Foto: dpa

Tausende Stuttgart-21-Gegner im Schlossgarten - Zusammenstöße mit der Polizei.

Stuttgart - Die Auseinandersetzung um das umstrittene Bahnprojekt "Stuttgart 21" eskaliert. Die Polizei ging am Donnerstag mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vor, die Wege im Stuttgarter Schlossgarten blockierten, um die Polizei beim Errichten von Absperrungen zu behindern.

Die so genannten Parkschützer, die aus den Reihen der Projektgegner kommen, beklagten, die Beamten seien auch mit Reizgas, Schlagstöcken und Fausthieben gegen Demonstranten vorgegangen, darunter auch gegen Kinder. Mehrere Menschen seien verletzt worden. Die Demonstranten quittierten den Polizeieinsatz mit lautstarken Pfiffen. Für die Nacht waren die ersten umstrittenen Baumfällungen geplant.

Nach Angaben eines Sprechers der Parkschützer versammelten sich mindestens 3000 bis 4000 Menschen im Schlosspark, die Polizei sprach von 1000 bis 2000. Ein Polizeisprecher erklärte, die Beamten versuchten, "eine Gitterlinie" aufzustellen, um die Bauarbeiten zu sichern. Die Zufahrt werde von "Hunderten von Menschen" blockiert, die zum Teil auch Polizisten bedrängten.

Die Beamten müssten jetzt mit sehr vielen Kräften den Weg frei räumen. Dafür seien Wasserwerfer und Polizeireiter im Einsatz. Ob dabei auch Schlagstöcke verwendet wurden, konnte er nicht sagen. "Es wird unmittelbarer Zwang angewandt", sagte er lediglich. Der Sprecher verteidigte das Vorgehen der Polizei.

Sprecher: "Die Polizei kann auch mal hinlangen"

Wenn die Demonstranten sich nicht rechtlich einwandfrei verhielten, "dann kann die Polizei auch mal hinlangen", betonte er.

Nach Angaben der Parkschützer setzte die Polizei auch Reizgas ein. Mindestens 50 Demonstranten, darunter Kinder und ein Baby, seien dadurch an den Augen verletzt worden, sagte ein Sprecher der Parkschützer.

Bis zum frühen Nachmittag seien zudem neun Nasenbrüche durch Polizeigewalt gegen Demonstranten gezählt worden. "Die schlagen richtig zu, mit Schlagstöcken, aber auch mit der Faust." Der Sprecher fügte hinzu: "Das sind wirklich bürgerkriegsähnliche Zustände." Die Demonstranten verhielten sich aber weiterhin friedlich. Nach seinen Informationen sei der Protest bislang gewaltfrei geblieben.

Polizisten aus der ganzen Republik im Einsatz

In der Nacht zum Freitag sollten die ersten Bäume im Umfeld des Bauprojekts gefällt werden. Deshalb riegelten Sicherheitskräfte den Schlossgarten seit dem Morgen ab. Die Polizei war mit einem Großaufgebot im Einsatz. Dabei wurde die Landes- und Bereitschaftspolizei von Beamten aus mehreren anderen Bundesländern sowie der Bundespolizei unterstützt.

Die Polizei stellte sich nach eigenen Angaben auf einen "länger andauernden Schutz des Baugeländes" ein, "damit die Arbeiten wie vorgesehen fortschreiten können".

Laut Innenminister Heribert Rech (CDU) stehen mehr als 1000 Polizisten bereit. Er stellte klar, dass die Polizei mit aller Entschiedenheit gegen Straftaten, Blockaden oder Gewalt vorgehen werde. Es sei Aufgabe der Polizei, sicherzustellen, dass die Baumaßnahme vorgenommen werden könne, deren Rechtmäßigkeit durch alle Instanzen festgestellt worden sei.