Die Löwentorbrücke wird in den kommenden Monaten für rund 2,2 Millionen Euro saniert. Während der Arbeiten an der Brücke steht in beiden Fahrtrichtungen nur eine Spur zur Verfügung. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

Am 30. Mai startet die Sanierung des maroden Bauwerks. Mindestens 25 Wochen lang ist die Brücke in beiden Fahrtrichtungen nur einspurig befahrbar. Viel Schleichverkehr in Stuttgart-Nord befürchtet.

Gut die Hälfte der rund 300 Brücken in der Landeshauptstadt haben mittlerweile 50 oder noch mehr Jahre auf dem Buckel. Dazu zählt auch die Löwentorbrücke, die in Stuttgart-Nord auf der Heilbronner Straße vierspurig die Gleisanlagen der Deutschen Bahn überquert. Sie wurde von 1922 bis 1928 von der Deutschen Bahn gebaut und 1961 durch die Stadt auf ihren heutigen Querschnitt erweitert. Das Bauwerk ist 67 Meter lang und 27 Meter breit.

Grund des Übels vor allem Streusalz

Bei einer Routinekontrolle im Herbst 2021 stellten die Experten beim städtischen Tiefbauamt fest, das die Löwentorbrücke marode ist. Vor allem der Jahrzehnte lange Einsatz von Streusalz hat der Stahlbetonkonstruktion massiv zugesetzt und im Inneren das Eisen rosten lassen. Das Bauwerk, das einen Teil der Heilbronner Straße bildet und täglich von rund 80 000 Fahrzeugen und etwa 600 Stadtbahnen überquert wird, muss deshalb komplett abgerissen und durch einen Neubau ersetzt werden.

Keine akute Einsturzgefahr

„Allerdings besteht keine akute Einsturzgefahr“, betont Jürgen Mutz, Chef des Stuttgarter Tiefbauamts. Aus diesem Grund wurde als erste Sicherungsmaßnahme Ende 2021 ein Tempolimit für Stadtbahnen und Autos auf der Brücke angeordnet. Jetzt folgt jedoch das Maßnahmenpaket, das der Löwentorbrücke solange Stabilität geben soll, bis der Neubau angegangen werden kann. Los geht’s nach den Pfingstfeiertagen am Dienstag, 30. Mai. Dann steht dem Autoverkehr in beiden Fahrtrichtungen auf der Löwentorbrücke bis in den Herbst hinein nur noch jeweils eine Fahrspur zu Verfügung.

Neuer Straßenbelag

Neben einer umfangreichen Instandsetzung des Betons und der Entwässerung wird auch der komplette Straßenbelag erneuert. „Wie lange diese Maßnahmen dauern, können wir nur schwer abschätzen und das hängt auch vom Verlauf ab“, sagt Jürgen Mutz. Mindestens jedoch 25 Wochen, da vor allem der neue Belag samt Abdichtung erheblich Zeit in Anspruch nehme. „Denn je weniger Salz eindringen kann, um so besser für die Konstruktion“, so Mutz.

Anwohner befürchten sehr viel Schleichverkehr

Welche Auswirkungen die Reduzierung der Fahrspuren auf der Löwentorbrücke vor allem für den Berufs- und Pendlerverkehr haben wird, kann nur vermutetet werden. Nachdem das Tiefbauamt im März die Sanierungsarbeiten samt Sperrungen veröffentlich hat, wird im Stuttgarter Norden befürchtet, dass viele Autofahrer auf Alternativrouten über den Killesberg (Stresemannstraße) oder die Nordbahnhofstraße ausweichen werden. „Erfahrungsgemäß herrscht an den ersten Tagen das größte Chaos“, so Jürgen Mutz. Dass es insgesamt für die betroffenen Anwohner nicht einfach werde, stehe natürlich fest, die Arbeiten seien allerdings alternativlos. Die Fußgänger werden während der Sanierung über den Brünner Steg umgeleitet. Bis auf das Tempolimit sind die Stadtbahnlinien U 6, U 7 und U 15 von dem Sanierungsprojekt, das insgesamt 2,2 Millionen Euro kosten wird, nicht tangiert.

Drei Brücken auf der Agenda

Wie lange die sanierte Brücke halten muss, steht noch nicht fest, allerdings steht sie zusammen mit dem Neubau der Rosensteinbrücke in Bad Cannstatt und der Aubrücke in Münster ganz oben auf der Brückenagenda des Tiefbauamts. „Was die Rosensteinbrücke betrifft, so planen wir momentan mit Hochdruck den Abriss im kommenden Jahr“, sagt Jürgen Mutz. Mehr könne momentan auch nicht gemacht werden, da der Neubau praktisch noch in den „Kinderschuhen stecke“ und zu viele Fragen offen seien.

Neubau kostet rund 80 Millionen Euro

„Parallel dazu gehen wir auch die Planungen für eine neue Löwentorbrücke an“, betont der Chef des Tiefbauamts, der zwei Varianten schon einmal angesprochen hatte. Die erste arbeitet mit einer vorübergehenden Brücke als Ausweichroute. Fahren dort die Autos, könnte der eigentliche Brückenneubau angegangen werden. Bei der zweiten Variante baut die Stadt eine neue Brücke neben der alten und schiebt den Neubau nach Abriss der bestehenden Brücke als Ganzes in die endgültige Position. Erste Kostenschätzungen für die neue Löwentorbrücke liegen bei 80 Millionen Euro.