Für knuspriges Knabberzeug bundesweit bekannt: Die Marke, durch die dreimal die Sonne scheint, kommt aus der Region Stuttgart. Foto: Huober Brezel

Der Schokoladenhersteller Ritter Sport hat seinen Fans ein Museum gegönnt, Auto-Enthusiasten können bei Daimler und Porsche in PS-Träumen schwelgen. Jetzt will sich auch die Salzgebäck-Firma Huober Brezel an einer Ausstellung versuchen – im Herbst 2014 soll in Erdmannhausen ein Brezelmuseum öffnen.

Erdmannhausen - Als kross gebackener Begleiter zum Biergenuss sind die Brezeln der Firma Huober an den Stammtischen der Republik ein Begriff. Auch Fußballfreunde und Spielfilmfans schwören beim Fernsehabend auf der heimatlichen Couch auf das Knabberzeug aus der Salzlauge. Dass die bekannte „Marke, durch die dreimal die Sonne scheint“ aus dem Kreis Ludwigsburg stammt, wissen allerdings die wenigsten Kunden, die sich Brezeln und Bierstängel schmecken lassen. Und dass Firmenchef Karl Huober, studierter Kulturwissenschaftler und Philosoph, seit Jahrzehnten konsequent auf Bioqualität setzt, ist den hiesigen Salzgebäck-Fans kaum bekannt.

Das könnte sich ändern: Am Stammsitz des Unternehmens in der Erdmannhäuser Badstraße soll in den nächsten Monaten ein Ausstellungsbau entstehen, der die Brezel in den Mittelpunkt rückt. Gezeigt werden soll in dem weltweit offenbar einzigartigen Museum weniger die Firmenhistorie des mittelständischen Unternehmens. In der Salzgebäck-Schau wird es vielmehr um die Kulturgeschichte der Brezel, ihren symbolgeladenen Hintergrund und die Herstellung gehen. In einer Backstube sollen Besucher im Museum nicht nur lernen, aus welchen Rohstoffen die Brezel besteht. Sie können sich unter professioneller Anleitung selbst am handwerklich nicht ganz einfachen Schlingen des Laugengebäcks versuchen.

Als Eröffnungstermin für das Brezelmuseum hat Karl Huober den Herbst 2014 angepeilt. Allerdings gibt es bisher gerade mal eine erste Konzeption für die Ausstellung, eine exakte Kostenschätzung fehlt noch ebenso wie ein offizieller Bauantrag. Um die Entwurfsstudie für das Museum haben sich der Vaihinger Kulturwissenschaftler Frank Lang und die Esslinger Architektin Isolde Oesterlein bemüht. Sie wurde erst jüngst der Erdmannhäuser Bürgermeisterin Birgit Hannemann und gut 30 interessierten Bürgern präsentiert.

Keine Marketingstrategie

Klar ist bisher nur, dass der Museumsbau selbst nicht die Form einer Brezel haben wird – den quadratisch, praktisch, guten Würfelbau des Ritter-Sport-Museums in Waldenbuch wollten die Erdmannhäuser nicht zum Vorbild nehmen. Allerdings soll eine Brezelskulptur vor dem Eingang den Nachwuchs zum Durchklettern ermuntern.

Um Marketing geht es Firmenchef Karl Huober mit dem Museum nicht: „Geschäft haben wir genug. Mit dem Projekt will ich meinem Heimatort etwas schenken“, sagt der am anthroposophischen Menschenbild orientierte Brezelbäcker. Auch deshalb sind im Museum kritische Fragen zur Entwicklung von Landwirtschaft und industrieller Nahrungsproduktion zu erwarten. Eine Stiftung soll die Trägerschaft übernehmen. Kooperationen könnte es mit örtlichen Unternehmen geben, auch eine Zusammenarbeit mit dem Brotmuseum in Ulm ist angedacht. In einem Shop werden sich Ausflügler beim Besuch in Erdmannhausen auch mit echtem Salzgebäck eindecken können.

Die Firma Huober wurde 1950 als 1. Württembergische Brezelfabrik gegründet. 1980 übernahm Sohn Karl den Betrieb, drei Jahre später stellte er die 150 Mitarbeiter starke Fertigung auf Bioqualität um. Produziert werden täglich bis zu 15 Tonnen. Die Tochter Erdmannhauser stellt Lebensmittel aus biodynamischem Landbau her.