Zur Eröffnung strömen Kunden in die Filiale. Weitere Bilder zur Filiale finden Sie in unserer Bildergalerie. Foto: factum/Granville

In dem Ludwigsburger Einkaufszentrum eröffnet Baden-Württembergs zweite Filiale der dänischen Wohlfühl-Einrichtungskette Søstrene Grene. Und der Run auf die Müslischüsseln beginnt.

Ludwigsburg - Ein rotes Absperrband, vier Streicher und eine Stelzentänzerin im Federkostüm – Besucher der Wilhelmgalerie in Ludwigsburg werden am Freitagvormittag Zeuge eines kleinen Spektakels. Die dänische Einrichtungskette Søstrene Grene eröffnet eine Filiale in dem Einkaufszentrum, es ist 9.29 Uhr, eine Minute bevor die anderen Läden öffnen – und tatsächlich zieht die Show einige Schaulustige an, die die Darbietung mit ihren Smartphones filmen.

Ein neuer Laden in einem Einkaufszentrum, da ist eigentlich nichts Besonderes dabei. Doch Søstrene Grene ist anders, will auch anders sein. Es ist eine Einrichtungskette aus Dänemark, die ihren Läden den Charme eines Pop-Up-Stores verpasst: Handgeschriebene Schilder mit ungeraden und niedrigen Preisen, nach Holz duftende Regale, klassische Musik im Hintergrund.

Der Laden wirkt wie ein Ikea für hippe Muttis

Angeboten werden in einem Labyrinth aus Waren Möbel, Einrichtungsgegenstände, Bastelbedarf, Deko, Accessoires – Krimskrams, könnte man pragmatisch sagen. Die „Süddeutsche Zeitung“ beschrieb die Kette einmal treffend: „Kein Mensch braucht den Laden, trotzdem ist er irre erfolgreich.“

Liegt es an den Produkten? Alles ist in trendigem skandinavischem Design, alles irgendwie nett und in gedeckten Pastellfarben, präsentiert in simplen Holzkisten – wie ein Ikea für hippe Muttis. Dazu gibt’s Empfehlungskärtchen von den Schwestern Anna und Clara, worauf die beiden sich darüber unterhalten, wie schön diese Tischdecke doch wäre, wenn man Gäste habe oder wie toll kreative Geschenke seien.

Grene sieht großes Potential im deutschen Markt

Die Schwestern gibt es nicht wirklich, es sind fiktive Figuren. Das Gefühl, das sie vermitteln wollen, ist jedoch ein echter Trend: Hygge. Das Wort ist in den vergangenen Jahren zum Oberbegriff für Gemütlichkeit und Wohlbefinden geworden. Der dänische Exportschlager passt zum Bedürfnis der Menschen nach Ruhe und Einkehr und dem Rückzug ins Private in Zeiten zunehmender globaler wie nationaler Konflikte. Oder überspitzt gesagt: Was juckt mich das Erstarken des Nationalismus in Europa, Hauptsache meine Müslischüssel passt farblich zum Küchentisch.

Der Erfolg gibt Søstrene Grene recht: Seit der Gründung des Unternehmens im Jahr 1973 im dänischen Aarhus sind knapp 180 Filialen entstanden. In Deutschland gibt es bislang 25 Läden, jener in Ludwigsburg ist nach dem Store im Gerber in Stuttgart der zweite in Baden-Württemberg. „Wir sehen sehr großes Potenzial im deutschen Markt“, sagt der Geschäftsführer der Kette und Sohn des Gründers, Mikkel Grene. Er prognostiziert seiner Firma ein Wachstum von 40 Prozent in diesem Jahr.

Tatsächlich strömen viele Mütter mit Kinderwagen in den Laden

Jesper Strøm, der Geschäftsführer für Süddeutschland, hofft auf rege Kundschaft in Ludwigsburg. Nach Stuttgart und München eröffnet er zum ersten Mal in einer kleineren Stadt eine Filiale. „Bisher waren unsere Läden 15 Minuten nach der Eröffnung jedes Mal vollgepackt mit Kunden“, sagt er.

Platz gäbe es: Der Laden in Ludwigsburg ist mit 240 Quadratmetern sogar ein bisschen größer als jener im Gerber. Die Glasfassaden werden zur Eröffnung zur Seite geschoben, der Laden soll offen sein für seine Kunden. Jede Woche sollen neue Artikel im Schaufenster stehen – denn Søstrene Grene soll vom Wandel leben. „Unsere Kunden wollen jeden Tag was Neues“, sagt Strom. Dementsprechend sind viele Produkte nur eine begrenzte Zeit verfügbar – und das Warenlabyrinth, durch das der Kunde laufen muss, ehe er an der Kasse ankommt, wird auch regelmäßig umgestellt.

Tatsächlich strömen zur Eröffnung viele Kunden in den Laden – darunter auffällig viele Mütter mit Kinderwagen. Das mag der Uhrzeit geschuldet sein, trifft aber auch die Zielgruppe: Frauen zwischen 15 und 45 Jahren. Vielleicht liegt es aber auch am Eröffnungslied, das die Streicher spielen: „I just can’t get enough“ von Depeche Mode.