Das Rondell am Österreichischen Platz ist Knotenpunkt und Streitpunkt Foto: LG/Zweygarth

Der Bezirksbeirat Mitte macht Verkehrspolitik im Süden. Der CDU geht der Eingriff rund um das Rondell am Österreichischen Platz zu weit. Klar ist: Auf alle Verkehrsteilnehmer kommen Belastungen durch neue Verkehrsführungen zu – freilich fallen auch Parkplätze in dieser Zeit weg.

Stuttgart - In der Haut von Silvester Koci will in diesen Tagen sicher keiner stecken. Der Experte vom Tiefbauamt kann es derzeit keinem recht machen. Wie er und seine Kollegen die Sache rund um das Rondell um den Österreichischen Platz auch drehen, irgendeiner meckert immer. Sei es die Lobby der Radler, der Fußgänger oder der Autofahrer. Keiner mag in der Zeit der Sommerferien auf seine Gewohnheiten und Rechte verzichten. Und dabei ist es keineswegs so, dass die jeweiligen Interessenvertreter schlechte Argumente hätten. Aber Koci und das Tiefbauamt konnten bei der Suche nach einem tragbaren Kompromiss halt nicht nach allen Mücken schlagen. „Ich sage es Ihnen ganz platt“, seufzte Koci nach einer kontroversen Diskussion um die Rondell-Sanierung im Bezirksbeirat Mitte, „wir haben lange getüftelt. Aber uns ist echt nix Besseres eingefallen.“ Denn als oberste Maxime gelte: Wie kann trotz der Baumaßnahmen der gesamte Verkehr aufrecht erhalten werden?

Damit war im Tiefbauamt klar: so etwas geht nur in drei Etappen. In den jeweils sechs Wochen der Bauabschnitte zur Instandsetzung des Rondells am Österreichischen Platz kommen so auf alle Verkehrsteilnehmer Belastungen durch neue Verkehrsführungen zu – freilich fallen auch Parkplätze in dieser Zeit weg. Auf der Agenda stehen: Die Erneuerung des Belages, der Abdichtungen, der Fahrbahnübergangs-Konstruktion, der Entwässerung und umfangreiche Betoninstandsetzungen an der Tragkonstruktion. All das macht es nötig, dass in drei Bauabschnitten über drei Jahre gestreckt jeweils in den Sommerferien an dem Rondell gearbeitet wird.

Kritik wegen eines fehlenden Masterplans

All das leuchtete den Bezirksbeiräten ein. Doch nicht alles, was Silvester Koci bei seiner Präsentation im Rathaus vortrug, erschloss sich den Räten. So fragte sich Wolfgang Kämmer (Grüne): „ Haben Sie im Tiefbaumamt eigentlich einen Masterplan?“ Dass erst kürzlich in der Tübinger Straße mit unterschiedlichen Maßnahmen die Fahrradstraße errichtet worden sei und man alles nun wieder abreißen müsse, wirke auf Kämmer „unheimlich“. Koci musste einräumen, dass man zum Zeitpunkt der Vollendung der Fahrradstraße noch nicht gewusst habe, dass die Sanierung des Rondells anstehe.

Besser erklären konnte der Fachmann vom Tiefbauamt die Spreizung der Baumaßnahmen auf drei Abschnitte im Sommer: Manche Maßnahmen könnten in den kälteren Jahreszeiten nicht ausgeführt werden. „Und dann war es uns einfach zu heiß, dass wir nicht alles in ein oder zwei Bauabschnitten schaffen“, erklärte er.

Einen weiteren Vorstoß des Bezirksbeirates konnte der Verwaltungsmann nur zur Kenntnis nehmen. Mit einer großen Mehrheit strebt der Bezirksbeirat Mitte eine bessere Situation für Fußgänger an der Ecke Schlosserstraße/Immenhoferstraße durch die Installation einer Überquerungshilfe an. Veronika Kienzle hat die Sorge, dass dort der Verkehr während und nach der Rondellsanierung noch rasanter die Immenhoferstraße aufwärts fährt.

Drei Ampeln in unmittelbarer Abfolge?

Geplant ist, dass die Autofahrer in Zukunft direkt von der Paulinenbrücke in die Immenhoferstraße einfahren können. Bisher muss man eine halbe Runde im Rondell kreisen, ehe man rechts stadtauswärts in die Immenhoferstraße fahren darf.

Ob es jemals zu einer weiteren Überquerungshilfe kommt, ist fraglich. Denn das würde bedeuten, dass es innerhalb von etwa 100 Meter drei Ampeln gäbe. Die erste Ampel steht bereits an der Weißenburgstraße, die in die Immenhoferstraße mündet. Die zweite (optionale) stünde dann an der Schlosserstraße und dem Weißenburgplatz. Und die dritte Ampel steht bereits an der Kreuzung Immenhofer-/Heusteigstraße.

Dieses Szenario geht den Vertretern der CDU im Bezirksbeirat entschieden zu weit – sie stimmten gegen den Entwurf. „Wir haben in Stuttgart nicht nur Radfahrer“, sagte CDU-Bezirksbeirat Klaus Wenk. Ihn stört zudem, dass der Bezirksbeirat Mitte sich in Angelegenheiten einmischt, die auf der Gemarkung des Südens liegen. „Insgesamt halte ich die Forderung nach einer weiteren Überquerungshilfe oder Ampel für zu wenig fundiert“, sagte Klaus Wenk, „wir hätten es daher lieber gesehen, wenn man zunächst einmal eine Prüfung der Situation in Auftrag gegeben hätte, anstatt gleich etwas zu fordern.“