Das Hegelhaus soll im August 2020 in neuem Glanz erstrahlen. Foto: Lichtgut/Achim Zweygarth

Der knappe Zeitplan für die Renovierung des Hegelmuseum zum 250. Geburtstag im August 2020 löst bei manchem Sorgen aus. Doch die Leiterin des Kulturamtes, Birgit Schneider-Bönninger, hat die Ruhe weg: „Es ist alles im grünen Bereich.“

Stuttgart - Am 27. August 2020 ist es soweit. Dann jährt sich der Geburtstag des Stuttgarter Philosophen Georg Wilhelm Hegel zum 250. Mal. Für die Stadt, die sich ihres wohl bekanntesten Sohnes gerne rühmt, ist das ein Grund zum Feiern. Rechtzeitig zum Geburtstag soll das Hegelhaus und Museum in neuem Glanze, mit neuem Konzept dastehen. Doch bisher ist nur klar, dass knapp zwei Jahre bis zur Neueröffnung nichts klar ist. Weder inhaltlich-konzeptionell, noch Konkretes zu den Bauarbeiten. Wer im Museum nachfragt, wann genau die Umbauarbeiten (das Museum soll auch barrierefrei werden) beginnen, erntet ratloses Schulterzucken.

Nur die Leiterin des Kulturamtes, Birgit Schneider-Bönninger, hat die Ruhe weg: „Es ist alles im grünen Bereich und im Zeitplan.“ Soll heißen: „Im letzten Quartal 2018 schreiben wir den Gestalterwettbewerb aus, 2019 wird der Umbau und die Neukonzeption der Ausstellung vollzogen. 2020 wird das Haus neu eröffnet und mit einem umfangreichen Veranstaltungsprogramm auch die ganze Stadt als Hegel-Stadt bespielt.“

Das Ziel ist: Hegel verständlich machen

Der Philosoph und Soziologe Theodor Huett, der im Hegelhaus regelmäßig Seminare anbietet, hofft indes, dass die Aktivitäten rund um Hegels 250. Geburtstag auch nachhaltig wirken. Schade wäre es aus seiner Sicht, wenn nach dem Fest der graue Alltag wieder einkehre, weil das Geld fehle. „Hegel ist ja eigentlich kein Philosoph fürs Museum, sondern für lebendige, gesellschaftliche Diskussionen“, sagt er. Für viele sei Hegel „ein undurchschaubarer Lehrer“ und ein schwer verständlicher Denker, der übers Absolute philosophiert. „Kaum einer weiß aber, dass er eher ein Gesellschaftstheoretiker gewesen ist, dessen Thesen sehr aktuell sind.“ Genau das will Theodor Huett in seinen Seminaren vermitteln: „Ich will Hegel lebendig rüberbringen.“

Daran versuchten sich zuletzt auch 20 Teilnehmer des Stuttgarter Change Labs, eines interdisziplinären Seminars an der Uni Stuttgart mit Kunsthistorikern, Philosophen und Raumplanern. Im Hegelhaus sind ihre Entwürfe für ein neues Hegelmuseum noch bis zum Ende des Monats zu sehen. „Manche dieser Arbeiten sind interessant“, sagt Theodor Huett, der sich sehr dem Denken von Ernst Bloch verbunden fühlt. Aber ob eine dieser Ideen jemals zur Umsetzung gelangt, zweifelt er an: „Manche sind auch baulich nicht umzusetzen.“

Vorbild Ernst-Bloch-Zentrum

Er selbst würde das Hegelhaus nach dem Vorbild des Ernst-Bloch-Zentrums in Ludwigshafen konzipieren. Dort wird eine Mischung aus Dauer- und Sonderausstellung, aus Veranstaltungen und Bildungsangeboten umgesetzt. Eine Selbstdarstellung der Bloch-Stiftung macht deutlich, warum Huett diese Form favorisiert: „Das Ernst-Bloch-Zentrum ist ein Kultur- und Wissenschaftsinstitut, das sich mit Utopien, Zukunftsthemen und kritischen Fragen der Zeit beschäftigt. Mit seinem dreigliedrigen Konzept Archiv, Ausstellung und Kultur ist es sowohl Forschungsstelle als auch Ort für den öffentlichen Diskurs.“ Es ist der Versuch, Philosophie verständlich, greifbar und auf das gegenwärtige Leben lösungsorientiert übertragbar zu machen.

So etwas könnte sich mancher auch im Hegelhaus vorstellen. Aber bisher ist nur klar, dass nichts klar ist.