Eskalation im Schlossgarten: Von wem ging die Gewalt aus? Foto: apn

S21-Gegner wollen mit Videos und Zeugen beweisen, dass Gewalt von Polizei ausging.

Stuttgart - Auf Polizei und Mitglieder der Landesregierung kommt offenbar eine Flut von Strafanzeigen zu. Nachdem Innenminister Heribert Rech die Eskalation des Polizeieinsatzes bei der Demonstration der Stuttgart-21-Gegner am 30. September auch auf gewalttätige Aktionen der demonstrierenden Schüler zurückführte, will die Jugendoffensive gegen Stuttgart 21 mit Videos und Zeugen das Gegenteil beweisen.

"Unsere Sitzblockaden waren friedlich und besonnen", betonte Florian Toniutti bei der Pressekonferenz am Freitag im DGB-Haus. "Hier werden Opfer zu Tätern gemacht", empörte sich die Mutter Ursel Beck. Sie wisse von einem Informanten, den sie nicht nennen könne, dass die Polizei den Wasserdruck auf 20 bar erhöht habe, was nur bei massiver Gegenwehr erlaubt sei, und dass außerdem das Haltbarkeitsdatum des Pfeffersprays überzogen gewesen sei: "Damit war es doppelt gesundheitsgefährdend." Außerdem erhob sie den Vorwurf, dass die Polizei bewusst provoziert habe. Viele Kinder seien seither traumatisiert und litten unter Schlafstörungen. Ursel Beck kündigte Strafanzeigen an.

Einen Untersuchungsausschuss und den Rücktritt von Ministerpräsident Stefan Mappus und Innenminister Heribert Rech forderte Alexander Schlager, der einen Riss der Netzhaut erlitten hatte und im Namen von drei weiteren Schwerverletzten sprach. Für den Sprecher der Parkschützer, Matthias von Hermann, ist die Eskalation ein weiterer Grund, das Ende von Stuttgart 21 zu fordern, weil es "pure Gewalt auslöst". "Wir werden so lange demonstrieren, bis wieder Demokratie einkehrt", so Regisseur Volker Lösch.

Die Polizei hat am Freitag mitgeteilt, dass sie die Vorwürfe gegen einen Beamten, der in den Videos zu sehen ist, prüfen wolle. Auf der eigenen Internet-Seite www.polizei-stuttgart.de sind polizeieigene Videos einsehbar.