Aus Angst vor gesellschaftlichen Stigma verheimlichen Frauen ihre Sucht stärker. Foto: dpa

Die Klientel der Suchtberatungsstelle LaGaya ist oft unerwünscht. Ein Umzug scheiterte bisher.

S-Süd - Das Wort Suchtberatungsstelle hat in der Vergangenheit vielfach so starke Emotionen bei Immobilieneigentümern ausgelöst, dass ein Umzug für LaGaya dadurch bisher unmöglich war. LaGaya ist eine städtisch anerkannte Beratungsstelle für suchtkranke Frauen in der Nähe des Marienplatzes. Getragen vom gleichnamigen Verein dient sie als Anlaufstelle für Mädchen und Frauen mit Essstörungen, Alkohol- und Drogenproblemen. Nicht dass es nicht auch potenzielle Vermieter gegeben hätte, die dem Verein Räume vermietet hätten, sagt Ulrike Ohnmeiß, die Geschäftsführerin von LaGaya, diese Immobilien seien allerdings entweder nicht barrierefrei oder zu teuer gewesen.

Vor zwei Jahren sollte die Beratungsstelle beispielsweise an der Kriegsbergstraße unterkommen. Die Stadt hatte nach langem Ringen beschlossen, dort ein ehemaliges Handels- und Geschäftshaus an mehrere Suchtberatungsstellen zu vermieten. Für alle interessierten Träger reichte der Platz allerdings nicht, deshalb sucht LaGaya seither eigenständig weiter. Doch die räumliche Enge an der Hohenstaufenstraße, wo die Beratungsstelle untergebracht ist, wird zu einer immer größeren Herausforderung.

Die knapp 300 Quadratmeter, die LaGaya nutzt, sind auf jeweils zwei Ebenen in zwei nebeneinander liegenden Häusern verteilt. Neben der Beratungsstelle ist dort auch das Büro von Mara, der Wohnungsnotfallhilfe von LaGaya, untergebracht. Der Raumbedarf wächst beständig, auch weil sich der Verein weiterentwickeln und neue inhaltliche Angebote machen möchte, insbesondere vormittags.

Zweifel am Gelingen

„Wir improvisieren, aber der Druck neue Räume zu suchen, nimmt zu“, sagt Ulrike Ohnmeiß. Es habe sich in der Vergangenheit gezeigt, dass der Austausch untereinander für Frauen mit Suchtproblemen zunehmend an Bedeutung gewinne, erklärt die Geschäftsführerin von LaGaya. Damit solche Gesprächsgruppen sich überhaupt in einem geschützten Rahmen treffen können, begännen beispielsweise die Mitarbeiterinnen von LaGaya ihre Arbeit später, schildert Ohnmeiß. Doch so könne der zusätzliche Raumbedarf nicht dauerhaft gelöst werden, zumal die Räume nahe des Marienplatzes nicht behindertengerecht sind. Der Verein sucht deshalb nach einem passenden Gebäude, wo sich alle Frauen, die die Hilfe von LaGaya brauchen, willkommen fühlen können. Das ist für Ohnmeiß schon deshalb wichtig, weil der Großteil der Frauen freiwillig den Weg der Beratung wählt.

Mehr als die Hälfte der Klientinnen will Essstörungen oder Alkoholprobleme überwinden. „Gerade wenn es um Essstörungen geht, gibt es ganz wenige alternative Anlaufstellen“, erläutert Ohnmeiß. Doch auch bei Alkoholproblemen sei es wichtig, dass die Berater mit bestimmten femininen Verhaltensweisen umgehen könnten.

Frauen, die zum Alkoholismus neigten, seien oftmals einsam und verheimlichten ihre Sucht so gut wie irgend möglich – egal ob vor dem Arbeitgeber oder auch vor der eigenen Familie. Oft fehle die Unterstützung des Partners, wenn es darum geht, Probleme zu überwinden, sagt Ohnmeiß. Während zwei Drittel der Männer mit Alkoholproblemen auf ihre Partnerin bauen könnten, sei das umgekehrt nur bei einem Drittel der alkoholkranken Frauen der Fall. „Zudem sind Frauen generell zwar motiviert, an ihren Problemen zu arbeiten, zweifeln aber stärker daran, dass ihnen das tatsächlich gelingen wird“, berichtet Ohnmeiß. Für die Geschäftsführerin und ihre Mitarbeiterinnen ist es deshalb immer auch wichtig, das Selbstbewusstsein ihrer Klientinnen zu stärken.

„Die Online-Beratung ist Teil der normalen Beratungstätigkeit geworden“

Bei Frauen, die nach Heroin und anderen illegalen Substanzen süchtig sind, bietet LaGaya nicht nur Gespräche in der Beratungsstelle an, sondern arbeitet auch intensiv mit Ärzten zusammen. Das sei vor allem bei Substitutionsprogrammen wichtig und für diese eigneten sich die Klientinnen von LaGaya vielfach, weil sie von sich aus an ihrer Sucht arbeiten wollen.

Seitdem der Verein über die ARD-Fernsehlotterie Geld bekommen hat, um eine Internetseite aufzubauen, ist es den Mitarbeiterinnen der Beratungsstellen gelungen neue Klientel anzusprechen. „Die Online-Beratung ist Teil der normalen Beratungstätigkeit geworden und sie läuft gut“, sagt Ohnmeiß. Sie erklärt das damit, dass es einigen Menschen leichter fällt, Probleme in der Anonymität des Internets anzusprechen. „Einige Frauen sind über die Brücke Online-Beratung erst in unsere Beratungsstelle nahe des Marienplatzes gekommen“, erzählt sie. Die Erfahrungen mit Online seien deshalb sehr positiv. Ein Ersatz für die Beratungsstelle in der Realität ist das Internet für Ohnmeiß jedoch nicht, vielmehr ein flankierendes Angebot. Deshalb geht die schwierige Suche nach neuen Räumen weiter.

DIE ARBEIT VON LAGAYA

Beratungsstellen
Geht es um die Sucht nach legalen und illegalen Drogen, Essstörungen sowie Kaufsucht, unterstützen die Mitarbeiterinnen von LaGaya sowohl betroffene Frauen, als auch Angehörige und Partnerinnen von Suchtkranken. Für Mädchen gibt es mit „Mädchen.Sucht.Auswege“ ein spezielles Angebot. Seit 1986 ist LaGaya eine städtisch anerkannte Beratungsstelle.

Betreutes Wohnen
1992 hat der Verein sein Arbeitsgebiet erweitert. Zusätzlich zur ambulanten Beratung wurde Mara gegründet. Diese Form des betreuten Wohnens soll drogenabhängigen Frauen wie auch Frauen im Substitutionsprogramm die Möglichkeit geben, ihr Leben neu zu ordnen.

Online
Unter www.fe-mail.de können Mädchen und Frauen sowohl per E-Mail um Unterstützung bitten, wie auch sich in Gruppen- oder Einzel-Chats von den Mitarbeitern von LaGaya beraten lassen.

Kontakt
Telefonisch sind die Beratungsstellen über 6 40 54 90 zu erreichen. Unter www.lagaya.de stehen die E-Mail-Adressen der einzelnen Einrichtungen sowie weitere Informationen.