Zahlreiche Bahnbaustellen bremsen die S-Bahn: Regionaldirektor Alexander Lahl (o.) mahnt nun bei Bahninfrastrukturvorstand Berthold Huber Verbesserungen an. Foto: imago/Arnulf Hettrich, Lichtgut/Piechowski (2)

Regionaldirektor Alexander Lahl nimmt die Bahn in die Pflicht, weil zahlreiche Stuttgart-21-Baustellen die S-Bahn in Mitleidenschaft ziehen. Er kritisiert die kurzfristige Planung und fordert eine bessere Koordinierung.

Der für den S-Bahnverkehr zuständige Regionalverband wehrt sich dagegen, dass der öffentliche Nahverkehr in Stuttgart und den Landkreisen massiv unter den Arbeiten für Stuttgart 21 und den Digitalen Knoten Stuttgart leidet. Regionaldirektor Alexander Lahl übermittelt nun den angesammelten Frust über das Gebaren der DB-Projektgesellschaft PSU in einem Schreiben an Bahninfrastrukturvorstand Berthold Huber.

 

Zustand der Bahn gefährde Mobilität in der Region

Es sei zwar erkennbar „mit wie viel Engagement die DB PSU daran arbeitet, die notwendige Infrastruktur sowohl für das Projekt Stuttgart 21 als auch für den Digitalen Knoten Stuttgart fertigzustellen, abzunehmen und in Betrieb zu nehmen“, schreibt Lahl. Allerdings seien „diese Bemühungen mit erheblichen Einschränkungen im Eisenbahnbetrieb verbunden“. Das wirke sich auf die Mobilität der Menschen in der Region aus.

Was Lahl und die Regionalräte besonders umtreibt, ist die Kurzfristigkeit mit der die Bahn zuletzt Baustellen eingerichtet hat. Dass dabei für die Verkehrsunternehmen häufig kaum Zeit bleibt, ein stabiles und leistungsfähiges Ersatzkonzept ins Werk zu setzen, hatte zuvor auch schon Landesverkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) in scharfen Worten gegeißelt. Auch Lahl wird deutlich. Er kritisiert, „dass wir uns mit der Planung der notwendigen Ersatzmaßnahmen mittlerweile außerhalb der Regelprozesse und -fristen bewegen, während die Anzahl der Einschränkungen sukzessive steigt. Diese Entwicklung ist in dieser Form nicht akzeptabel!“, schreibt er an den Bahnvorstand.

Region erwartet Engagement der Bahn bei Ersatzverkehren

Den Brief hat Lahl im Nachgang zur jüngsten Sitzung des regionalen Verkehrsausschusses geschrieben, in dem Bahnvertreter das ganze Ausmaß der im Jahr 2025 zu erwartenden Einschränkungen darlegten. Die Regionalräte forderten daraufhin, dass sich die Bahn an der Koordinierung und vor allem an der Finanzierung der Ersatzverkehre beteiligt.

Arbeitskreis für Ersatzverkehre gefordert

Diese Beschlusslage macht Lahl in seinem Schreiben an Huber deutlich. Die Region halte „die sofortige Einrichtung eines Arbeitskreises Schienenersatzverkehr für zwingend erforderlich“. Darin sollten neben der DB auch die Verkehrsunternehmen, die Landeshauptstadt sowie die Stuttgarter Straßenbahnen und der Verkehrs- und Tarifverbund Stuttgart vertreten sein. „Gleichzeitig ist klar, dass angesichts der kurzfristigen und umfassenden Auswirkungen neue Wege der Finanzierung von Ersatzverkehren und ergänzenden Maßnahmen zur Sicherstellung eines verkehrlichen Grundangebots gefunden werden müssen. Hier erwarten wir von der Deutschen Bahn ein klares Signal zur finanziellen Beteiligung und organisatorischen Mitwirkung“.

Dieses Anliegen will Lahl keineswegs auf der langen Bank versauern lassen. „Angesichts der Dringlichkeit sollten wir hierzu spätestens im nächsten Lenkungskreis eine abschließende Entscheidung treffen“. Gemeint ist das Stuttgart-21-Spitzengremium, in dem sich die Projektpartner zweimal im Jahr austauschen. Die nächste Zusammenkunft ist am 19. Mai terminiert.