Samy Deluxe führt durch den Themenschwerpunkt „Summer of Soul“ bei Arte Foto: Arte

Samy Deluxe präsentiert in Arte den fünfwöchigen Themenschwerpunkt „Summer of Soul“. Warum gerade ein Rapper sehr gut zum Soul passt, erläutert der 35-jährige Hamburger im Gespräch.

Hamburg - Samy Deluxe präsentiert in Arte an diesem Sonntag den fünfwöchigen Themenschwerpunkt „Summer of Soul“. Warum gerade ein Rapper sehr gut zum Soul passt, erläutert der 35-jährige Hamburger im Gespräch.


Herr Deluxe, Sie werden sicher ständig zu denselben Themen befragt, stimmt’s?
Oh ja, Integration, Rassismus, so was.

Dann handeln wir schnell die Stichworte ab. Also: Migrationshintergrund?
Ein leeres Wort, gerade in einem Einwanderungsland. Aber ich hab’ ihn, keine Frage.

Rassismus?
Alltäglich, auch wenn Medien vor allem dann berichten, wenn irgendwo irgendwer brennt.

Eigene Erfahrungen?
Ich hatte zum Glück nie 20 Nazi-Skins vor mir. Rassismus erlebe ich eher verbal, aber immer wieder. Wie viel noch zu tun ist, zeigte sich bei der Vorstellung von „Summer of Soul“. Da war ich der einzige dunkelhäutige Mensch unter zig Leuten im Raum, obwohl es um schwarze Musik geht.

Moderieren Sie nun bei Arte wegen Ihrer Hautfarbe oder aus künstlerischen Gründen?
Ich hoffe Letzteres, auch Ersteres ist nachvollziehbar. Minderheitenmusik von einem aus der Mehrheitsgesellschaft moderieren zu lassen – da passt einer wie ich doch besser.

Was qualifiziert Sie zur Moderation?
Ich kenne jeden Künstler und fast jeden Film dieses Genres, habe etwa alle Folgen der US-Musikshow „Soul Train“ auf DVD. Da war es leicht zuzusagen.

Zumal Sie Moderationserfahrung haben.
Absolut. Ich war oft Gastmoderator zu Themen, die mich betreffen. Sonst steht Moderation in Deutschland für gar nichts mehr. Moderatoren werden gecastet und moderieren weg, was ihnen vorgesetzt wird.

Sie stehen hinter allem?
Unbedingt! Ich will etwas verständlich machen, auch mir selbst. Für eine Heimwerkersendung hätte ich bestimmt einen geilen Reim auf „Hammer“ gefunden, aber das wäre nicht ich. Deshalb finde ich es toll, dass Arte mir die Möglichkeit gibt, ein Stück alter Kultur wiederzubeleben.

Und nebenbei sich selbst zu vermarkten?
Natürlich, aber auf niedrigem Niveau. Arte ist von allen Sendern, die mir so was anbieten, der kleinste. Und doch der einzige, dem ich zugesagt habe. Ich hätte bei weit größeren Selbstvermarktungsplattformen Chancen, aber die machen alle Bullshit: Dschungelcamp, „The Voice“, „Popstars“.

Sehen Sie selbst fern?
Höchstens DVD. Ich habe einen Fernseher, der ist aber nicht angeschlossen.

Können Sie dennoch etwas zum Zustand des Musikfernsehens in Deutschland sagen?
Ich weiß, dass da keine Musik mehr läuft. Deutsches Musikfernsehen ist tot.

Ist das beklagenswert?
Ja. Es gab mal einen gemeinsamen Nenner, der hieß MTV. Den Sender haben alle Fans von Rock über Hip-Hop bis Pop und Techno angeschaut. Ich als Rapper hab’ dort Heavy Metal geguckt. Heute fehlt das genreübergreifende Bindeglied der Musiklandschaft; da geht viel Interessantes an einem vorbei.

Sie sind seit 15 Jahren im Geschäft. Sind Sie selbst noch Subkultur oder Mainstream?
Fiese Frage. Meine musikalische Herangehensweise ist strikt subkulturell, also nicht auf den Erfolg bedacht. Aber wenn 50 000 Leute das Ergebnis kaufen, ist das eben definitiv kein Underground.

Wie reagiert die Szene, wenn ein Rapper Fernsehen macht?
Ganz ehrlich, ich kann machen, was ich will: Heute Hip-Hop, morgen malen, übermorgen ein Buch. Ich hätte große Lust, eine Talkshow zu machen, dafür gab es sogar schon Gespräche. Oder was mit Film.
Arte, Sonntag, 20.15 Uhr