Signale und Weichen fallen im Stuttgarter S-Bahn-Netz immer wieder aus. Foto: Lichtgut/Leif Piechowski

Zugegeben, die Bahn kämpft im S-Bahn-Netz mit den Auswirkungen vieler Baustellen, nicht nur für S 21. Trotzdem reicht es nicht, wenn das Unternehmen das (Un-)Pünktlichkeitsniveau hält, meint unser Verkehrsexperte Alexander Ikrat.

Stuttgart - Man könnte es positiv wenden: Obwohl die Bauarbeiten für das Milliardenprojekt Stuttgart 21 in vollem Gange sind und obwohl die Bahn ihr Schienennetz an vielen anderen Stellen wieder in Schuss bringt, sind die S-Bahnen im vergangenen Jahr nicht wesentlich unpünktlicher geworden als 2015. Skeptiker unter den Kunden des Verkehrs- und Tarifverbundes Stuttgart hätten sich nicht gewundert, wenn dies nach dem Aufschwung vor zwei Jahren eingetreten wäre. Ein Erfolg für die Bahntochter DB Regio also?

So einfach kann man es den S-Bahn-Strategen in der Presselstraße nicht machen. Jahrelang wurde in dem auf Rendite getrimmten Staatskonzern auf Verschleiß gefahren und auch in Stuttgart in Kauf genommen, dass die Infrastruktur regelrecht herunterkommt. Erst seit die Regionalversammlung vor vier Jahren begann, die Misere auf sogenannten S-Bahn-Gipfeln zunächst verbal aufzuarbeiten, investiert die Bahn auch im Ballungsraum Stuttgart wieder verstärkt in marode Stellwerke, Weichen und Signale. Dass Ergebnisse auf sich warten lassen, ist in Anbetracht der Störungen im gesamten Netz kein Wunder. Es gibt an vielen Stellen Handlungsbedarf.

Unterm Strich ist es auch Anfang 2017 alles andere als akzeptabel, dass im Durchschnitt jeder fünfte Zug in der für Zehntausende Pendler so wichtigen Hauptverkehrszeit mehr als drei Minuten Verspätung hat. Die Anschlüsse in der Region Stuttgart sind so knapp getaktet, dass die Bahn die Ziele in diesem Bereich unbedingt erreichen muss. Region und Land müssen im Dialog mit der Bahn weitere Verbesserungen der Infrastruktur erreichen. Ansonsten bleibt die S-Bahn, die zurzeit auch bei Feinstaubalarm nicht nennenswert mehr Pendler anzieht als sonst, eines: mangelhaft.

alexander.ikrat@stzn.de