In Stuttgart sind die Bahnen eigentlich gelb - im "Tatort" werden die aus Karlstuhe gezeigt Foto: Screenshot

Skandal beim „Tatort“ aus Stuttgart: In unserer Kolumne enthüllen wir, dass auf vorgeblich schwäbischen Straßen Bahnen aus Karlsruhe fahren.

Stuttgart - Die Erkenntnis von Stuttgart OB Fritz Kuhn, dass ein Film nur ein Film ist, hat für Aufsehen gesorgt. In Massen sagen deutsche Touristen ihre Reisen in die USA ab, nachdem ihnen klar wurde: Winnetou gibt es gar nicht.

Selten hat ein Mann die Welt so verändert. Harry Potter kann gar nicht zaubern? Superman kann nicht fliegen? Captain Kirk kann sich nicht zu einem anderen Ort beamen? Und Alf nicht sprechen? Womöglich leben Hobbits gar nicht unter uns? Mit seiner Erklärung zum Stuttgart- „Tatort“, man dürfe die Fiktion eines Filmes nicht mit der Wirklichkeit verwechseln, hat Fritz Kuhn alle Schleusen geöffnet. Er dient als leuchtendes Vorbild. Florida lässt verlauten, der Weiße Hai sei in Wirklichkeit aus Pappmaschee, der japanische Tourismusminister besänftigt, Godzilla sei ein zahnloser Lurch, und Barack Obama behauptet sogar, das Weiße Haus sei nie von Außerirdischen zerstört wurden, es stehe noch. Da hat der schwäbische Regisseur Roland Emmerich in „Independence Day“ aber was ganz anderes gezeigt. Sogar der Paria der Landespolitik fühlt sich von Kuhn animiert. Man hat dieser Tage Ex-Landesvater Stefan Mappus um die Villa Reizenstein schleichen sehen. Er begehrt Einlass, er wisse jetzt, seine Abwahl sei inszeniert gewesen, schließlich war sie ihm vorgekommen wie ein schlechter Film.

Dass Politiker korrupt sind, Investoren kriminell, Stuttgart-21-Gegner Autos abfackeln und die Grünen ÖPFD heißen, geschenkt. Das läuft alles unter künstlerischer Freiheit. Dass man einen Mann von der Stadtbücherei springen lässt und der dann vor dem Turm des Hauptbahnhofs landet, lässt sich noch dadurch erklären, dass die Deutsche Bahn ehrenkäsig ist, was das Drehen in ihren Besitztümern angeht. Doch dass man ein Filder Hotel in Sindelfingen erfindet, das in Wirklichkeit in Lörrach steht, ist schon schwer zu ertragen. Und dass die Kommissare Thorsten Lannert (Richy Müller), Sebastian Bootz (Felix Klare), Staatsanwältin Emilia Àlvarez (Caroline Vera) und Kriminaltechnikerin Nika Banovic (Miranda Leonhardt) in einem Polizeipräsidium residieren, das in Karlsruhe steht, lässt einen Schwaben schier verzweifeln.

Doch lieber SWR: Eines geht gar nicht! Man lässt keine Karlsruher Straßenbahn durch einen Stuttgarter „Tatort“ fahren. Wir haben ein Beweisfoto gesichert. Zu diesem Skandal hätte sich Kuhn äußern müssen. Es droht durch Straßenbahngate ein Imageschaden ohnegleichen. Am Ende verwechseln die Fernsehzuschauer aus Rest-Deutschland noch die beiden Städte. Zumal in Karlsruhe wie in Stuttgart Tunnel gegraben werden, die immer teurer werden. Doch ein Trost bleibt den Stuttgartern: Anders als der KSC kann der VfB gegen den HSV gewinnen.

Es stimmt schon. Der „Tatort“ vom Sonntag war mit seinen Zeitsprüngen schwieriger zu konsumieren als sonst. Integrationsministerin Bilkay Öney hat folgerichtig getwittert, sie „habe nix vom Tatort verstanden“. So ist das, wenn man gleichzeitig fernsieht und mit dem Handy herumspielt. Ob’s andere nun begriffen haben oder nicht, mächtig aufgeregt haben sie sich auf jeden Fall. Seit dem Streit um die Putzorgien von Bienzles Vermieter Rominger (Walther Schultheiß) und dessen angeblichen verheerenden Auswirkungen auf das Bild der Stadt, hat kein „Tatort“ mehr die Gemüter in der Stadt so erhitzt wie „Der Inder“. Deshalb hat die Stadt Stuttgart überlegt, die Kommissare Bootz und Lannert zu ehren. Eine Staffel nach ihnen zu benennen, kommt nicht in Frage, dafür müssten sie tot sein. Deshalb hat man sich entschlossen, den Nesenbach umzubenennen: In Nasenbach.