Der 25-jährige Tim-Oliver Geßwein will bei seinen ersten internationalen Titelkämpfen zeigen, dass er auf dem Trampolin für höhere Aufgaben bereit ist. Foto: Eva Herschmann

Der Trampolinturner Tim-Oliver Geßwein freut sich auf seine ersten Europameisterschaften im russischen Sotschi. Der 25-jährige Waiblinger mit Fellbacher Wurzeln startet an diesem Freitag im Einzelklassement in die Titelkämpfe.

Sotschi - Beim ersten Training vor Ort am Dienstag in Sotschi hatte Tim-Oliver Geßwein sofort ein gutes Gefühl. „Ich habe schon gleich beim Hereinkommen gemerkt, dass ich die Olympiahalle richtig geil finde und mit ihr gut klarkomme. Die äußeren Bedingungen könnten nicht besser sein“, sagt der 25-jährige Trampolinturner vom MTV Stuttgart, für den an diesem Freitag seine ersten Europameisterschaften beginnen.

Am Montag ist Tim-Oliver Geßwein von Frankfurt über Moskau nach Sotschi geflogen. Für den Waiblinger ist es die erste Reise mit einer deutschen Delegation zu internationalen Titelkämpfen. „Ich hatte es bisher nie geschafft, mich zu qualifizieren, auch nicht in der Jugend“, sagt Tim-Oliver Geßwein. Nach wie vor gehört der 25-Jährige, der auch für die Verbandsliga-Turner des TSV Schmiden antritt, keinem Bundeskader an. Er hat den Sprung zu den Europameisterschaften aus dem Landeskader des Schwäbischen Turnerbundes heraus geschafft.

Tim-Oliver Geßweins Premiere bei Europameisterschaften

Besonders war die Anreise auch, weil sie unter strengen Corona-Bedingungen verlief. „Wir waren immer für uns. Auch im Flugzeug wurde darauf geachtet, dass wir alle zusammensitzen und keine anderen Passagiere zwischen uns haben“, sagt Tim-Oliver Geßwein. Vor Ort werden die Athleten – bei den Männern hat der Deutsche Turner-Bund (DTB) auch noch Matthias Pfleiderer, den Teamgefährten vom MTV Stuttgart, sowie Fabian Vogel (MTV Bad Kreuznach) und Caio Lauxtermann (SC Cottbus) nominiert – zudem täglich vom Teamarzt auf die Coronaviren getestet.

Die Pandemie verhindert, dass Tim-Oliver Geßweins Eltern die Premiere ihres Sohnes bei internationalen Meisterschaften vor Ort miterleben. Denn Zuschauer sind in der Olympiahalle in Sotschi nicht gestattet. „Aber es gibt einen Livestream im Internet. Wir verfolgen die Wettkämpfe daheim und fiebern aus der Ferne mit“, sagt die Mutter Angela Geßwein, die wie ihr Gatte Kai-Uwe in Fellbach aufgewachsen und zur Schule gegangen ist.

Die Eltern verfolgen die Wettkämpfe via Livestream daheim

48 Trampolinturner gehen im Einzelwettstreit bei den Männern an den Start. Die 24 besten des Vorkampfs am Freitag kommen ins Halbfinale, das am Samstagabend geturnt wird. „Ich möchte einen guten Wettkampf zeigen und Leistungen wie im Training und in der Qualifikation. Und es wäre natürlich schon cool, im Halbfinale dabei zu sein“, sagt Tim-Oliver Geßwein, der an diesem Freitag auch um einen Platz im deutschen Team kämpft. Denn der Vorkampf im Einzelklassement ist zugleich die Qualifikation fürs Teamfinale, das noch am selben Abend in Sotschi stattfinden wird.

In die Wertung kommen die besten drei Übungen jeder Nation, und die besten fünf Mannschaften gehen ins abendliche Titelrennen. Im Team sei immer alles möglich, sagt Tim-Oliver Geßwein. Sollte dem DTB-Team der Finaleinzug gelingen, entscheiden die Noten des Einzelwettkampfs am Freitag, welche drei Turner aus dem deutschen Quartett aufs Trampolin gehen. „Wir vier sind etwa auf dem gleichen Level. Die Tagesform wird entscheiden“, sagt der 25-Jährige. Für ihn zählen die deutschen Trampolinturner hinter den Topnationen Weißrussland, Russland, Portugal und Frankreich jedenfalls zu den Nationen, die um den fünften Platz und damit den Einzug ins Teamfinale kämpfen.

Tim-Oliver Geßwein fühlt sich in der Halle in Sotschi wohl

Sicher ist schon, dass Tim-Oliver Geßwein am Samstag auch zusammen mit seinem Vereinsgefährten Matthias Pfleiderer an den Start gehen wird. Denn der DTB schickt nach längerer Zeit erstmals wieder auf internationalem Niveau Duos zum Synchronturnen auf die Sportgeräte. „Ich freue mich jetzt einfach darauf, nach mehr als einem Jahr endlich wieder einen realen Wettkampf zu turnen. Es fühlt sich zum Glück genauso an wie vor der Pause. Gewisse Mechanismen greifen eben sofort“, sagt Tim-Oliver Geßwein. Und die äußeren Bedingungen in der Olympiahalle passen ihm sowieso.