Gerhard Maschkowski Foto: Pressefoto Horst Rudel

Gerhard Maschkowski besucht das Mörike-Gymnasium, um Schülern von seinen Erlebnisse zu berichten. Er war im Januar 1945 mit zigtausend anderen auf den Todesmarsch geschickt worden und schwor sich damals: Anderen Menschen von den erlebten Gräuel zu berichten.

S-Süd - Er hat die Nummer auf seinem linken Unterarm nie versteckt. Allmählich wird die Tätowierung blasser. „Ich habe immer nur Glück gehabt“, sagte Gerhard Maschkowski kürzlich im Gespräch mit der StZ-Autorin Hilke Lorenz. Er hat Auschwitz überlebt. Er hat den Todesmarsch überlebt, als die Rote Armee im Januar 1945 kurz vor dem Vernichtungslager stand und die Nazis noch hastig ihre Gefangenen zu Fuß in den Winter hinaus trieben – Kranke und Geschwächte ohne Proviant und warme Kleidung. Unter ihnen befanden sich Maschkowski, 18 Jahre alt, gebürtig aus Elbing in Westpreußen, und seine beiden Freunde, die ihn das letzte Stück trugen, weil er nicht mehr konnte. 35 Kilo hat er da noch gewogen. „Einer von uns muss überleben, um zu erzählen, was wir erlebt haben“, schworen sich die Freunde damals.

Neuanfang in New York

Der 94-jährige Maschkowski hält sich bis heute an die Abmachung. Am Donnerstag dieser Woche beispielsweise ist er im Mörike-Gymnasium, um Schülern der Oberstufe von seinen Erlebnissen zu berichten und ihre Fragen zu beantworten, ferner spricht er in Feuerbach. Er habe die Befürchtung, dass die jüngere Generation daran zu zweifeln beginnt, dass die Nationalsozialisten tatsächlich all diese unfassbaren Gräueltaten begangen haben.

Seit 1969 kommt Gerhard Maschkowski in dieser Mission von Kalifornien herübergeflogen, früher in Begleitung seiner inzwischen verstorbenen Frau Ursula, die Theresienstadt überlebt hatte. Die beiden hatten sich im Displaced-Persons-Camp Deggendorf kennengelernt. 1947 begannen sie gemeinsam ein neues Leben in New York mit gerade mal vier Dollar in der Tasche. Doch als Mechaniker und Spezialist für deutsche Autos konnte sich Maschkowski eine Existenz aufbauen und mit einem eigenen Unternehmen in Kalifornien niederlassen. Inzwischen lebt der Witwer in San Diego in einem Seniorenheim. Er ist der letzte der drei Freunde vom Todesmarsch, der noch lebt und weiter berichten kann.

Er habe Auschwitz, so erzählte er der Journalistin Hilke Lorenz, auch gegenüber seinen Kindern nie verschwiegen – anders als viele andere Überlebende. „Die Kinder haben doch sowieso alles gehört, wenn wir mit unseren Leuten geredet haben“, sagt Maschkowski. „Schweigen ist falsch.“ Am Donnerstag werden auch die Jugendlichen von der Mörike-Schule seine Geschichte hören – einen authentischen Bericht, illustriert mit Bildern und Dokumenten, damit sie alles glauben und nicht vergessen.

Schweigen ist falsch