Viele Freunde haben Stadttauben nicht. Foto: Apfelweile

Stadttauben haben keine Freunde, denn über diese Tiere kursieren viele üble Gerüchte. Sie verhungern vor unseren Augen, weil ihn keiner zu Fressen gibt. Gleich mehrere Gemeinderatsfraktionen wollen nun das Fütterungsverbot für Tauben lockern.

S-Mitte - Tauben finden in der Stadt kaum artgerechtes Futter. Die Behauptung, dass die Vögel sich auf den Feldern ernähren könnten, ist nicht haltbar, schreiben in ihrem gemeinsamen Antrag Die Fraktion, Linke, SÖS, Piraten und Tierschutzpartei. Denn die domestizierte Stadttaube sei standorttreu. Sie brüte öfter im Jahr als wilde Tiere, und es sei wissenschaftlich widerlegt, dass das Füttern zur massiven Vermehrung führe. „Im Winterhalbjahr haben die Tauben fast nur ungeeignete Abfälle von Nahrungsmitteln zur Verfügung, welche zu Krankheiten bei den Tieren führen können. Deshalb müssen die Tauben aus Gründen des Tierschutzes ganzjährig an kontrollierten Fütterungsplätzen mit Futter versorgt werden“, fordern die Stadträte. Die Polizeiverordnung der Landeshauptstadt Stuttgart zur Abwehr von Tauben- und Wasservögeln ausgehenden Gefahren solle ausgesetzt werden an Taubenschlägen und Fütterungsplätzen, die vom Tierschutzverein oder von Dritten mit Zustimmung der Stadt zur Regulierung des Taubenbestandes betreut werden.

Schon seit Jahren stößt die Stuttgarter Tierschützerin und Taubenretterin Britta Oettl in genau dieses Horn und macht auf die Misere der Stadttauben aufmerksam. Das Fütterverbot, sagte sie etwa gegenüber unserer Zeitung, „treibt die Tiere massenweise in den qualvollen Hungertod“. In den Augen vieler Großstädter seien Tauben nachgerade abstoßende Dreckschleudern, die Bazillen ventilieren und die Stadt verkoten. Sie zu füttern sei Tabu. Laut Britta Oettl ist all das wissenschaftlich widerlegter Nonsens, der lediglich ein diffuses Unbehagen bedient und den Blick für das Leid der Tiere verstellt. Das Bundesgesundheitsministerium bestätige, dass Tauben keine Krankheitsüberträger seien, so Oettl: „Der eigene Hund, die eigene Katze sind da viel gefährlicher.“