Manfred Kinzler ist der Vorsitzende des Sängerkranzes Birkach, bei dem inzwischen mehr Frauen als Männer singen. Foto: Cedric Rehman

Der Sängerkranz Birkach wirbt mit Erfolg um neue Mitglieder. Doch die junge Generation bleibt weg.

Birkach - Kopfhörer sind für ihn der Beweis, dass die Freude an der Musik nicht ausstirbt. „Die jungen Leute haben doch immer und überall diese Stöpsel im Ohr“, sagt der Leiter des Sängerkranzes Birkach, Manfred Kinzler. Doch in seinen Chor kommen die Jungen trotzdem nicht. Der Birkacher Verein hat ein Problem mit dem jugendlichen Nachwuchs. Dieses Problem haben bekanntlich auch andere Vereine. In Zeiten flexibler Arbeitszeiten und einer individuellen Freizeitgestaltung klagen sie allgemein über zunehmenden Mitgliederschwund.

Doch die Chöre singen noch gegen den Zeitgeist an. Musik ist leicht konsumierbar geworden. Der Anreiz, sie selbst zu machen, sinkt. Manfred Kinzler ist sich dessen bewusst, und er weiß, dass sich die Chöre nur bedingt auf den sich wandelnden Zeitgeist einstellen können. „Als ich jung war, haben wir in einer Runde schnell die Gitarre rausgeholt und selbst gesungen, wir hatten auch keinen DVD-Player“, sagt Kinzler. Deshalb sei der Weg von der Freude an der Musik zur Mitgliedschaft in einem Chor nicht weit gewesen. Heute bemüht sich der Verein, zumindest dem Musikgeschmack der Jüngeren gerecht zu werden und so den einen oder anderen anzusprechen.

Eine der drei Abteilungen, der Chor Charivari, beschäftigt sich zum Beispiel mit Gospel-Liedern. Aber auch der gemischte Chor singt nicht nur Madrigale oder Kirchenmusik. Er wagt sich an internationale Filmmusik heran und übt schon mal „With Russia from Love“ aus dem gleichnamigen James-Bond-Film.

Wenig Männer, aber kein Mangel

Nicht von gestern sind auch die Marketing-Methoden des Vereins. Vor Ostern lud der Sängerkranz zur Chorprobe mit dem Versprechen, dass jeder singen kann. Viele Interessierte kamen, und einige blieben.

Kinzler freut sich darüber, auch wenn sich am Missverhältnis der Generationen und der Geschlechter wenig geändert hat. Der Sängerkranz ist zwar 1879 als Männerchor gegründet worden. Doch längst sind die Frauen in der Mehrzahl. Im Vergleich zu anderen Chören sei der Männermangel allerdings nicht gravierend, sagt der Leiter. „Es gibt Chöre, die kriegen nur noch eine Dreistimmigkeit hin, weil ihnen die Männer fehlen. Darunter leidet dann der Chorklang.“

Kinzler beruhigt sofort: Der Klang des Birkacher Sängerkranzes sei trotz des unausgewogenen Verhältnisses der Geschlechter einwandfrei. Noch, fügt er nachdenklich hinzu.

Den Einwand vieler, die Mitgliedschaft in einem Chor sei für den stressigen Alltag heutiger Berufstätiger zu aufwendig, weist er zurück. Der Sängerkranz trifft sich einmal in der Woche, vor Auftritten gibt es noch eine Generalprobe. Chorwochenenden gibt es keine. „Ich war in meinem Job viel im Außendienst unterwegs, habe es aber dennoch abends in die Probe geschafft. Es hat mir einfach Spaß gemacht“, sagt Kinzler. Spaß macht ihm bis heute das gemeinsame Singen, weil es den Kopf vom Alltag frei macht: „Es ist ein herrliches Gefühl, abends nach der Probe nach Hause zu gehen und dabei noch die Melodie zu pfeifen, die wir gesungen haben.“ Eben Musik im Kopf ganz ohne Stöpsel im Ohr .

SÄNGERKRANZ BIRKACH

Anschrift:
Grüninger Straße 20, 70599 StuttgartTelefon:
457 01 93Mail
: m.kinzler@s.netic.de
Vorsitzender
: Manfred Kinzler Gründungsjahr
: 1879 Mitgliederzahl
: 140 Abteilungen:
Birkacher Singmäuse, gemischter Chor, Chor Charivari

Stuttgart aktiv

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