In den warmen Monaten ist der Pavillon ein beliebter Spot. Foto: Lichtgut/Max Kovalenko

S-Süd Das Teehaus im Weissenburgpark braucht frische Farben und Fenster. Wird das nötige Geld im Haushalt bewilligt, dann steht der beliebte Pavillon pünktlich zur Eröffnung der kommenden Biergartensaison in neuem Glanze da.

S-Süd - Das Teehaus ist das nächste Projekt des Fördervereins Alt Stuttgart. Seit fast 30 Jahren wurde an dem Pavillon im Weißenburgpark, der in den warmen Monaten einer der beliebtesten Spots der Stadt ist, nichts mehr gemacht. Die letzte aufwendige Renovierung im Jahr 1987 kostete 1,2 Millionen Mark. Damals wurde auch die Deckenbemalung im Innern von Julius Mössel komplett saniert.

So teuer wird es dieses mal nicht, sagt Claus Endmann, Vorsitzender des Fördervereins Alt Stuttgart, der das Teehaus und auch den unterhalb gelegenen Marmorsaal von der Stadt gepachtet hat. Dieses Mal seien hauptsächlich Arbeiten im Außenbereich fällig. „Die Sprossenfenster müssen komplett abgeschliffen und neu lackiert werden“, führt Endmann aus. Ferner braucht die Fassade einen neuen Anstrich. Bislang war sie braun. Doch ein Gutachten brachte zu Tage, dass sie vormals hell gestrichen war. Die dunkle Farbe sei erst zu Beginn der 1950er Jahre aufgetragen worden. Das Denkmalamt, berichtet Endmann, habe sorgsam abgewägt, wie man es künftig halten soll. Denn was ist schon historisch korrekt, wenn man 70 Jahre lang die „falsche“ Farbe wählte? Die Fachleute haben sich letztlich fürs dunkle Braun entschieden. Die 100 000 Euro, die der Verein für die Sanierung veranschlagt, wurden beim Garten-, Friedhofs- und Forstamt beantragt und ein entsprechender Haushaltantrag ist nun auf dem Weg. Darin heißt es, „um weitere Beschädigungen zu vermeiden“, müsse die Fassade abgedampft, Fugen erneuert, Decken und Wände gestrichen, Fenster renoviert werden. Das Hochbauamt setzt 105 000 Euro an – ein beachtlicher Betrag: stehen im kommenden Jahr für die bauliche Unterhaltung von 112 Bauten insgesamt nur 277 000 Euro zur Verfügung. Ob so viel Geld ins Teehaus fließt, werden die Haushaltsberatungen zeigen.

Ein Präsent für die Gattin

Errichtet wurde der Pavillon 1913 vom Architekten Heinrich Henes. Auftraggeber war der Seifenfabrikant und Antikenforscher Ernst von Sieglin, der mit dem Pavillon seiner Frau eine Freude bereiten wollte. Sie sollte dort ihre Freundinnen zum Tee empfangen. Oberhalb des Teehauses lag die Villa der Sieglins, unterhalb ein Tennisplatz für den Herrn des Hauses. Da er am Hang liegt, musste er unterbaut werden, was in Form des üppig ausgestalteten Marmorsaales geschah, der bis heute Party- und Kulturabenden ein festliches Ambiente verleiht.

Sollte der Gemeinderat die Mittel für eine Sanierung bewilligen, will der Förderverein Alt Stuttgart zusätzlich Spenden akquirieren, mit denen auch der Außenbereich verschönt wird. „Platten müssen geebnet und neu verlegt werden“, sagt Endmann. Auch für eventuelle Mehrkosten bei der Sanierung sei man dann gewappnet. Denn Projekte können rasch teurer als gedacht werden, wie der Vorsitzende des Fördervereins Alt Stuttgart bei der Sanierung der Markthallenfassade schmerzlich erfahren musste: „Wir waren von 75 000 Euro ausgegangen. Gekostet hat es am Ende 200 000 Euro!“ Wenn beim Pavillon-Projekt aber mit den Finanzen alles nach Plan läuft und die Arbeiten nicht noch schlimmere Renovierungsbedürftigkeit offenbaren, steht das Teehaus in der kommenden Saison in neuem Glanz da.

Ab wann ist etwas historisch?