Ihre Live-Performance lebt vom Zusammenspiel aus Musik, Licht und sich immer wieder verändernden Bildern. Foto: Lichtgut/Julian Rettig

Eine Show, die auf Sand baut: Die ukrainische Sandkünstlerin Svetlana Telbukh, bekannt aus der RTL-Show „Supertalent“, verzauberte das Stuttgarter Publikum mit magischen und kunstfertigen Sandbildern aus Stuttgart.

Stuttgart - Ihre geschlossenen Finger schweben am ausgestreckten linken Arm in fließenden Bewegungen über den Leuchttisch. Der rotbraune Sand rieselt dabei unmerklich aus ihrer Faust auf eine von unten beleuchtete Glasplatte, die das Gesicht der Künstlerin in warmem Licht erstrahlen lässt. Sphärische Klänge geben den Takt vor, mit dem sie ihr fragiles Werk vorantreibt. Der jungen Frau huscht ein Lächeln über die Lippen. Dann zieht sie mit einem Fingernagel ansatzlos Linien in den staubfeinen Sand. Was mag da gerade entstehen?

Eine flüchtige Kunst

Das ist die Frage, die wohl allen Zuschauern während der zweistündigen Sand-Show im Theaterhaus am Freitagabend immer wieder durch den Kopf geht. Und dann entlädt sich die Spannung in einem langgezogenen „Aaah!“ und rauschendem Beifall: Ohne Unterbrechungen entstehen auf diese Weise aus einem Bild des Stadions eine Illustration der Wilhelma, die sich in wenigen Sekunden in eine Darstellung der Oper verwandelt, mitsamt Schwänen auf dem Eckensee. Mitverfolgen lässt sich dieses kleine Wunder, weil sich das Geschehen auf dem Leuchttisch über eine Projektion auf einer Leinwand verfolgen lässt.

„Verliebt in Stuttgart – die Magie der Sandbilder“ heißt die Show der ukrainischen Sandkünstlerin Svetlana Telbukh. Bekannt wurde die 1984 geborene Sandartistin gemeinsam mit ihrer Schwester Anna Telbukh durch einen Auftritt in der RTL-Show „Supertalent“. Ihre Live-Performance lebt vom Zusammenspiel aus Musik, Licht und sich immer wieder verändernden Bildern, die im Entstehungs- und Vergehensprozess ineinanderfließen. Es ist eine flüchtige Kunst, die sich mit einer einfachen Handbewegung wieder auslöschen lässt.

Sand-Kunst als Hochleistungssport

Mit ihrer Show ist Svetlana Telbukh in ganz Europa unterwegs. Neben ihrer artistischen Kunstfertigkeit, die Voraussetzung dafür ist, dass Bilder überhaupt aus Sand entstehen können, beeindruckt vor allem die Konzentrationsleistung, mit der sie die in ihrem Kopf abgespeicherten Motive abruft. Das umso mehr, weil die Künstlerin entsprechende Auftritte gleichzeitig auch für andere Städte wie München, Hamburg oder Nürnberg konzipiert. Dazu ist, steht erst einmal das sogenannte Storyboard, wochenlanges Training notwendig, bei der auch Musik und Tempo der Performance aufeinander abgestimmt werden. Denn jedes Motiv muss in dem Augenblick vollendet sein, wenn das dazu gespielte Musikstück ausklingt. Sand-Kunst dieser Art ist Hochleistungssport – auch wenn man es der lächelnden Svetlana Telbukh nicht ansieht.

Und so führt dieser Abend im Theaterhaus mal durch die Geschichte der Stadt, mal zu ihren Sehenswürdigkeiten, einmal sogar ins Weindorf und zu Manfred Rommel, der dazu aus dem Off spricht. Die Ukrainerin selbst, die in Hamburg lebt, richtet indes kein Wort ans Publikum und lässt allein ihre Bilder sprechen. Schade eigentlich, denn viele im Saal würden sicher gerne mehr darüber erfahren, wie aus winzigen Sandkörnern und gleitenden Bewegungen Bilder entstehen. Und so ist dieser Abend im Theaterhaus auch ein wenig wie die Sandkunst selbst. Mit einem Wisch ist alles wieder ausgelöscht.