Nach dem tödlichen Zwischenfall in El Cajon protestieren Menschen gegen die Polizei. Foto: AFP

Erneut stirbt ein Schwarzer in den USA durch Polizeikugeln. Der aus Uganda stammende Mann war nach Behördenangaben unbewaffnet - und geistig verwirrt.

El Cajon - Neuer Fall tödlicher Polizeigewalt gegen Schwarze in den USA: Nahe der kalifornischen Stadt San Diego hat ein Beamter einen offenbar geistig verwirrten Mann aus Uganda erschossen. Er sei unbewaffnet gewesen, teilte die Behörden später mit. Die mutmaßliche Schwester des Getöteten hatte nach eigenen Angaben selbst die Polizei alarmiert, um Hilfe für ihren Bruder anzufordern.

Der Vorfall im Vorort El Cajon löste Proteste von Anwohnern aus. Auch Bezirksbürgermeister Bill Wells zeigte sich erschüttert und beunruhigt darüber, dass die tödlichen Schüsse binnen einer Minute nach Eintreffen der Beamten fielen. Das FBI und Staatsanwälte haben Ermittlungen aufgenommen.

Zwei Polizisten waren am Mittwoch auf einem Parkplatz neben einem Fastfood-Restaurant einem Notruf wegen eines Mannes nachgegangen, der ziellos an einer Verkehrsstraße herumstreife. Vor der Konfrontation sei er nicht der Aufforderung gefolgt, die Hände zu erheben, teilte die Polizei mit. Stattdessen sei er auf und ab gerannt, habe etwas aus seiner Hosentasche gezogen und so getan, als ob er damit auf die Beamten schieße. Ein Polizist habe dann eine Elektroschockpistole eingesetzt, während der andere die tödlichen Schüsse abgefeuert habe, sagte Polizeichef Jeff Davis.

Das ominöse Objekt, das der Mann gezückt haben soll, entpuppte sich später indes als Elektrozigaretten-Zubehör, wie die Behörden am Abend einräumten. Einige Demonstranten sagten, der Mann sei mit erhobenen Händen erschossen worden. Doch widersprach die Polizei und machte ein Standbild eines Handyvideos vom Vorfall publik, um ihre Darstellung zu untermauern. In der Aufnahme ist ein Mann zu sehen, der eine „Schieß-Pose“ einnimmt, wie es die Polizei ausdrückte.

Die beiden Beamten seien gegen 14:10 Uhr (Ortszeit) am Parkplatz neben einem Fastfood-Restaurant aufgetaucht, wo der auffällige Mann etwa eine Minute später erschossen worden sei, sagte Polizeisprecher Rob Ransweiler.

Der Tote wurde später als Alfred Olango identifiziert, der offenbar als Flüchtling im Land war. Der 38-Jährige soll früher mit dem Gesetz in Konflikt geraten sein, darunter wegen Kokainverkauf, Trunkenheit am Steuer und illegalen Waffenbesitz.

Kurz nach seinem Tod veröffentlichte eine Frau, die sich als seine Schwester bezeichnete, ein emotionales Video im Internet, in der sie schwere Vorwürfe gegen die Polizei erhebt. Sie habe die Polizei drei Mal mit der Bitte angerufen, ihm zu helfen. So habe sie am Telefon gesagt, dass er krank und nicht er selbst sei. „Ich habe einfach nur angerufen, damit ihr helft und ihr kamt und tötet ihn“, sagt die Frau.

Ein Anwalt der Familie des Getöteten sagte später, dieser sei nach dem kürzlichen Tod seines besten Freundes verzweifelt gewesen und habe einen emotionalen Zusammenbruch erlitten. Eine Frau, die sich als eine aus dem Sudan stammende frühere Weggefährtin des Mannes bezeichnete, sagte er, sie mit ihm in einem Flüchtlingscamp gewesen.