Das katholische Kinderhaus am Mühlrain hat selbst keine eigenen Parkplätze. Foto: Georg Linsenmann

Wegen vieler Strafzettel werfen Eltern von Kindern im Kinderhaus am Mühlrain den Behörden „Wegelagerei“ vor. Die Politessen würden selbst hanebüchen parken, während sie Knöllchen verteilten.

S-Süd - Glück braucht der Mensch! Zum Beispiel, wenn er einen Parkplatz braucht, um sein Kind zu St. Paul zu bringen oder es von dort wieder abzuholen. Denn das Katholische Kinderhaus am Mühlrain 51 hat keinen einzigen eigenen Parkplatz. Und da der öffentliche Parkraum an der sich den Hang hochschlängelnden Straße nicht bewirtschaftet wird, finden auch Berufspendler die Parkgelegenheit günstig, weil sie so per Zacke ohne Stau und weitere Parkplatznot zum Arbeitsplatz zu gelangen. Deshalb ist hier oft schon alles dicht, wenn Eltern Kinder zur Frühbetreuung bringen.

An diesem Morgen aber hat Michael Bruns Glück: Fast direkt vor der Kita findet sich kurz vor acht Uhr ein allerletzter freier Platz, in den er rasch rückwärts hineinstößt: „Das kommt einmal in der Woche vor“, kommentiert er die Lage. Die Lücke wird heiß begehrt sein in der nächsten dreiviertel Stunde, wenn die Mehrzahl der 50 Kinder gebracht wird. Viele Eltern helfen sich mit der Sperrzone am Aufgang zum Stäffele, wo das Auto dann halb auf dem Gehweg, halb auf der Straße steht, oder mit den Freiflächen vor den Privatgaragen. Wenn in diesem Zeitraum Politessen unterwegs sind, verteilen sie Knöllchen in Serie.

Knöllchen in Serie

Just das war in den vergangenen Monaten immer öfter der Fall. Eltern sprechen von „Wegelagerei“ und „Schikane“ durch die Verkehrsbehörde. „Es ist der Eindruck entstanden, dass die Eltern in den Bring- und Holzeiten der Kinder regelrecht abgepasst werden“, sagt Ulrike Bruns am Telefon. Auch sie war mehrfach betroffen: „Was sollen Eltern denn machen, die eng getaktet auf dem Weg zur Arbeit ihre Kinder in die Kita bringen?“, fragt sie. Was sie und andere Eltern zudem erbost: „Die Politessen, die Strafzettel verteilen, stehen dabei mit ihrem Fahrzeug oft selbst im Halteverbot.“

Dazu habe es auch eine per Mail geführte Auseinandersetzung mit dem Ordnungsamt gegeben, in der das Amt die Rechtmäßigkeit des Parkgebarens der Politessen aufgrund von Sonderrechten betont, die in der Straßenverkehrsordnung (StVO) definiert ist. In einem Schreiben heißt es aber auch: „Da wir im Mühlrain sehr viele Beschwerden vorliegen haben, wird dieser Bereich verstärkt überwacht.“ Bruns ergänzt, dass „Juristinnen unter den Müttern bezweifeln, dass beim Ausstellen der Strafzettel die geforderte Verhältnismäßigkeit“ gegeben sei. Zuletzt aber sei „nicht mehr kontrolliert worden, was vielleicht auch an unserem Protest liegt“.

Kulanz könnte helfen

Eine Verbindung, die Joachim Elser, der Leiter der Verkehrsüberwachung, auf Nachfrage unserer Zeitung „Mumpitz“ nennt: „Das ist eine an den Haaren herbeigezogene Mutmaßung, die jeder Grundlage entbehrt und gegen den Gleichbehandlungsgrundsatz verstoßen würde. Wir machen unsere Streifen durch die ganze Stadt. Und wer falsch parkt, muss damit rechnen, dass er verwarnt wird. Auch für Eltern gilt die StVO“, betont Elser und ergänzt: „Das „Problem mit Elterntaxis haben wir an vielen Stellen. Es geht auch um die Gefährdung anderer Verkehrsteilnehmer. Wenn jeder Rücksicht nehmen und die StVO beachten würde, dann bräuchten wir keine Verkehrsüberwachungen mehr.“

Anders sieht das Viola Fischer, die mit ihrem Auto eben kurz den Zwischenraum am Treppenaufgang genutzt hat: „Klar, das ist nicht legal. Aber wenn man es sich genau anschaut, dann sieht man, dass sowohl auf der einen Seite Autos, wie auf der anderen Seite Eltern mit Kinderwagen ohne Probleme durchkommen.“ Ihr Fazit: „Wenn alle ein bisschen Rücksicht nehmen und die Vorschriften in dieser besonderen Situation etwas legerer aufgefasst würden, dann ließe sich das pragmatisch handhaben, ohne dass jemand einen Schaden hätte.“