Bis zum Jahr 2020 soll das Hegel-Haus noch einladener werden. Foto: Lichtgut7Achim Zweyghart

Bis zum 250. Geburtstag des Philosophen soll das Museum eine zeitgemäße Konzeption erhalten. Eine echte Herausforderung: Manche halten Georg Wilhelm Friedrich Hegel für den größten Sohn der Stadt. Aber nur wenige können mit dem großen Philosophen etwas anfangen.

S-Mitte - Manche halten ihn für den größten Sohn der Stadt: Georg Wilhelm Friedrich Hegel. Aber nur wenige können mit dem großen Philosophen etwas anfangen. Seine Texte lesen sich sperrig. Hegels Idealismus hat zwar viele Intellektuelle befruchtet, aber zum Volksphilosophen taugt das in Stuttgart geborene Genie eher nicht.

So ist auch das Hegelmuseum an der Eberhardstraße 53 eher eine Pilgerstätte für Hegel-Fans aus dem Ausland als für die Stuttgarter selbst. Überspitzt gesagt: Das Hegel-Haus fristet in der Stuttgarter Museumslandschaft ein Schattendasein. Doch damit soll nun Schluss sein. Die Kulturamtsleiterin Birgit Schneider-Bönninger plant den großen Wurf: „Das Museum wird völlig neu konzipiert. Denn es ist ein Schatz, den wir heben müssen.“

Konzept ist in die Jahre gekommen

Bisher zeigt die Pilgerstätte für Philosophen in den Vitrinen nur Bücher, Bilder und Manuskripte. Aus dem Leben Hegels finden sich fast keine Exponate. Es ist ein Museums-Konzept der alten Schule. Manfred Schmid, Historiker in Diensten der Stadt, hat das Hegel-Haus 1991 zusammen mit einem inzwischen verstorbenen Hegelforscher konzipiert. „An diesem Konzept ist nichts falsch“, gibt Schmid zu, „aber es ist in die Jahre gekommen.“

Daher soll das Haus anlässlich des 250. Geburtstages am 27. August 2020 neu aufgestellt werden. „Ziel ist ein besucherfreundliches und attraktives Museum, das wichtige Begriffe der Hegelschen Philosophie durch Medien und interaktive Angebote erfahrbar macht“, schreibt Kulturbürgermeister Fabian Mayer (CDU) in einer Mitteilungsvorlage zum Haushaltsplan. Weiter kündigt er an: „Das Hegel-Haus soll vom Haus über den Philosophen zu einem Haus der Philosophie werden.“

Was geht uns Hegel heute an?

Bisher kalkuliert die Stadt mit 960 000 Euro Gesamtkosten für die Neugestaltung. Darin nicht enthalten wären die Kosten für einen Umbau, der das Haus in den Obergeschossen per Aufzug barrierefrei machen soll. Doch diese Umsetzung ist noch ungewiss. Konkreter ist das weitere Vorgehen. „Hierzu wollen wir die Bürgerschaft in der Breite einladen“, sagt Schneider-Bönninger und meint einen öffentlichen Workshop am 27. Oktober, 9 Uhr, im Stadtmuseum. Dort werden unter anderem Referenten des Ernst-Bloch-Zentrums (Ludwigshafen), des Hebel-Hauses (Hausen im Wiesental) und des Marx-Hauses (Trier) erwartet. Sie berichten, wie die jeweiligen Denker in ihren Museen dargestellt werden. Nach dieser Phase will Birgit Schneider-Bönninger weitere Experten und Hegelianer, wie den katholischen Stadtdekan Christian Hermes, mit in den Austausch einbinden. Schneider-Bönninger: „Die Fragen in diesem Prozess lauten: Wie stellen wir uns Hegel im 21. Jahrhundert vor? Wie machen wir Hegel heimisch? Und was geht uns Hegel heute an?“

Georg Wilhelm Friedrich Hegel selbst würde diese Pläne wohl begrüßen. Spielt doch in seiner Philosophie der Fortsschritt eine entscheidende Rolle. Einer seiner bekanntesten Sätze lautet: „Die Weltgeschichte ist der Fortschritt im Bewusstsein der Freiheit.“

Wer jetzt schon Lust hat, mehr über den gebürtigen Stuttgarter zu erfahren: Das Hegel-Haus an der Eberhardstraße/Ecke Torstraße ist von Montag bis Mittwoch und am Freitag von 10 bis 17.30 Uhr geöffnet. Donnerstags ist die Öffnungszeit von 10 bis 18.30 Uhr und am Samstag von 10 bis 16 Uhr. Der Eintritt ist kostenlos. Mehr Infos gibt es unter Telefon 0711/2 16-68 33 oder im Internet unter www.stadtmuseum-stuttgart.de.