In einem Modellprojekt werden Geflüchtete gerade zu Lokführern ausgebildet – das soll künftige Ausfälle verringern. Foto: Lichtgut/Christoph Schmidt

Zusätzlich zu einigen Regionalstrecken trifft die Krankheitswelle nun auch die S-Bahnen der Linien S4 und S5. Zwischen dem 16. und 21. Januar wird der Fahrplan ausgedünnt.

Wegen eines anhaltend hohen Krankenstandes beim Fahrpersonal muss die Deutsche Bahn auf mehreren S-Bahn-Strecken und Regionalbahnen in und um Stuttgart ihr Zugangebot ausdünnen. Neu betroffen sind zwischen Montag, 16. Januar, und Samstag, 21. Januar, die S-Bahn-Linien S 4 nach Marbach/Backnang und S 5 in Richtung Bietigheim. Statt im 15-Minuten-Takt fahren die Linien S 4 und S 5 in der nächsten Woche lediglich halbstündlich.

Auf der S 62 zwischen Weil der Stadt (Kreis Böblingen) und Zuffenhausen, der Teckbahn im Kreis Esslingen von Kirchheim nach Oberlenningen sowie der Schusterbahn zwischen Kornwestheim und Untertürkheim werden die schon seit Anfang Dezember des vergangenen Jahres geltenden Einschränkungen verlängert. Hier fahren in diesem Zeitraum gar keine Züge. Auf der S 62 und der Schusterbahn soll dieser Zustand vom 16. bis 20. Januar dauern, auf der Teckbahn noch einen Tag länger bis zum Samstag 21. Januar.

Teilweise Busse als Alternative

Auf der S 4 / S 5 sollen die Fahrgäste alternativ die Regional- und Metropol-Express-Züge nutzen. Bei der Express-S -Bahn S62 können sie auf die parallel fahrende S 6 ausweichen, die weiterhin im gewohnten 15-Minuten-Takt verkehrt. Im Falle der Schusterbahn, wo am Tag sowieso nur wenige Züge zu den Hauptverkehrszeiten unterwegs sind, solle man Stadtbahnen oder Busse nutzen oder gegebenenfalls auf S-Bahnen in Richtung Stuttgart-Hauptbahnhof ausweichen, sagt die Bahn.

Auf der Teckbahn wird im Prinzip jede Zugfahrt durch eine Busfahrt ersetzt, teilweise mit Verstärkerfahrzeugen etwa im morgendlichen Schülerverkehr. Alle Fahrtalternativen sind in der elektronischen Fahrplanauskunft zu finden.

Ausfälle sind ein Dauerproblem

Die Ausfälle bei der S-Bahn und vor allem bei den Regionalbahnen halten nun schon über längere Zeit an. Seit den Sommerferien sind die Züge auf Schuster- und Teckbahn bereits zwischen Ende September und Anfang November ausgefallen. Der derzeitige Zustand hält hier nun bereits auch schon seit Ende November/Anfang Dezember an. Ähnlich ist es auf der ergänzenden Express-S-Bahn-Linie S62, die es erst seit Mitte September des vergangenen Jahres gibt.

Diese Verbindungen seien betroffen, weil hier die Auswirkungen für die Fahrgäste relativ gering seien, sagt ein Sprecher der Bahn: „Das sind Linien mit eher geringem Fahrgastaufkommen beziehungsweise guten, parallelen Angeboten.“ Bei der S-Bahn in der Region waren schon unterschiedliche Linien betroffen, teilweise sogar die besonders stark ausgelastete S1 zwischen Herrenberg und Kirchheim/Teck. Auf welchen Linien es Einschränkungen gibt, hat kurzfristig damit zu tun, wie viele Lokführer im einzelnen fehlen. Die S4 und S5 sind laut Bahnsprecher aktuell deshalb betroffen, weil die Zahl der fehlenden Lokführer relativ genau zu dem Bedarf auf diesen Linien passt. Beide S-Bahn-Linien hängen auch im betrieblichen Ablauf eng miteinander zusammen, weil die Züge im Verlauf des Tages zwischen diesen beiden Verbindungen abwechseln. Vorhersagen, welche Linien es künftig trifft, seien kaum möglich, sagt der Sprecher: „Krankheitsausfälle sind ja sehr kurzfristig.“

Welche Linien es trifft, ist unvorhersehbar

Mehr Personal soll helfen

Um künftige Engpässe zu mildern, investiere man zurzeit „massiv in neues Personal“, teilte die Bahn weiter mit. Allein in den vergangenen zwei Jahren habe man 100 neue Lokführer für die S-Bahn ausgebildet. Ein neuer Ausbildungskurs mit 16 weiteren Lokführern wird im Februar fertig – dieser Kurs war auch ein Modellprojekt, weil 13 davon Flüchtlinge sind.

Für dieses Jahr plant die S-Bahn Einstellungen in ähnlicher Größenordnung wie in den Vorjahren. Dabei will man wegen der insgesamt schwierigen Suche nach Arbeitskräften in diesem Bereich verstärkt auch Quereinsteiger ansprechen, auch deshalb, weil sie nur eine kürzere Ausbildungszeit brauchen. Allerdings ist das zusätzliche Personal nicht ausschließlich als Reserve etwa für Krankheitswellen gedacht, sondern auch für Erweiterungen des Zugangebots und den künftigen Bedarf nach der Eröffnung des neuen Stuttgarter Hauptbahnhofs im Jahr 2025. Hier müssen beispielsweise Lokführer für das neue digitale Signalsystem geschult werden – und für deren Abwesenheit braucht es wiederum eine Reserve.