Volker Kugel (Zweiter von rechts) eröffnet mit OB Werner Spec (Mitte) und Vertretern des Zirkus Roncalli die Blüba-Saison. Foto: factum/Granville

Zum Saisonstart hat das Blühende Barock fast 38 000 Dauerkarten verkauft, im Sommer gastiert erneut der Zirkus Roncalli. Die SWR-Sendung „Grünzeug“ wird dagegen eingestellt – weshalb der Blüba-Chef jetzt ins Internet geht.

Ludwigsburg - Es ist immer ein großer Aufmarsch, wenn das Blühende Barock seine Pforten im Frühjahr öffnet: Die Honoratioren der Stadt stehen Spalier, es gibt Sekt und eine kleine Überraschung. Diesmal ist es eine Sonderbriefmarke der BW-Post zum Thema „Circus Roncalli“. Denn die Kölner Märchenzirkusmacher gastieren vom 18. Juli einmal mehr vor der Schlosskulisse, dazu ist Adrian Paul, der Sohn der erkrankten Zirkuslegende Bernhard Paul, eigens angereist.

Alles fast wie immer also – doch etwas ist anders in diesem Jahr. Denn nach 14 Jahren hat der Südwestrundfunk (SWR) die Sendung „Grünzeug“ abgesetzt, in der Blüba-Chef Volker Kugel regelmäßig Hobbygärtner und Hausfrauen mit seinen Tipps verzückt hat. Kränkt das den umtriebigen 59-Jährigen? Kugel versteckt seine Enttäuschung hinter Bescheidenheit. „Ich habe das jetzt 480 Mal gemacht, mein Kopf muss nicht ständig im Fernsehen sein“, sagt er. Und doch wurmt es ihn – vor allem, weil es keine andere Gartensendung als Nachfolger im SWR gibt.

Nur leise Kritik am SWR

„Die Begründung des SWR war etwas seltsam“, sagt er vor den Vertretern der Landespresse am Freitag. Zu wenig Zuschauer, neue Themen – wie das eben so gesagt wird, wenn eine Sendung abgesetzt wird. Ein kleines Trostpflaster bleibt Kugel: Es gibt noch zehn so genannte Best-Of-Sendungen – alte Beiträge neu zusammengestellt, von Kugel neu anmoderiert. Und die alten Folgen werden in den dritten Programmen fortlaufend wiederholt. „So eine Sendung wirkt sechs bis acht Jahre nach“, sagt Kugel.

Und lockt so weiterhin Gäste ins Blühenden Barock nach Ludwigsburg. Eigentlich wollte der quirlige Blüba-Chef damit seine Bildschirmpräsenz beenden. Wie üblich verpackt er auch das mit einem ironischen Bonmot: „Ich wollte jetzt mit fast 60 in Fernsehrente gehen.“ Doch dann kam eben die Idee, es der Youtube-Generation nachzumachen.

Gesagt, getan: Ein Kanal auf der Videoplattform namens „gruenzeug.tv“ wurde gegründet, ein freier Kameramann des SWR engagiert, ein flotter Grafik-Vorspann für „Kugels Gartentipps“ mit einem Kugel-Strichmännchen geschaffen. Und schon gibt es die Gartentipps jetzt eben im Internet. In der neuesten Folge namens „Den Frühling überlisten“ erklären Kugel und der Gärtnermeister Ulrich Fähnle, wie die 50 000 Tulpen im Schlossgarten pünktlich zur Saisoneröffnung blühen.

Der Youtube-Kanal braucht noch Werbung

Noch hinken die Klickzahlen mit 800 Aufrufen hinter den Videos der SWR-Sendung hinterher, die auf Youtube mehrere Tausend Nutzer erreicht haben. Aber der Kanal muss auch noch beworben werden. „Uns macht das Spaß, wir nehmen uns nicht so ernst“, sagt Kugel. Aber so ganz spaßig ist die Sache auch nicht. Es geht schließlich auch um Promotion für das Blühende Barock, das wieder einen Verkauf von 43 000 Dauerkarten anpeilt.

Stillstand ist Rückschritt – unter diesem Mottohat Volker Kugel das Blübain 21 Amtsjahren immer wieder neu erfunden. Mit oder ohne Gartensendung – das Publikum muss immer wieder aufs Neue gewonnen werden. Daher wurden jetzt die Vogelvolieren mit 1,1 Millionen Euro neben dem ehemaligen Gebäude der Königlichen Porzellan-Manufaktur umgebaut, im nächsten Jahr soll der Märchengarten eine neue Attraktion bekommen. Auch Events wie die Sandwelten, Musikfeuerwerke oder die Kürbisausstellung laufen weiter. Und eben der Zirkus Roncalli. „Wir passen zum Blühenden Barock, das ist auch ein Gesamtkunstwerk“, sagt der Geschäftsführer Sascha Freudrich. Mit neuem Programm inzwischen völlig ohne Tiere will man vor der barocken Schlosskulisse wieder die Zuschauer begeistern.

Schlechtes Wetter zum Auftakt ist gut

Zumindest wenn die Ludwigsburger Legende aus der analogen Zeit stimmt, dass kaltes Wetter bei der Eröffnung eine gute Saison bringt, dann dürfte das 64. Jahr des Blüba ein erfolgreiches werden. Mancher fragte gar nach Glühwein statt Sekt. Aber auch beim Wetter geht man mit der Zeit: Auf der Homepage zeigt eine Webcam stets, ob am Schloss die Sonne scheint.