Ohne Kran lässt sich so eine zwei Tonnen schwere Kastanie nicht setzen. Foto: Jürgen Brand

Oft werden alte Bäume nur gefällt und nicht ersetzt. An der Haußmannstraße ist das jetzt anders gewesen.

S-Ost - Da hat so mancher Autofahrer im oberen Bereich der Haußmannstraße zwischen Urach- und Eugensplatz am Mittwoch große Augen gemacht: Ein Baum schwebte durch die Luft, sieben Meter hoch, der Stamm einen halben Meter dick, knapp zwei Tonnen schwer. Um die Rosskastanie von der Haußmannstraße zu ihrem neuen Standort auf einem Grundstück oberhalb der Haußmannstraße zu bringen, war ein ausgewachsener Autokran erforderlich.

Ungewöhnlich war die Pflanzaktion, weil sie nicht etwa von der Stadt veranlasst war, sondern ganz privat. Das Anwesen Zur Uhlandshöhe 4 ist Sitz des Architekturbüros Wittfoht Architekten und gleichzeitig auch Wohnort der Architektenfamilie. Die freie Fläche neben dem Wohn- und Bürogebäude aus den 1960er Jahren wurde lange Zeit von einer großen, alten Kastanie beherrscht. Diese war vor Jahren falsch beschnitten worden und hatte zwei auseinander strebende Stämme gebildet. An der Schnittstelle drang Wasser ein, Fäulnis breitete sich aus.

„Wir hatten den Baum unbedingt erhalten wollen“, sagt die Bauherrin Ingrid Bobran-Wittfoht. Aber nach einer Sicherheitsüberprüfung verlangte die Stadt, die Kastanie zu entfernen. Sie drohte, beim nächsten Sturm auseinanderzubrechen. Die Familie beschloss, für Ersatz zu sorgen, und zwar nicht wie sonst meistens üblich durch einen jungen Setzling, sondern durch einen halbwegs ausgewachsenen Baum. Deswegen ist die Stadtverwaltung auch voll des Lobes über die Bauherren.

Für die Pflanzaktion musste die Haußmannstraße über mehrere Stunden teilweise gesperrt werden. Insgesamt investiert der Architekt in die umfassende energetische Sanierung und den Umbau des Gebäudes einen siebenstelligen Betrag.