Manfred Neuhoff mit einigen seiner Schätze, darunter Schneeschuhe aus Tirol und Kanada, Klapp-Skier aus Finnland und der Original-Anzug des Skispringers Georg Späth aus Oberstdorf Foto: Ursula Vollmer

Der passionierte Skifahrer Manfred Neuhoff aus Plattenhardt besitzt tausende Teile rund um den alpinen Sport.

Filderstadt - Eigentlich war gar nichts anderes zu erwarten: Der März des Jahres 1947, als Manfred Neuhoff im Sauerland das Licht der Welt erblickt hat, ist als besonders schneereich in die Annalen eingegangen. Was Wunder also, dass sich bereits der Dreijährige auf seinen ersten Rutschern jeden Hügel hinunter traute und der Zehnjährige schon ordentliche Sätze von der eigenhändig aufgetürmten Schanze wagte. An der Begeisterung hat sich bis heute nichts geändert. „Je steiler, desto besser“, sagt Neuhoff schmunzelnd über sein „großes Laster“.

Dabei lässt sich die Lust kaum verbergen, die nicht nur dem alpinen Sport, sondern der langjährigen Ski-Geschichte insgesamt gilt. „Tausend Abfahrts-Skier, hundertfünfzig Langlaufski, 950 Stöcke, historische Kleidung, dazu Schlitten, Bücher, Illustrationen“, so lautet die überschlägige Schätzung des passionierten Sammlers, der seine Leidenschaft offenbar mütterlichem Rat zu verdanken hat. „Junge, heb deine Skier auf“, sagte sie in weiser Voraussicht. Der Keim war gelegt, das Interesse geweckt. Die ersten historischen Stücke fand der Jugendliche in der Umgebung, das ein oder andere Flohmarktschnäppchen kam hinzu, Mundpropaganda sorgte für einen gewissen Bekanntheitsgrad, schließlich führte ein Fernsehauftritt beim heimatlichen Sender zum „Durchbruch“. Nach der Präsentation seiner Schätze im WDR häuften sich ebenso die Hinweise auf weitere Fundstücke wie lange Autofahrten in die entlegensten Winkel.

Klapp-Ski aus Finnland

Wann immer sich die Gelegenheit ergab, stöberte Neuhoff, mittlerweile gestandener Malermeister und Familienvater, nach besonderen Entdeckungen. Kaum zu glauben angesichts der heutigen High-Tech-Hochgeschwindigkeits-Materialien: aber auch massive Holzbretter mit einfachen Lederriemen taugten einst als Fortbewegungsmittel. Ob zum Vergnügen oder nur für Hartgesottene – fest steht, dass den Bewohnern mancher Bergregion gar nichts anderes übrig blieb als sich beispielsweise auf Schneeschuhen oder langen Esche-Latten einen Weg durch die meterhohe Pracht zu bahnen. Selbst Ski-Salat vermochte die Wagemutigen nicht auszubremsen, wie ein Bruch-Exemplar in Neuhoffs Sammlung beweist. Ein geschickter Schreiner reparierte den Schaden mit einer hölzernen Verbindung, schmirgelte das Ganze samtglatt und entließ den Besitzer vermutlich frohgemut in den Schnee. Als trickreich erwiesen sich auch finnische Soldaten: Sie erfanden den Klapp-Ski, dessen halbierte Länge sich halbwegs bequem im Rucksack verstauen ließ.

„Mit besonders breiten Brettern haben Förster ihr Einsinken im verschneiten Wald verhindert“, erläutert Neuhoff, den es vor etlichen Jahren auf die Filder nach Plattenhardt zog. Seine Kostbarkeiten zogen mit, stapeln sich heute aber andernorts in zahllosen Kisten, Schränken und in diversen Winkeln. Ob sich der Wunsch des Sammlers erfüllt, das Raritätenkabinett verkaufen zu können, um den museumsreifen Stücken einen angemessenen Auftritt zu verschaffen, bleibt abzuwarten – jüngste Gespräche stimmen den 68-Jährigen hoffnungsvoll.

Prunkstück aus Kanada

Zu den seltenen Einzelstücken, die dann präsentiert werden könnten, gehört auch ein Schneeschuh-Paar aus geflochtenem Stroh, das 1870 in Tirol gefertigt wurde und ob seiner imposanten Größe im Sommer als Bienenstock Verwendung finden könnte. Um 1920 flitzten Kinder mit einem „Eisroller“ über den zugefrorenen Bodensee, während fünf Jahre später im Burgenland Fassdauben zum skurrilen Ski-Ersatz umfunktioniert wurden. Aus der kanadischen Hudson-Bay hat ein besonderes Prunkstück den Weg in die Sammlung gefunden: ein Schneeschuh, der aussieht wie ein Tennisschläger – die Bespannung allerdings besteht aus Karibu-Leder. Anhand der Knüpftechnik, so Neuhoff, lasse sich für den Kenner der indianische Ursprung zuordnen.

Bücher und Abbildungen ergänzen die Ski-Geschichte um viele weitere Kapitel, wie beispielsweise die abenteuerliche Beschreibung „Auf Schneeschuhen durch Grönland“ des norwegischen Polarforschers Fridtjof Nansen von 1888. „Lieber Petrus mein, lass’ recht tüchtig schnei’n“, wandte sich 30 Jahre später ein Bittgebet im „Ski-Liederbuch“ an die höheren Mächte. Dass „Mann“ zu jener Zeit auf Etikette achtete, zeigen Abbildungen von ersten Skibegeisterten, die sich offenbar nicht ohne Krawatte auf der Piste tummelten. Argwöhnisch wurden hingegen sportlich-interessierte Damen beäugt. Eine Polizeinotiz aus dem Jahr 1920 ersuchte sie „ebenso höflich wie dringend“, von der „Unsitte“ Abstand zu nehmen, innerhalb des Ortes im Hosenkostüm unterwegs zu sein. Zumindest bis zur Piste sollten sie sich eines Überrocks bedienen – „zur Vermeidung öffentlichen Ärgernisses“.