Hat genug von der Parteipolitik: Sahra Wagenknecht. Foto: dpa/Britta Pedersen

Kleider machen Leute. Oder auch nicht. Um das herauszufinden, unterziehen wir den Stil bekannter Persönlichkeiten regelmäßig einem Stresstest. Heute: Sahra Wagenknecht.

Stuttgart - Sahra Wagenknecht, das verführerischste Gesicht des Sozialismus seit Kati Witt, zieht sich vielleicht aus der Politik zurück, aber sicher nicht aus den Talkshowrunden, wo sie stets unheimlich beherrscht wirkt. Niemand in diesem Land der Rückenleidenden kann so formvollendet sitzen wie diese Politikerin der Linkspartei. Die 50-Jährige hält sich, als würde sie auf ihrem Kopf eine unsichtbare Karl-Marx-Büste balancieren.

Ihr Schrank birgt ein finsteres Geheimnis: Verzicht kann so stilvoll sein! Mit Vorliebe schlüpft sie in Kostüme und gerade geschnittene Röcke. Sie ist selbstbewusst, kennt keine Dekolleté-Scham. Wagenknechts Kleidung hat etwas Zeitloses, betont Unmodisches und jagt Neoliberalen und Barbourjackenträgern damit eine Heidenangst ein. Meist unterstreicht die Genossin mit ihren Oberteilen Hals und Nacken, ist doch das hochgesteckte Haar ihr Markenzeichen. Eines ist klar: Wagenknechts Rückzug vom Fraktionsvorsitz der Linken bedeutet für das politische Berlin einen eklatanten Stilverlust.

Anm. der Red.: Die Stilkolumne handelt schon seit vielen Jahren von Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen, Prominente und PolitikerInnen des öffentlichen Interesses. Die These ist stets: Diese Leute inszenieren sich, haben Stilberater, wollen ein bestimmtes Bild von sich prägen. Und das wollen wir, will ich möglichst witzig und unterhaltsam beschreiben. Doch eine frühere Fassung dieses Artikels sorgte bei Lesern leider für großen Unmut, ließ die nötige sprachliche Sensibilität vermissen. Die eigentliche Absicht, Frau Wagenknecht für ihren modischen Mut zu loben, verkehrte sich ins Gegenteil. Dafür wollen wir uns an dieser Stelle entschuldigen.