der hinter der Brücke beginnenden Marbacher Straße? Nur auf einer Seite? „Die Planung der Brückensanierung und des Radwegs müssen Hand in Hand laufen“, sagt Ilk. Ansonsten bestehe die Gefahr, dass der Radweg auf der Nordseite der Brücke angelegt werde, danach aber auf der Südseite der Marbacher Straße verlaufe – was einem veritablen Schildbürgerstreich gleich käme. Dass die Brückensanierung erneut verschoben wurde, hat demnach etwas Gutes. „Wir haben wieder mehr Zeit, uns mit dem Radweg zu beschäftigen.“