Bis zur Trennung 2007 waren Francois Hollande und Ségolène Royal fast drei Jahrzehnte lang ein Paar. Foto: dpa

Frankreichs neuer Premierminister Manuel Valls holt die frühere Lebensgefährtin von Präsident François Hollande in seine Regierung. Ségolène Royal soll Umwelt- und Energieministerin werden

Paris - Frankreichs neuer Premierminister Manuel Valls holt die frühere Lebensgefährtin von Präsident François Hollande in seine Regierung. Ségolène Royal werde Umwelt- und Energieministerin, ließ Valls am Mittwoch in Paris ankündigen. Die 60-Jährige wird zum linken Flügel der Sozialisten gezählt. Royal war Kandidatin im Präsidentschaftswahlkampf 2007, den sie gegen den Konservativen Nicolas Sarkozy verlor. Bis zur Trennung im selben Jahr waren Hollande und Royal fast drei Jahrzehnte ein Paar. Sie haben vier gemeinsame Kinder.

Als mitverantwortlich dafür, dass sie bei Hollandes Amtsantritt leer ausging, galt dessen damalige Lebenspartnerin Valérie Trierweiler. Diese enthüllte ihre Eifersucht mit einer Kurzbotschaft im Internet-Netzwerk Twitter, in der sie bei den Parlamentswahlen ausgerechnet Royals Rivalen anfeuerte, und machte damit Hollandes bewegtes Privatleben zu seinem politischen Problem. Doch spätestens seit der Trennung des Präsidentenpaares schien der Weg ins Kabinett frei für Royal, die ehrgeizige „Stehauf-Frau“.

Präsident Hollande hatte Valls nach der herben Niederlage der Sozialisten bei den Kommunalwahlen zum neuen Premier bestimmt. Der bisherige Innenminister zählt zum rechten Flügel der Sozialisten. Er übernahm am Dienstag die Amtsgeschäfte von seinem Vorgänger Jean-Marc Ayrault. Eine „Kampf-Regierung“ müsse her, die schneller und schlagkräftiger als bisher vorangehe, erklärte Valls. Trotz des gewünschten Neuanfangs blieben aber viele Minister auf ihren Posten, wie Außenamtschef Laurent Fabius, Verteidigungsminister Jean-Yves Le Drian oder Justizministerin Christiane Taubira, die seit dem Gesetz zur Homo-Ehe als Ikone der Linken gilt. Der Globalisierungskritiker und bisherige Minister für produktiven Wiederaufbau Arnaud Montebourg, der gerne in Richtung Brüssel und Berlin austeilt, wird Wirtschaftsminister – eine weitere Verbeugung in Richtung der Parteilinken. Ihm kommt die undankbare Aufgabe zu, 50 Milliarden Euro bis 2017 einzusparen, um Frankreichs Schuldenberg abzubauen.

Valls holte neben Royal ein weiteres neues Gesicht in die Regierung: François Rebsamen soll das Arbeitsministerium übernehmen. Der 62 Jahre alte Jurist und Volkswirt ist Mitglied des Senats und gilt als Vertrauter von Präsident Hollande.

Die bisher 38 Mitglieder umfassende Regierung soll insgesamt verkleinert werden. Zu den neben Valls noch 16 Ministern kommen die beigeordneten Minister hinzu. Die Namen sollen zu einem späteren Zeitpunkt bekanntgegeben werden. Die Grünen wollten nicht in einem Kabinett unter Valls dabei sein. Diese hatten bisher zwei Ministerposten, entschlossen sich nun aber zum Austritt angesichts des Rechts-Kurses, den sie in Valls` Nominierung sehen.