Eliszi Böhm und ihr Hund Mila testen, ob das historische Karussell im Höhenpark Killesberg rund läuft.Foto:Eva Funke Foto:  

Nach Jahren des Hin und Hers möchten Eliszi Böhm und Uwe Kirchner Klarheit, wohin in der Spielpause.

Stuttgart - Die Tage im Höhenpark sind gezählt. Anfang November wird es für Eliszi Böhm und ihren Mann Uwe Kirchner Zeit die Zelte dort abzubrechen und mit ihrem Jahrmarkttheater das Winterquartier zu beziehen. Dieses Jahr scheint die Bleibe in Zazenhausen noch gesichert. Aber wohin mit dem historischen Jahrmarkt aus der Zeit um 1900 in Zukunft?

Das Quartier in Zazenhausen wurde dem Schaustellerpaar bereits vor einem guten Jahr zum jetzt bevorstehenden Winter gekündigt. Der Eigentümer will das Gelände umnutzen. „Da wir keinen Ersatz gefunden haben, haben wir um Aufschub gebeten und die Miete weiter bezahlt“, sagt Eliszi Böhm. Eine Antwort haben sie und ihr Mann nicht erhalten. Deshalb gehen die beiden von einer „stillschweigenden Zustimmung“ aus.

Doch für den Winter 2018/19 hätten sie gern Klarheit. „Wir suchen eine etwa 500 bis 800 Quadratmeter große Lagerhalle in Stuttgart, die mit dem Lkw befahrbar ist. Noch besser wären sogar 1000 Quadratmeter und eine Wohnung“, sagt Uwe Kirchner. Derzeit überwintert der historische Jahrmarkt nämlich an zwei Standorten: Außer in Zazenhausen gibt es noch einen Stellplatz in Ittlingen in der Nähe von Heilbronn. „Da wir mit unseren Jahrmarktwagen nur Tempo 25 fahren können, ist das sehr umständlich“, sagt Eliszi Böhm. Außerdem passiert es ab und zu, dass sie Requisiten wie ihre Clownschuhe oder die Mundharmonika für ihre Theatervorstellungen im Winterquartier vergisst. „In Stuttgart könnte ich die schnell holen. Sind die Sachen aber in Ittlingen, muss ich improvisieren.“ Das fällt der Clownin zwar nicht schwer, aber anders wäre es einfacher. Und außerdem hätte das Paar gern endlich ein richtiges Zuhause.

Liebe zum Zirkus seit Kindertagen

Seit mehr als 20 Jahren betreiben Böhm und Kirchner ihr Jahrmarkttheater im Höhenpark Killesberg. Uwe Kircher hatte ursprünglich eine Autowerkstatt. Als Jahrmarkt-Fan hatte er aber schon früh gute Kontakte zu Schaustellern. In deren Lager hat er unter anderem ein Karussell, Schiffschaukel und Hutwurfbude so wie Zirkuswagen entdeckt und sie fachgerecht restauriert. Und schließlich wurde er selbst zum Schausteller.

Seine Frau war schon immer vom Zirkus und vor allem von den Clowns fasziniert. Nach dem Abschluss an der Waldorfschule ist sie bei dem Clown und Bühnenkünstler Frieder Nögge (1955 bis 2001) kurze Zeit in die Lehre gegangen, hat später an einer Schule für Improvisation in Zürich eine Ausbildung in Gesang, Tanz und Improvisation gemacht. Die Solokünstlerin schreibt und spielt ihre Stücke selbst.

„Leben kann man davon nicht. Unsern Unterhalt verdienen wir mit dem Kiosk“, sagt sie. Demnächst will sie erstmals einen Antrag bei der Stadt auf Subventionen stellen. „Nur so können wir das Theater im bisherigen Umfang weiterführen und vielleicht auch den einen oder anderen Gastschauspieler einladen“, stellt sie fest. Bislang ist das Jahrmarkttheater ein reiner Familienbetrieb: Eliszi Böhm schmeißt das Theater, Uwe Kirchner den Jahrmarkt, Sohn Nino (25) tritt ab und zu ebenfalls im Theater auf, sein Bruder Vanesco (28) gestaltet den Internetauftritt und Tochter Fabia (22), die Modedesign studiert hat, kümmert sich mit um die Kostüme. Aber irgendwann werden sich die Kinder ganz auf ihre eigenen Berufe konzentrieren müssen – und dann braucht Eliszis Jahrmarkttheater Unterstützung von außen. Die Stadt würde davon auch profitieren, ist Eliszi Böhm überzeugt. Schon jetzt kommen Besucher aus dem gesamten deutschsprachigen Raum zu ihrem Jahrmarkttheater. Böhm: „So etwas wie uns gibt es in kaum anderswo, und andere Städte beneiden Stuttgart darum.“