Achim Engels in seinem Museum in Wäschenbeuren – ein Sammelsurium aus Modellbau- und Fahrzeugteilen Foto: Horst Rudel

Er baut Fokker-Flugzeuge nach und hortet historische Fahrzeuge aller Art. Außerdem kommt der Sammler aus Wäschenbeuren fast ganz ohne Geld aus.

Wäschenbeuren - Es ist nur ein schlichtes Schild, dass da in Wäschenbeuren hängt und kaum vermuten lässt, was sich dahinter verbirgt. An einer Scheune gegenüber der Schule lädt es zum Besuch einer privaten Ausstellung über Luftfahrttechnik, Luftfahrtgeschichte, Modellbau und vieles mehr ein. Eintritt an jedem ersten Samstag im Monat frei, kein Verkauf. Wer die Scheune unvorbereitet betritt, den trifft angesichts des dort angestauten Überangebots allerdings beinahe der Schlag. Hinter der Schau verbirgt sich ein Sammelsurium ungeahnten Ausmaßes.

Alte Mopeds und Fahrräder glänzen um die Wette

Einige Tausend Modellbaupackungen, die meisten noch ungeöffnet, lagern in Regalen, auf denen auch etliche detailgetreue Miniaturnachbauten thronen. Original historische Mopeds und Fahrräder glänzen um die Wette, die Decke hängt voller Flugzeugmodelle und Flugzeugteile, an den Wänden stapeln sich Bücher oder hängen Gemälde. Spielzeugautos, vornehmlich der Marke Opel, stehen aufgereiht, um die Ecke kann man das voll eingerichtete Lager eines Elektronikfachgeschäfts besichtigen, als sei die Zeit in den achtziger Jahren stehen geblieben. Das alles und noch mehr hat Achim Engels mit seiner Frau Alexandra Lansky und seinem Sohn Jannik über die Jahre angehäuft.

Fokker-Fans pilgern aus aller Welt hierher

Vor allem die Literatursammlung zum Thema Luftfahrttechnik sucht wohl Ihresgleichen, insbesondere was die frühe Zeit der Luftfahrt und die Fokkerwerke betrifft. Aus ganz Europa oder den USA kommen Enthusiasten zu Achim Engels, um in seinem Archiv zu schmökern.

Eine Fokker originalgetreu nachgebaut

Bis vor vier Jahren war Achim Engels nämlich so etwas wie ein Star am Himmel der Oldtimer-Flugzeugbauer. Unter dem Etikett Fokker-Team-Schorndorf hatte der heute 43-jährige Aufträge aus aller Welt. Bereits als Teenager hatte der Modellbauenthusiast begonnen eine Fokker aus dem ersten Weltkrieg nach Originalplänen mit Originalmaterial wieder aufzubauen. Das machte so viel Aufsehens, dass ein Technikmuseum als Sponsor für das überaus teure Vergnügen einsprang, das Flugzeug Hölzchen für Hölzchen und Nägelchen für Nägelchen originalgetreu nachzubauen. Das Museum kaufte Engels die Maschine – für die sich auch Filmproduzenten und andere interessierten – sozusagen noch im Bau ab.

Es folgten Aufträge von Flugbegeisterten, die Engels bis ans Lebensende ein angenehmes und arbeitsames Leben ermöglicht hätten. Dazu träumte er den Traum, die Fokkerwerke in Schwerin als Museum wieder aufleben zu lassen. „Den Traum habe ich immer noch“, sagt er, doch vor vier Jahren änderte sich für ihn vieles.

Geld ist für ihn ein Täuschungsmittel

„Ich fasse kein Geld mehr an.“ Das bis dato Erwirtschaftete habe er damals in das Projekt Wäschenbeuren gesteckt. Seither tausche er nur noch. „Wenn ich Brennholz brauche, biete ich dem Nachbarn an, dafür den Zaun zu reparieren“, sagt er. Für ein selbst gemaltes Gemälde wurde eines der alten Fahrrädern ertauscht. Konsequenterweise fährt er auch seine Oldtimer-Motorräder nicht. „Die sind alle fahrbereit, aber dann müsste ich sie anmelden und Kraftstoff kaufen“, erklärt er. Auch sein Hobby, die Fliegerei, hat er aufgegeben. Sein Oldtimerflugzeug, eine italienische Aeromacchi, hat er verliehen. Startgebühren, Gebühren für die Verlängerung seiner Fluglizenz, dazu müsste er Geld bewegen.

So richtig festmachen kann oder will er den plötzlichen Sinneswandel nicht, doch nun handelt er nur noch nach der Devise: Wer von ihm etwas wolle, dürfe ihm etwas anderes dafür anbieten. Nur kein Geld. „Geld ist ein Täuschungsmittel. Niemand kann nachprüfen, ob es ehrlich verdient ist“, lautet die Kurzerklärung Engels dafür, weshalb er es ablehnt.

Zwei Fokker-Doppeldecker sind im Werden

Doch ist er auch ohne Geld recht großzügig. Seine Hobbys teilt er gerne. Jeder, der Interesse zeige und Lust am Basteln habe, könne vorbeikommen und mit ihm zusammen Modelle bauen. In der Garage entsteht gerade wieder mal etwas ganz großes. Während der dreizehnjährige Jannik nebenan einen alten Kadett restauriert, der bis in fünf Jahren fahrbereit sein sollte, werkelt Engels gemeinsam mit einem jungen Mann mal wieder an zwei Fokker-Doppeldeckern. Das sei die erste, die er nur für sich baue, meint Engels dazu. Das Material war noch übrig. Und so wird auch dieses Flugzeug – sein Kindheitsraum – Teil dieser merkwürdigen Sammlung.

Beowulfs Läuterung in Gedichtform

„Finden sie, ich bin ein Spinner?“, fragt er plötzlich. Immerhin: er bastelt am liebsten Modelle von Militärfahrzeugen, weil ihm das eben besonders gut gefalle. Er schreibt auch seine eigene Betrachtung der mitteleuropäischen Geschichte in Gedichtform unter dem Titel „Beowulfs Läuterung“. „Ich mache eben nur noch, was mich interessiert. Für alles andere ist das Leben zu kurz“, sagt Engels. „Aber das muss auch jeder selbst herausfinden“, fügt er hinzu. Zudem weiß er, dass er durchaus privilegiert ist. „Ich habe natürlich Startkapital durch meiner Hände Arbeit gehabt, aber ich lebe auch sehr anspruchslos, was Konsum angeht.“ Zudem profitiert er davon, dass seine Frau Alexandra nicht ganz so bedingungslos aus der Geldwirtschaft ausgestiegen ist. Einige wenige Angelegenheiten regle sie notgedrungen noch monetär, sagt sie. Allerdings kommen die Engels, die sich als begehrte Flugzeugbauer vieles hätten leisten können, offensichtlich mittlerweile mit wenig aus. Urlaub? „Brauchen wir nicht. Wovon denn auch? Was sollen wir wegfahren? Wir haben hier unsere Hobbys, sitzen zusammen, haben immer was Schönes zu tun“, erklärt Alexandra Lansky.

Im Sommer bietet Engels ein Ferienprogramm an

Und sie freuen sich über Gleichgesinnte. So bietet Achim Engels unter anderem im Sommer ein ganz privates Ferienprogramm an. Drei Tage lang, von 9 bis 18 Uhr dürfen Groß und Klein dann bei ihm Plastik-Modelle aus seinem Fundus bauen, kostenlos. Nur sollten Jugendliche ab 16 und Erwachsene selbst für ihre Verpflegung sorgen und Kinder unter acht Jahren von einem Erwachsenen begleitet werden. Genaue Daten werden noch bekannt gegeben.